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Kontinuität und Tradition

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Inmitten der 23. Sonderausstellung in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien, die einer Auswahl von Preis- und Aufnahmewerken aus den Jahren 1750 bis 1825 gewidmet ist, steht ein formal reiches und farbig sonores Stilleben von Prof. Gustav Hessing, eine Schenkung des Künstlers und damit die neueste Erwerbung der Sammlung. Der neue Leiter der Galerie, Dr. Heribert Hutter, will damit die Zielsetzung dokumentieren, von der Gegenwart ausgehend, die in der Galerie enthaltene Selbstdarstellung der. Akademie durch die Arbeiten ihrer früheren Professoren wieder aufzugreifen, um damit einer gegen Ende des vorigen Jahrhunderts abgebrochenen Tradition zu neuer Kontinuität zu verhelfen.

Schon in den Satzungen von 1751 wird davon gesprochen, daß die der „kaiserlich-königlichen Hof-Acade-mie associierten Mitglieder“ nach erfolgter Aufnahme ein „Probestück“ ihrer Arbeit „zum ewigen Andenken“ der Akademie zu übergeben haben, „ein Maler ein Bild ein Bildhauer eine Figur im Runden oder Bassorelievo, ein Architekt einen Riß“.

Unter Maria Theresia wurde 1767 diese Bestimmung erweitert und auch auf die mit akademischen Preisen bedachten Zeichnungen ausgedehnt und schließlich in den Statuten von 1800 und 1812 mit detaillierten Vorschriften versehen. So mußte das Aufnahmestück eines Historienmalers ein historisches Gemälde sein, von nicht weniger „als drey Schuhe Höhe oder Breite“, das Aufnahmestück eines Porträtmalers „in Oehl oder Miniatur“ ein „Bildnis mit Händen“ und Landschaftsstücke mußten „nebst einer gut ausgeführten Landschaft eine reiche Stafie-rung von Figuren und Thieren“' enthalten. In den Besitz der Akademie übergegangen, dienten diese Werke, im Ratssaal ausgestellt, der repräsentativen Selbstdarstellung des Instituts, wirkten vorbildhaft.

Die 23. Sonderausstellung besteht also aus Arbeiten, die zur Erlangung der Mitgliedschaft an der Wiener Akademie eingereicht wurden, sowie aus Arbeiten ihrer Professoren und den mit Preisen bedachten Arbeiten von Schülern. Insgesamt 14 Werke, darunter auch ein abgelehntes, führen vom Ausklang des österreichischen Barock bis zum Realismus des Vortnärz, der in einem schönen Bildnis des Bildhauers Zauner von Johann J'eter Krafft vertreten ist. Die Ausstellung macht'dabei nicht nur die Wandlungen der Porrfäf-kunst in dieser künstlerischen Übergangszeit in den Arbeiten von Ephraim Hochhauser, Friedrich August Oelenhainz und Krafft deutlich, sondern, im Eingehen auf die damals gestellten verschiedenen Themen der Aufnahmearbeiten, auch jene der Landschaftsmalerei und des Historienbildes. Bei ersterem kündet sich in den Bildern von Johann Christian Brand, Martin Molitor und Josef Heideloff der allmähliche Wandel im Verhältnis zur Natur an — Franz Rechbergers „Ideale Landschaft“ ist, noch im Geist einer früheren Auffassung und den Forderungen entsprechend, aus mehreren Bildmotiven „zusammengebaut“ —, während im Historienbild die Entwicklung vom nachbarocken Pathos (Josef Vinzenz Fischer: „Moses tritt die Krone des Pharao mit Füßen“) zum antikisierenden Klassizismus (Josef Abel „Cato von Utica“) besonders deutlich wird. Ihn vertritt auch Wilhelm Beyer (der das Gartenparterre von Schönbrunn mit Plastiken schmückte) mit seinem frühen „Har-pokrates“ in edler Linienführung und glatter Kühle.

Eine kleine, aber äußerst interessante Ausstellung und ein Vorhaben, dem man nur die tatkräftige Mitwirkung aller am Institut lehrenden Professoren wünschen kann.

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