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Zeichnungen eines Bildhauers —

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Levi Corinth hat —- nicht ohne dabei an Rembrandt zu denken — alljährlich ein Selbstbildnis gemalt, gezeichnet oder gestochen. Diese Selbstbildnisse, der Reihe nach betrachtet, halten mit rücksichtslosester Ehrlichkeit die Entwicklung und den Lebensweg eines Künstlers fest, der als ein wahrer Berserker, als ein „prächtiges Untier in der Kunst" zu arbeiten begonnen hatte, den Krankheit und wohl auch Ausschweifung zerstörten und der sich gleichwohl noch in seinen letzten Wochen den Pinsel an die gichtige Hand binden ließ, um der Kunst Opfer um Opfer zu bringen. Ein wahres Bilderbuch der Unzulänglichkeit und Bewunderungswürdigkeit’ des Menschen: es ist nahezu lückenlos aufgeschlagen in einer Ausstellung der Galerie W ü r t h 1 e, die zu besichtigen man nicht versäumen sollte. Schöne Zeichnungen Menzels und Liebermanns, Boedcl- Aquarelle und einige Arbeiten aus Kokoschkas frühester und bester Zeit vermehren die Bedeutung dieser Exposition. — Ein eigener Raum ist dem Graphiker und Bildhauer Hermann W a 1 e n t a gewidmet, dessen überdimensionierte halbabstrakte Schwarzweiß- kompositionen allmählich, und je öfter man sie sieht, den Eindruck einer gewissen Scha- blonenhaftigikeit zu machen beginnen. Einige Lichtbilder geben zum erstenmal Nachricht vom plastischen Schaffen Walentas, überzeugen jedoch nicht von seinem Wert. Die klaren und ein wenig kühlen Formen einer bestimmten Richtung der modernen Plastik — wie sie etwa Moore oder, anders, Arp übt — scheinen hier zu abstrusen und irgendwie ungut wirkenden Wucherungen angeregt worden zu sein. Aber wir wissen wohl, daß man an Hand von Bildern nur vorsichtig über plastische Arbeiten urteilen kann, und wollen mit einem schlüssigen Urteil gern bis auf weiteres warten.

Heinz Leinfellner — ein Bildhauer von beachtlichen Graden — stellt im Artclublokal Graphiken aus, die sehr überzeugend sind, soweit man sie als Studien und Versuchsskizzen für etwaige Plastiken betrachten kann: in ihnen drückt sich sehr deutlich jenes starke lyrische Gefühl aus, das die bildhauerischen Arbeiten dieses Künstlers — von denen nur einige kleine Tonfiguren zeugen — so angenehm macht. Die anderen Zeichnungen wirken bei aller Intelligenz ein wenig spielerisch, zufällig, so, als ob sie nebenher entstanden wären — was sie jai wahrscheinlich auch sind. Anerkennenswert auch diesmal wieder die nette und kultivierte Art, in der man die Ausstellungsobjekte gehängt hat.

Etwa dreißig Plakate sind im Jahre 1951 von einer klug und sachlich amtierenden Jury als die jeweils besten Plakate des Monats genannt worden; sie sind jetzt im Kunstgewerbemuseum ausgestellt. Allein sieben von diesen Plakaten sind von Hans F a b i- g a n entworfen worden, zwei — vielleicht sogar die allerbesten — stammen von Kurt Schwarz, eine Reihe anderer von Hofmann; auch Koszlers Entwürfe können sich, wenn auch in weiterem Abstand, immer noch sehen lassen. Haben wir wirklich so wenig gute Gebrauchsgraphiker, da die Anzahl der Namen, die in Konkurrenz miteinander gestanden sind, so beschränkt ist? Nein. Es können sich nur nicht alle von denen, die, ausgezeichnet ausgebildet, die Akademie der angewandten Kunst verlassen haben, das steife Genick leisten, das ein ordentlicher Gebrauchsgraphiker heute offenbar haben muß, wenn er mit Auftraggebern arbeitet, deren werbetechnische Kenntnisse im Jahre 1890 schon als überholt gegolten haben dürften.

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