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Zentralstelle österreichischer Kulturverwaltung

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100 Jahre Unterrichtsministerium 1848—1948. FeitsArift des Bundesministeriums für Unter rieht, Wien 1948, österreichischer Bundesverlag

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100 Jahre Unterrichtsministerium 1848—1948. FeitsArift des Bundesministeriums für Unter rieht, Wien 1948, österreichischer Bundesverlag

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Das österreiAische Unterrichtsministerium, das im Vorjahre seines hundertjährigen Bestandes gedenken konnte und aus diesem Anlaß eine seiner naA Inhalt und Ausstattung würdige Fest- sArift herausgegeben hau, ist im Laufe der Zeit in seinem Aufgabenkreis weit über den Rahmen der staatliAen SAulverwaltung hinaus- gewaAsen, so daß es heute eigentdiA den Namen eines österreiAisAen Kulturministeriums führen sollte. Die FestsArift führt in dreißig übersiAt- liAen Referaten den Beweis dafür. Diese stammen durAwegs aus der Feder von leitenden Ressortbeamtien des Ministeriums oder von hervorragenden FaAmännern versAiedener Kulturgebiete.

Seit dem Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus hat der Staat ungeaA’et aller politisAen Wandlungen das Bestreben, vor allem die SAule zu einem „Politicum“ zu maAen, das heißt sie womögliA ganz in seinen MaAtbereiA zu ziehen und einem privatien SAulwesen so wenig als mögliA Raum zu Lassen. Das UnterriAts- ministerium, dessen selbständige Stellung als staatliAe Verwaltungsbehörde aus den politisAen Ereignissen des Jahres 1848 hervorgegangen ist, hatte siA anfangs nur mit den „SAul- und StudiensaAen" zu befassen. Mio der all- mähliAen Demokratisierung der Staatsführung wurde die SAule immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses der politisAen Parteien gezogen, von denen jede gemäß ihren Parteigrundsätzen eine Umgestaltung des SAulwesens anstrebte. Die erstie große SAulreform, Ae vor allem die MjttelsAulen und FIoAsAulen umfaßte, war das Werk des Grafen Leo Thun, der von 1849 bis 1859 das Ministerium leitete. Unter ihm wurde auA die Vereinigung der Agenden der kirAliA-staatliAen Beziehungen mit dem UnterriAtisministcrium durAgeführt. Die großen innerpolitisAen WeAselfälle der Folgezeit maAten siA immer wieder auA auf dem Gebiet der obersten SAulverwaltung und des Kultus bemerkbar. Mit dem Erstarken des Parlamentarismus, in dem siA der Gegensatz zwisAen liberalen und konservativen Kuhur- ansAauungen immer stärker geltend maAte, trat die Frage der „SAulreform" in immer kürzeren Zeitabständen in den Vordergrund politisAer Auseinandersetzungen. Gerade im UnterriAtsministerium weAselte der Einfluß der liberalen (später sozialistisAen) und der konservativen Ressortleiter sehr stark. Seit dem Sturz der MonarAie ist das SAulwesen bei den labilen MaAtverhältnissen des ÖsterreiAisAen Parlamentarismus überhaupt niAt zur Ruhe gekommen, und bei dem Wiederaufbau des Staatslebens naA dem nationalsozialistisAen Intermezzo wird naA den bevorstehenden parkmentarisAen Wahlen eine umfassende Neuordnung des SAulwesens geplant, die schon jetzt im Widerstreit der politisAen Meinungen steht.

Von den anderen Verwaltungsaufgaben kultureller Natur, die dem UnterriAtsministerium im Laufe der Zeit zugewaAsen sind, seien hier nur die wiAtigsten erwähnt. Da ist zunäAst die „österreichische Akademie der Wissenschafte n", die als solAe 1945 wieder erriAtets, im Jahre 1947 ihr hundertjähriges Bestandsjubiläum feiern konnte. Ihre Aufgabe ist in erster Linie die Organisation und DurAführung von ForsAungsaufgaben, die über den ArbeitsbereiA eines einzelnen Gelehrten hinausgehen. Dazu fehlen heute allerdings die Mittel, aber die wertvollen Publikationen der Akademie werden naA MögliAkeit fortgesetzt, wozu das UnterriAtsministerium die notwendigen Zuwendungen vom Finanzministerium erwirkt.

Eine wiAtige Aufgabe obliegt dem UnterriAtsministerium durA die Verwaltung der staatliAen Bibliotheken. Gehörten dazu sei dem Bestände des Ministeriums die Universitäts- und

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Studienbibliotheken, so wurden im Laufe der Zeit zahlreiAe neue BiblioAeken für HoA- sAulinstitute und für die einzelnen Ministerien gesAaffen. Den größten ZuwaAs an Bibliotheksbeständen braAte 1920 die VerstiaatLiAung der k. k. Hofbibliothek (Nationalbibliothek) mit dem ihr angegliederten TheaterarAiv.

NaA der Auflösung der MonarAie fielen dem UnterriAtsministerium die Agenden der „Generalintendanz der k. k. Hoiftheater" zu, also die Oberleitung der Hoftheater in künstlerisAer, ökonomisAer und administrativer HinsiAt, die heute als „Bundestheaterverwaltung" bezeichnet wird. Die beiden Hof-, jetzt Staatstheater (Staatsoper und Burgtiheater) hatten siA im 19. Jahrhundert zu Kunststätten von Weltrang entwiAelt. Beide auf der Höhe ihrer künst- lerisAen Leistungen zu halten, war seit 1920 Aufgabe des UnterriAtsministeriums. Besonders sAwierig ist diese naA dem Ausgange des zweiten Weltkrieges geworden, da beiden Theatern ihr Heim von den Bomben der Kriegsfurie zerstört wurde. Die Bundestheaterverwaltung hat jedoA niAt nur NoAeime für beide Bühnen gesAaffen, sondern war mit Erfolg bestrebt, den künstlerisAen Wiederaufbau in jeder Weise zu fördern, so daß der Ruf Wiens als Stätte hoher Theaterkunst, besonders auA durA. erfolgreiAe Gastspielreisen der Künstler- ensembles in aller Welt wieder volle Anerkennung findet.

Mit der Pflege der Theaterkunst!, besonders mit der Oper, steht die Musik in engem Zusammenhang. Ihr widmete das UnterriAtsministerium seit seinen Anfängen vollste Aufmerksamkeit besonders durA die SAaffung Staat- liAer UnterriAtsanstalten für Musikpflege. Einen Gegenstand eifriger Sorge des Ministeriums bildete in dieser HinsiAt die Ausgestaltung des MustkunterriAtes in den PfliAtsAulen wie in den MittelsAulen und besonders in den Lehrerbildungsanstalten. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts ergriff das Ministerium auA die Initiative in der Pflege der Volksmusik und des Volksliedes, die heute im Rahmen der immer wiAtiger werdenden Volksbildungsagenden des Ministeriums eine hervorragende Rolle spielen.

NiAt unerwähnt sei auA, daß das UnterriAtsministerium bereits seit 1850 die oberste Kunstverwaltung des Staates innehatte und mit der „Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale", der Vorläuferin des heutigen Bundesdenkmalamtes, und der Akademie der bildenden Künste die Grundlagen zu einer großzügigen Förderung aller Zweige der bildenden Kunst sAuf. AuA in der Republik bewahrte die Kunstverwaltung den Ar gebührenden Platz, zumal ihr durA die Übernahme der Hofsammlungen eine neue sAwie- rige Aufgabe der Betreuung ÖsterreiAisAen Kunstgutes erstand. NaA dem zweiten Weltkrieg galt es, sAwere SAäden an monumentalen Werken österreiAisAer Baukunst, angefangen vom St. Stephansdom, zu beseitigen, die während des Krieges vielfaA verlagerten Kunstwerke wieder ausfindig zu maAen und den reAtmäßigen Eigentümern zurüAzustellen. Ausstellungen von Werken ÖsterreiAisAer Kunst wurden im In- und Ausland veranstaltet, mehr- faA wurden in Wien Werke ausländischer Künstler auf Anregung und mit Förderung des Ministeriums zur SAau gestellt. So leistet die österreiAisAe Kunstverwaltung auA in der Gegenwart wertvollste Arbeit, um den Ruf ÖsterreiAs als Kulturstätte in aller Welt zur Geltung zu bringen.

Aus dieser kurzen ÜbersiAt ergib siA, ein wie weites Feld mannigfaAer Betätigung auf kulturellem Gebiet dem UnterriAtsministerium gesteAt ist, weit über den Rahmen dessen hinaus, was sein Name als engeres, wenn auA wichtigstes Arbeitsgebiet kennzeiAnet. Für jeden Bearbeiter ÖsterreiAisAer KulturgesAiAte wird die umfangreiAe , reiA bebilderte Darstellung der FestsArift wertvollste Dienste leisten. Ein niAt immer verständnisvoll und wohlwollend beurteilter Zweig ÖsterreiAisAer Staatsverwaltung erfährt in diesem Werk seine frei- liA „in eigener SaAe“ verfaßte ReAtifertigung, die aber auA der objektive Beurteiler durAaus anerkennen muß.

Dr. Wilhelm Schier, Melk

Le Beau Danube Gris. Von Jean B1 a i r y, Paris, Mercure de France, 199 Seiten, 180 frs.

Der Autor, der als Diplomat und Offizier seAs Jahre im Raum der mittleren und unteren Donau verbraAt hat, legt hier eine Sammlung spraAliA sAön geformter Essays vor. Sie zeigen ihn als verständnisvollen Kenner der Land- sAaft und der von ihr bestimmten Lebensformen, als aufgesAlossenen BeobaAter der politisAen Problemstellungen und erweisen auA eine bedeutende historische Belesenheit. Im Ganzen: ein reichhaltiges und größtenteils wertvolles Material, dem aber eine schwerwiegende Einwendung entgegengesetzt werden muß: Die Quellen, aus denen der Verfasser seine Kenntnis der historisAen EntwiAlung sAöpft, waren wohl noA zu wenig abgeklärt, um ein ausgewogenes Urteil zu ermögliAen. Die nationale IntelligenzsAiAte der Sukzessionsstaaten, der der Autor siAtliA die Einführung in die ge- sAiAtliAe Materie verdankt, stand dazu noA zu sehr unter dem bewegenden Eindruck der neu erlangten Souveränität. So finden über- sAätzte Ressentiments Eingang, eine Gefahr, der siA der Autor selbst, wie eine Bemerkung auf Seite 59 zeigt, grundsätzliA bewußt war. Das Streben naA Objektivität, das dem Verfasser daher siAerliA zuzubilligen ist, verhindert so nicht immer unzutreffende und einseitige Urteile. Von einer „oppression viennoise“ kann wohl am wenigsten bei den Kroaten gesproAen werden. Sie verdanken ihr Verbleiben im westlichen Kulturkreis und damit ihren weiten Vorsprung vor dem serbisAen Volksteil dem Anfall an ÖsterreiA. Die Befreiung Ungarns in den Türkenkriegen faßt Blairy (Seite 53) in die höAst anfeAtbare Form; „Aber Ungarn sah siA nur vom TürkenjoA befreit, um unter jenes von Österreich zu fallen (!), das bereits in jenem ,Drang naA Osten’ begriffen war, der im Tag von Sarajevo mündete, bevor er von Hitler wieder aufgenommen wurde." Man kann die Mission ÖsterreiAs und ihre VollstreAung im Laufe von zwei Jahrhunderten wohl niAt ärger verkennen. Wo bleibt die Pionierarbeit im Banat, die Kulturarbeit, die österreiA- Ungarn noA in seinen letzten Dezennien in Bosnien entfaltet hat? Ist ihr der Autor im Raum der „schönen grauen Donau“ wirkliA nirgends begegnet? Man legt das Buch mit dem Bedauern aus der Hand, daß der Autor wohl die Erfordernisse und Gegebenheiten der Gegenwart, niAt aber die historisAen TatsaAen und Voraussetzungen riAtig gedeutet hat.

C. v. P e e z

Elektrizität im Lebendigen. Von Universitätsprofessor Dr. J. G i c k I h o r n. Braumüller. 112 Seiten.

Die Elektrizität als „Bedingung" und Lebensleistung, das ist es, was die MensAen seit der EntdeAung der Elektrizität lebhaft besAäftigte, und das ist auA der Gegenstand des vorliegenden BüAleins. Hier geben siA wissensAaftliAe GründliAkeit und eine leiAtfaßliAe und anregende Darstellung ein erfreuliAes StelldiAein. Von ganz primitiven EntdeAungen, wie der Leitung der Elektrizität durA Pflanzenkörper und dem ElektrisAwerden. von Federn, Haaren oder der HornsAiAt der menschliAen Haut, geht der Autor über zu den klassisAen Ver- suAen von Galvani und Volta, die einmal zur EntdeAung der animalisAen Elektrizität und dann wieder zur Auffindung des elaktrisAen Stromes führten. Dankenswerterweise werden die VersuAsberiAte Galvanis teilweise wörtliA zitiert. Von der Leitungs- und Reizbarkeit des lebenden Muskels, der Nerven, ausgehend, werden die Aktionsströme behandelt, jene geheimnisvollen Nebenprodukte, durA die die Erregung und Lähmung quantitativ naAweisbar wird. Das klinisA so bedeutende Elektrokardiogramm wird erklärt, und ebenso sind die Elektrizität als Waffe bei einigen FisAen sowie elektrisAe ErsAeinungen bei Pflanzen einer Würdigung unterzogen. Ganz besonders interessant ist die weiterhin gesAilderte TatsaAe, daß siA in elektrischen ErsAeinungen der Haut psyAisAe Erregungszustände manifestieren.

All dies ist in dem BüAlein jedem Laien ver- ständliA. Und das alles bewältigt Prof. GiAl- horn in einem dünnen BüAlein, das wenn sAon niAt Westen-, so doA RoAtasAenformat hat. Priv.-Doz. Dr. R. Schubert.Soldern

Stift Dürnstein. Von L. Pühringer- Zwanowetz. Verlag DeutiAe, Wien.

Mit diesem Werk ist ein weiteres wertvolles Glied zu der Kette von Monographien unserer großen BaroAstifte gefügt, die seit- langem ein dringendes Bedürfnis der KunstgesAichte bilden. Die Leistung — und dies gilt sowohl für die buAteAntsAe wie für die wissensAaftliAe — ist eine durAaus gültige; eine TatsaAe, der angesiAts der beginnenden sAweren Krise unseres Verlagswesens doppeltes GewiAt zukommt. Der Band ist mit 38 Tafeln reiA bebildert, dem wissensAaftlichen Charakter der Publikation entspreAend aber das GleiAgewiAt zwisAen Text und Bildteil durchaus gewahrt. Die Gründlichkeit der wissensAaftliAen Bearbeitung läßt keinen WunsA offen. BesAreibung und Analyse des Bauwerks sind erschöpfend, das verfügbare ForsAungsmaterial ist durAwegs herangezogen. FreiliA müssen die ZusAreibungen an bestimmte KünstlerpersönliAkeiten (Steindl, Munggenast), solange kein neues Urkundenmaterial auftauAt, was niAt zu erwarten isi Hypothese bleiben. Unmittelbar einleuAtend, soweit es siA um die Turmkonzeption handelt, fragwürdiger hinsiAtliA des KirAenraumes und der Stiftsfassaden. Ein methodischer Einwand trifft die Gliederung des Stoffes: die ganze Bau- gesAiAte ist in den Anhang am SAluß des Textes zurüAgedrängt, während der Leser gleiA auf den ersten Seiten anläßliA der BaubesArei- bung, ohne Orientierungshilfen zu erhalten, mitten in die Problematik der ZusAreibungen hineingezogen wird. Aber diese EinsAränkun- gen berühren niAt den Kern dieser durAaus positiven und wertvollen NeuersAeinung.

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