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Vor einer güten Saison

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Die Sommerpause ist vorüber, die Ausstellungssaison beginnt — wenn nicht alle Zeichen trügen, werden Herbst und Winter viel Gutes bringen; denn die Konkurrenz ist groß und Kunstvereine und Künstlerbünde werden nach wie vor alles daransetzen müssen, um in ihr ehrenvoll zu bestehen.

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Die Sommerpause ist vorüber, die Ausstellungssaison beginnt — wenn nicht alle Zeichen trügen, werden Herbst und Winter viel Gutes bringen; denn die Konkurrenz ist groß und Kunstvereine und Künstlerbünde werden nach wie vor alles daransetzen müssen, um in ihr ehrenvoll zu bestehen.

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Der A r t - Cl u b hat gut daran getan, mit einer Kollektivschau des Graphikers Kurt Moldovan zu beginnen; denn. Moldovan gehört ja schon zu jener Künstlerequipe, deren Arbeiten im Ausland als für die moderne österreichische Kunst repräsentativ ein; geschätzt werden. Mit oder ohne Absicht von dem (wie wir glauben: richtigen) Standpunkt ausgehend, daß der Graphiker in erster Linie nicht dar-, Bondern festzustellen, nicht zu kom- typie, wie sie etwa der auf einem Hahn reitende „General“ ist, von einer ungewöhnlichen Meisterschaft auch im Formalen zu sprechen, ist der Schluß leicht zu ziehen: die österreichische Moderne kann froh sein, einen Graphiker von solchen Graden zu besitzen.

In ganz anderer Weise ist auch die Herbstausstellung im Künstlerhaus bemerkenswerter als viel Vorangegangenes. Hier lassen einige Kollektivexpositionen sehr alter und verdienter Mitglieder dem Kunsthistoriker eine unerwartete und darum um so überraschendere Beute finden. Es erweist sich an ihnen nämlich, daß die sehr wichtige Geschichte des Wiener Jugendstils noch immer nicht endgültig geschrieben worden ist. Alexander Rothaug (1870 bis 1946), war zum Beispiel, nehmt alles nur in allem, ein Maler, der zwar nicht an der Seite, aber doch in der Nähe Klimts einen ehrenvollen Platz einnimmt — in Urteil, das wir uns weniger aus so massiven Kompositionen, wie es das „Sintflut"-Gemälde ist, als aus vielen seiner kleineren Bildnisse und Bildern abzuleiten getrauen. Ähnlich wie bei Leopold Rothaug (geboren 1879) ist hier manches Zeugnis für jenen Seitenzweig des Sezessionismus zu finden, der eine besondere Vorliebe für jene präsurrealen Figuren, Landschaften und Szenerien zeigte, die wir aus den Werken des jungen Klimt oder des halb vergessenen Khnopff kennen: versunkene, halb symbolistisch gemeinte, halb realistisch gesehene Feerien, hinter deren Theatralik sich doch immer so etwas wie eine echte Faszinationskraft verbirgt. Ebenfalls im Wiener Sezessionismus haben die ausgezeichnete Maltechnik und die Märchenmotive • Karl S c h o 1 z' (geboren 1879) ihre Wurzeln. Recht amüsant schließlich sind die vielen kleinen Temperabildchen des früh verstorbenen Alfred Hagel, in denen ein gescheiter Geist den Versuch wagte, das 20. Jahrhundert sittenbildlich zu fassen und zu schildern.

Schließlich ist zu berichten, daß auch die Vereinigung bildender Künstlerinnen (in der Kunsthalle Zedlitzgasse) ernstzunehmende Anstrengungen macht, sich aus den Niederungen des Justemilieu herauszulösen. Ihre Herbstausstellung ist lebendig, ambitioniert und ziemlich vielfältig. Greifen wir das Beste heraus: da sind die Plastiken Elisabeth T u r o 11 s, einer Bildhauerin, die erstens Humor und zweitens eine sehr schätzbare Neigung zur handfesten Dekoration hat. Da hängen ferner einige der bekannten Kreidezeichnungen Vilma Eck 1s, die wie immer sehr schön und noch immer auf jene zwei oder drei Themen beschränkt sind, von denen Eckl offenbar nicht lassen will. -Neben ihnen: einige begabte Arbeiten der Bregenzerin Mila B j e 1 i k, nicht weit davon Grete Kmentt-Montandons hübsche Landschaftspastelle, die einige fade Salonporträts aus derselben Hand fast unerklärlich machen. Unter den Arbeiten der ausländischen Gäste können sich die Holzschnitte Lisa Fickers und Jolande Mohalys (beide Sao Paulo) durchaus sehen lassen.

Jörg Mauthe auf der ersten Tagung der Studentenpresse in Berlin im August 1951 begonnene Arbeit fortzusetzen und entsprechend einer auf der Internationalen Studentenkonferenz in Edinburgh im Jänner 1952 gegebenen Empfehlung Fragen des Austausches von Publikationen, Informationen und Erfahrungen, des Copyrights und anderes zu besprechen und die begonnene internationale Zusammenarbeit auszubauen. Österreich wird durch den Chefredakteur der führenden Monatsschrift freier Akademiker „MORGEN“ vertreten sein.

Schlesien ist der größte Lieferant .von aus Trümmern gewonnenen Ziegeln für den Aufbau Warschaus, wie aus polnischen Berichten hervorgeht. An erster Stelle steht dabei Breslau, gefolgt von den Städten der „Wojewodschaft Grünberg". Allein aus Glogau, Küstrin und Saarau wurden im Jahre 1951 insgesamt 200 Millionen Ziegel nach Warschau — und zum Teil nach Nowa Huta — geliefert. Das Liefer-Soll für 1952 beträgt weitere 90 Millionen Ziegel aus der „Wojewodschaft Grünberg“. Außerdem wurden hier bisher 20 Millionen Halbziegel und mehrere 1000 Tonnen Eisenschrott gesammelt.

„Eine Armee von Eremiten und Einsiedlern" nennt ein englisches Blatt die eineinhalb Millionen Haushalte, die aus einzelstehenden Personen bestehen. Es gibt in England insgesamt 10,3 Millionen unverheiratete Männer, zu denen noch 829.000 Witwer kommen. Die Wohnungsverhältnisse haben sich in den letzten 20 Jahren gebessert. Trotz einer Bevölkerungszunahme von dreieinhalb Millionen ist die durchschnittliche Wohndichte von 0,83 auf 0,73 pro Zimmer gefallen. Die Zahl der Engländer über 46 Jahren hat sich im genannten Zeitraum verdreifacht, und man fragt sich, ob das Ruhestandsalter für Beamte und Angestellte (derzeit 65 Jahre für Männer und 60 Jahre für Frauen) nicht wird heraufgesetzt werden müssen, um für die junge Generation untragbare Lasten zu vermeiden.

Gegenwärtig kommen verhältnismäßig weniger Amerikaner nach Europa als vor dem zweiten Weltkrieg, stellt der Londoner „Economist" fest. Einer der Gründe, warum in der heurigen Saison weniger Amerikaner nach Europa kamen, als kommen könnten, sei in der Schwierigkeit zu suchen, genügend Scfaiffs- und Flugraum für Passagiere zu finden. Es würden heuer etwa 400.000 Amerikaner Europa besuchen, kaum mehr als 1929 oder 1930, als die Gesamtbevölkerungszahl der USA um 35 Millionen geringer war als heute. Ein weiterer Grund, warum ein kleinerer Prozentsatz Amerikaner nach Europa reist, sei der, daß es viel weniger Amerikaner gebe, die ihre ursprüngliche Heimat in Europa aufsuchten als früher. Das größte Abschreckungsmittel für eine Europareise bildeten zweifellos die großen Fahrtspesen. Eine Rundfrage durch eine Zeitschrift habe gezeigt, daß etwa 45 Prozent aller Amerikaner ihren Urlaub gerne in Europa verbringen möchten, daß aber nur fünf Prozent sich diesen leisten könnten.

mentieren, sondern zu notieren hat, beschreibt Moldovan doch mit überraschender Ausschließlichkeit den Menschen und das Menschliche; wie jeder gute Graphiker hat auch er teil an jener Sicherheit, die den großen Reporter im Suchen und Finden bestimmter und ihrer Entlegenheit zum Trotz wichtiger Affären auszeichnet; und so sucht und findet dieser Zeichner das, was ihn am Menschen interessiert, in jenen Zuständen, in denen er allein und schwach irgendwelchen schweren Prüfungen ausgesetzt ist: im Krieg, in der Überwältigung durch elementare oder erträumte Katastrophen, auf den dünnen Seilen, einer Zirkusmanege, und unzähligen anderen Grenzsituationen des Übergangs zum Tier, zum Dämon oder Unmenschen. — Was sind die Merkmale der großen .nicht-illustrativen Graphik? Unerbittliche Beobachtung. Aktualität. Ironie, die so unschuldig-bösartig ist wie das Messer des Chirurgen. Schneller Wechsel des Themas, zugleich aber die Neigung, es in Zyklen restlos auszubeuten. Und ein starker, wenn auch gewöhnlich schwer nachweisbarer Trieb, moralisierend zu wirken nun, diese Merkmale lassen sich an den 50 Blättern Kurt Moldovans in aller wünschenswerten Klarheit nachweisen — und da es nicht schwerfällt, angesichts einer Mono typie, wie sie etwa der auf einem Hahn reitende „General“ ist, von einer ungewöhnlichen Meisterschaft auch im Formalen zu sprechen, ist der Schluß leicht zu ziehen: die österreichische Moderne kann froh sein, einen Graphiker von solchen Graden zu besitzen.

In ganz anderer Weise ist auch die Herbstausstellung im Künstlerhaus bemerkenswerter als viel Vorangegangenes. Hier lassen einige Kollektivexpositionen sehr alter und verdienter Mitglieder dem Kunsthistoriker eine unerwartete und darum um so überraschendere Beute finden. Es erweist sich an ihnen nämlich, daß die sehr wichtige Geschichte des Wiener Jugendstils noch immer nicht endgültig geschrieben worden ist. Alexander Rothaug (1870 bis 1946), war zum Beispiel, nehmt alles nur in allem, ein Maler, der zwar nicht an der Seite, aber doch in der Nähe Klimts einen ehrenvollen Platz einnimmt — in Urteil, das wir uns weniger aus so massiven Kompositionen, wie es das „Sintflut"-Gemälde ist, als aus vielen seiner kleineren Bildnisse und Bildern abzuleiten getrauen. Ähnlich wie bei Leopold Rothaug (geboren 1879) ist hier manches Zeugnis für jenen Seitenzweig des Sezessionismus zu finden, der eine besondere Vorliebe für jene präsurrealen Figuren, Landschaften und Szenerien zeigte, die wir aus den Werken des jungen Klimt oder des halb vergessenen Khnopff kennen: versunkene, halb symbolistisch gemeinte, halb realistisch gesehene Feerien, hinter deren Theatralik sich doch immer so etwas wie eine echte Faszinationskraft verbirgt. Ebenfalls im Wiener Sezessionismus haben die ausgezeichnete Maltechnik und die Märchenmotive • Karl S c h o 1 z' (geboren 1879) ihre Wurzeln. Recht amüsant schließlich sind die vielen kleinen Temperabildchen des früh verstorbenen Alfred Hagel, in denen ein gescheiter Geist den Versuch wagte, das 20. Jahrhundert sittenbildlich zu fassen und zu schildern.

Schließlich ist zu berichten, daß auch die Vereinigung bildender Künstlerinnen (in der Kunsthalle Zedlitzgasse) ernstzunehmende Anstrengungen macht, sich aus den Niederungen des Justemilieu herauszulösen. Ihre Herbstausstellung ist lebendig, ambitioniert und ziemlich vielfältig. Greifen wir das Beste heraus: da sind die Plastiken Elisabeth T u r o 11 s, einer Bildhauerin, die erstens Humor und zweitens eine sehr schätzbare Neigung zur handfesten Dekoration hat. Da hängen ferner einige der bekannten Kreidezeichnungen Vilma Eck 1s, die wie immer sehr schön und noch immer auf jene zwei oder drei Themen beschränkt sind, von denen Eckl offenbar nicht lassen will. -Neben ihnen: einige begabte Arbeiten der Bregenzerin Mila B j e 1 i k, nicht weit davon Grete Kmentt-Montandons hübsche Landschaftspastelle, die einige fade Salonporträts aus derselben Hand fast unerklärlich machen. Unter den Arbeiten der ausländischen Gäste können sich die Holzschnitte Lisa Fickers und Jolande Mohalys (beide Sao Paulo) durchaus sehen lassen.

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