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Entdecktes und Bewährtes
Es erscheint immer wieder unbegreiflich, daß die Gemäldegalerle 3er Wiener Akademie der bildenden Künste nicht jene Besucherzahlen aufweist, die sie auf Grund der in ihr vorhandenen Schätze verdienen würde. Für den Großteil des Wiener Publikums, das sich doch hin und wieder ins Kunsthistorische Museum verirrt, schläft sie einen Dornröschenschlaf und ist dabei doch eine höchst lebendige Institution, wie die immer wieder in ihr veranstalteten Sonderausstellungen beweisen.
So ist auch jetzt eine solche zu sehen, die diesmal 14 Bilder aus der Galeriereserve umfaßt, die größtenteils seit über 30 Jahren, manche sogar noch nie öffentlich zugänglich waren, darunter etwa das schöne Bildnis der Kaiserin Maria Theresia von Meytens, das, von entstellenden Übermalungen befreit, nun im alten Glanz leuchtet, der „Männliche Studienkopf“ aus dem Rubens-van Dyck-Kreis, der ausgezeichnete Paulus Moreelse, „Bildnis einer jungen Frau“, und ein „Männliches Bildnis“ von Willem Willemsz van Vliet, und schließlich die im Sommer des vorigen Jahres gemachte große Entdeckung: das „Selbstbildnis des Künstlers“ von Pierre Sulbleyras. Pierre Subleyras (1699—1749) war bisher hauptsächlich als Maler kühler und konventioneller Kompositionen bekannt, die ihn als Künstler in seiner Stellung zwischen Barock und Klassizismus zeigen. Die Wiener Akademie der bildenden Künste besaß bisher zwei Werke von seiner Hand — und ohne es zu wissen ein drittes, das das Können des Malers In einem ganz neuen Licht erscheinen läßt und wahrscheinlich das Chef d'ceuvre von seiner Hand darstellt.Bei Restaurierungsarbelten Im vergangenen Jahr an dem einen bekannten Werk von Subleyras „Das Atelier des Künstlers“ wurde nämlich beim Ablösen einer alten Dou-blierleinwand entdeckt, daß der Künstler auf die Rückseite des Bildes ein fast lebensgroßes Selbstbildnis gemalt hatte, das ihn in lebendiger Pose, im Mantel, den Dreispitz auf dem Kopf und einen Kreidehalter zwischen den Lippen, vor seiner Staffelei sitzend zeigt. Ganz im Gegensatz zur Vorderselte des Bildes ist dieses Selbstporträt locker und großzügig gemalt, dem optischen Eindruck hingegeben, ..Impressionistisch“ in der Auffassung, mit raffiniertem Einsatz der Farbwerte und hat, bei aller Freiheit, einen strengen Bildbau. Wahrscheinlich kurz vor dem Tod des Künstlers enstanden, zeigt es den schwindsüchtigen Maler mit ungeschminkter Direktheit und ist in seiner meisterhaften Frische ein erstaunliches Dokument dafür, daß Subleyras, der viel besser malen konnte, als er, von der Konvention erdrückt, durfte, ein seiner Zeit vorauseilender Künstler war.
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