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Porträts aus zwei Jahrhunderten

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In der Bibliothek der „Akademie der bildenden Künste“ wurde kürzlich als zweite Sonderausstellung eine sehr interessante Schau eröffnet, die in Gemälden, Graphiken und Lichtbildern Bildnisse von Künstlern enthält, die im 19. und 20. Jahrhunden im österreichischen Kunstleben eine bedeutsame Rolle gespielt haben. -

Die Porträts stammen mit zwei Ausnahmen aus dem Privatbesitz des Bibliotheksdirektors, des Hofrates Dr. Hans Ankwicz-Kleehoven, der seit dreißig Jahren die Bildnisse bildender Künstler sammelt, die in anderen großen Sammlungen ziemlich stiefmütterlich behandeilt wurden. Es ist ein Stück österreichischer und deutscher Kunst, geschiente, das aus diesen Bildnissen zu dem Betrachter spricht, eine sehr lebendige Kunst-, geschiente, da das Antlitz des Künstlers sehr viel über sein Wesen und sein Schaffen auszusagen vermag. Man sehe' daraufhin etwa das Selbstbildnis Sturm-Skrlas und sein Porträt aus der Hand Bouvards an und man kann daraus die ganze kraftvolle, aber doch irgendwie zerfahrene Persönlichkeit dieses zu früh verstorbenen Malers erkennen. Wie köstlich ist Oskar Laskes Selbstkarikatur, wie sprechend Carry Hausers lithographiertes Selbstporträt! Unter den lebenden Künstlern fällt Ernst Schroms brillantes Selbstbildnis in Gouache-• technik auf.

In einer vorzüglichen Steinzeichnung hat Sterrer das durchgeistigte Antlitz des großen Baukünstler Behrens festgehalten, während Czesdika in einem Gouachebilde das leidzer-quälte Gesicht der unvergeßlichen Zerlacher gemalt hat. Überhaupt zieht die alte Garde der Wiener „Sezession“ an dem Beschauer vorbei, bis herauf zu Dobrovsky und Sergius Pauser. Mit Wehmut gedenkt man vor einem kleinen Photo Faistauers dieses überragenden Künstlers, den der Tod mitten aus der Reife seiner Künstlerschaft hinweggerafft hat. Persönlichkeit und seltsame Eigenart Egon Schieies werden in einigen Lichtbildern wieder in Erinnerung gerufen. Verschiedene Lichtbilder Klimts, von Max Klinger, Alfred Roller, Rudolf von Larisch, Kolo Moser, von dem auch ein sehr gutes Selbstporträt zu sehen ist, von Bacher und Josef Hoffmann gemahnen an die große Zeit, in der österreichisches Kunstschaffen internationalen Ruf besaß. Auf Altmeister Coßmanns feines Selbstbildnis

(Stich), auf Schieies Steinzeichnung von Paris von Gütersloh sei besonders hingewiesen. Eine Reihe von Medaillen, von Hartig, Breithut und R. Sdimidt geschaffen, zeigen die Porträtköpfe von Coßmann, Zumbusch und Strohofer, der selbst wieder den Schöpfer des Lueger-Denkmals, Prof. Josef Müllner, in einer delikaten Farbzeichnung bei seiner bildhauerischen Arbeit zeigt.

Aber auch die Künstler des 19. Jahrhunderts sind zumeist in sehr guten Selbstporträts vertreten, so Peter Fendi, Kriehuber und Waldmüller, während Raphael Donner in einer Radierung Jacob Schmutzers, Gaulmann in einem Stiche Stöbers, Martin von Meytens in einem Stiche Eckardts der Nachwelt erhalten geblieben sind. Ein nobles Schabkunstblatt vermittelt die Gesichtszüge J. H. Fügers. Besonderen Seltenheitswert besitzen die Lichtbilder des genialen Malers Romako, dessen Porträts weder in der Porträtsammlung der Nationalbibliothek noch im Städtischen Museum zu finden sind.

Die Absicht des Hofrats Dr. Ankwicz-Kleehoven, der Öffentlichkeit private Kunst- und Porträtsammlungen zugänglich zu machen, die mit der „Wacik-Ausstellung“ so verheißungsvoll eingeleitet wurde, hat mit dieser zweiten Sonderausstellung eine sehr erfreuliche Fortsetzung gefunden. Für Kunstfreunde und Künstler lohnt sich der Besuch dieser kleinen, aber sehr sehenswerten Ausstellung.

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