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Herbstausstellungen

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Die Galerie St. Stephan half gegenwärtig hoch die Ausstellung des graphischen Werkes von Odilon Redon — das in der „Furche“ bereits gewürdigt wurde — geöffnet und wird anschließend eine Bücherausstellung bringen. (In ihrer renovierten Fassung ist sie ein Juwel unter den Wiener Galerien und eine der modernsten dazu.) Die Neue Galerie stellt Rudolf Korunka aus, die Galerie Wolfrum hat eine größere Schau, „Das gute Bild für Ihre Wohnung“, in der ausgezeichnete Reproduktionen alter und moderner Meister gezeigt werden, zusammengestellt. Die Galerie Würthle zeigt graphische Blätter von Herbert Tasquil — saubere Arbeiten, in denen freilich die gesetzten Linien noch nicht zu Formen gefunden haben.

Die weitaus bedeutendste Ausstellung aber ist derzeit in der Wiener Secession zu sehen: ein Querschnitt durch das Werk Oskar Kokoschkas. Vom Thermopylae-Triptychon bis zu den Entwürfen für die Ausstattung von Mozarts' „Zauberflöte“ im Sommer 1955 in Salzburg, vom Bildnis Julius Szeps' 1912 bis zum Bildriis Pablo Casals' 1954, vom „Stilleben mit totem Hammel, Schildkröte und Hyazinthe“ bis zum „Hamburger Hafen“ sind hier die Bilder zusammengetragen, die die wesentlichen Stationen des Künstlers dokumentieren; es fehlen nur die wichtigsten in der Emigration geschaffenen Werke („Selbstbildnis eines entarteten Künstlers“, 1937, „Anschluß“, 1941, „Die beste aHer Welten“, 1943, „Loreley“, 1944). Daneben Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik (Lithographien und Illustrationszyklen) in reicher Fülle. Die Ausstellung — die erste nach 1937 und zugleich die weitaus größte bisher in Wien — umfaßt über 230 Katalognummern. Ihr Zustandekommen ist dem Präsidenten der Secession, Prof.. Paul Meißner, und dem überaus rührigen Sekretär des Hauses, Dr. Werner Hofmann, zu danken. Ihnen ist eine ausgezeichnet aufgebaute Ausstellung gelungen, die das Wiener Publikum erstmalig mit dem Lebenswerk seines größten lebenden Malers konfrontiert und die zugleich die längst verdiente Ehrung des in einigen Monaten siebzigjährigen Künstlers darstellt.

Das Lebenswerk des Grazer Sezessionisten Alfred Wickenburg — ebenfalls ein Siebziger — ist, ein paar Minuten von Kokoschka entfernt, in der Akademie der bildenden Künste, zu sehen. Der Besucher der Secession sollte es nicht versäumen, auch die Ausstellung in der Akademie aufzusuchen.

Die Oesterreichische Staatsdruckerei in der Wollzeile zeigt — nach einer interessanten Schau von modernen Naturselbstdrucken — Werke des verstorbenen Hugo Steiner-Prag, der sich als Buchillustrator. Einbandentwerfer, Exlibriszeichner einen Namen gemacht hat; er gehörte dem Kreis in Prag an, dem auch Rilke, Werfel, Kafka, Alexander Moissi entstammten und dem in der Staatsdruckerei eine Reihe von Objekten (Handschriften, Bilder, Bücher) gewidmet ist.

Der Neue Hagenbund hat jetzt ein Atelier in Wien III, Am Modenapark 8—9, Stiege 6, erworben, das er mit einer Bilderschau seiner Mitglieder eröffnet. — Wem es dafürsteht, der statte neben dem Hagenbund auch dem Burgenländischen Künstlerbund in Eisenstadt einen Besuch ab. In der Orangerie des Eisen-stadter Schloßparkes werden derzeit zum zweiten Male die Werke burgenländischer Künstler — unter denen sich so manche Begabung, wie etwa die der jungen Wolfgang Baminger und Ferry Zotter, befindet — gezeigt, die beweisen, daß auch hiet vieles geschieht, was der Beachtung wert ist.

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