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Digital In Arbeit

An der Schwelle schweren Geschehens

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Wir bringen hier erstmals ein Kapitel aus einer in Vorbereitung befindlichen größeren Arbeit, die voraussichtlich den Titel tragen wird „Oesterreich steht auf“, mit der Dr. Friedrich F u n d c r sein vielgelesenes Buch „Vom Gestern ins Heute“ fortsetzen wird. Auch diese Niederschrift ist Erinnerungen des Autors aus der publizistischen Werkstatt gewidmet. Die „Furche“ lieber das Zollfeld her kam der Morgenwind. Er streichelte sanft das junge Gras. Die Pracht eines sonnigen Frühlingstages lag über der Kärntner Landschaft, die gegen Süden eingerahmt war von der silbern herüberleuchtenden Steinwand der Karawanken. lieber mir erhoben sich die Türme von Maria-Saal gegen den blauen Himmel. Die Glocken des Doms riefen mit eherner Stimme die achte Stunde aus. Es fiel schwer, sich aus dieser Schönheit zu lösen. Es mußte sein ...

Für den 25. und 26. April 1931 war der Bundesparteitag der Christlichsozialen Partei Oesterreichs in die Hauptstadt Kärntens einberufen. Nun war vollendet ein Jahrzehnt verantwortungsvoller Obsorge um den neuen Staat, dessen Existenz von den Großen dieser Erde aus seinen organischen Zusammenhängen gerissen worden war. Für ihn mußten die fundamentalen Voraussetzungen seines Bestandes, selbst der Glaube an seine Lebensfähigkeit und der Begriff eines Staatsvolkes geschaffen werden. Einer aus den Reihen der Partei, der Staatsmann Dr. Ignaz Seipel, und das von ihm zustande gebrachte Genfer Werk hatten dieses kleine Oesterreich aus dem Absturz gerettet, das Land durch die schweren Spannungen geführt, die aus einem wachsenden Radikalismus der Linken und aus seiner Reaktion auf der Rechten entstanden waren. Enttäuschungen und Verluste zwischen großen Erfolgen hatten den Weg der Christlichsozialen Partei begleitet. Sie war dieser Feuerprobe nicht ohne Wunden entronnen.

Wer war diese Christlichsoziale Partei? Seit vor fünf Jahrzehnten die innere Entwicklung Oesterreichs sich von dem Liberalismus der ersten Verfassungszeit des alten Staates losgelöst, wurde das Staatsleben von so großen Verwandlungen durchfurcht, daß Irrtum und Tendenz in seine Einschätzung sich leicht einschalten konnten.

Der Eintritt in den menschenerfüllten Saal des in der „Neue-Welt-Gasse“ gelegenen Kol-pinghauses führte wirklich in eine andere Welt. Er führte mitten in das bunte Gemenge einer großen Volkspartei, die hier die Rechenschaftsberichte ihrer leitenden Amtsträger entgegennahm: also Revue über Leistung, Erreichtes und Verfehltes in dieser sorgenbedrückten, von weltweiten Erschütterungen heimgesuchten Zeit, Kritik und Vorbehalt, wie es eben im irdischen Gefechte auch zwischen Gesinnungsgenossen und Freunden zuweilen sein muß.

Natur und Leben einer Partei ähneln dem eines einzelnen Menschen. Sie unterliegen Veränderungen wie er. Sie erstarken mit dem wachsenden Tun, sie können aus der Erfahrung gewinnen und reifen und Weisheit erreichen. Und sie können vergreisen und sterben. Die Partei trägt Verantwortung wie jeder in Berufsverpflichtung stehende Mensch, wie groß oder wie klein auch die dem einzelnen gestellten Lebensaufgaben sein mögen. Die mit den Obliegenheiten für die Gemeinschaft betraute öffentliche Körperschaft ist deshalb in ihrem Handeln genau wie jeder Mensch an das Sittengesetz gebunden, und sie verkommt wie er, wo sie sich von dieser ewig gesetzlichen Ordnung losmacht. Sie lebt nicht, oder zum wenigsten, von den Flakatwänden, dem Pathos oder der Unbändigkeit der Propaganda, nicht von den rasenden Schreibmaschinen der Sekretariate, dem Apparat. Sie lebt von ihrer Grundsatztreue, der Ueber-zeugung und bewährten Hingabe tüchtiger Menschen an das gesetzte Ziel, von einer inneren Erfüllung und Durchdringung und der nicht aufhörenden Liebestat für die Gemeinschaft. Aber auch die beste Partei wird der Ordnung alles Menschlichen gehorchen, dem Recht der herankommenden jungen, von neuen Erkenntnissen zu kühnen Handlungen getriebenen Generation. Wie stand es mit der Christlichsozialen Partei?

Mit gespannter Aufmerksamkeit horchte die große Oeffentlichkeit auf die Stimmen aus der Kontrollversammlung des christlichsozialen Lagers. In seinem politischen Expose stellte

Bundeskanzler Dr. E n d e r mit erfrischender alemannischer Nüchternheit und Offenheit fest: „Der Weg liegt klar erkennbar vor uns, aber er ist sehr steinig. Wenn ich den Weg, den unser Volk seit dem Jahre 1918 zurückgelegt hat und von dem wir hoffen, daß er schließlich in ein gelobtes Land führen werde, mit der Wanderung der Israeliten von Aegypten nach Palästina vergleiche, dann durchziehen wir augenblicklich einen Wüstenstrich. Es herrscht bittere Not. Unser Wirtschaftsleben entbehrt der Fruchtbarkeit, Not fordert Opfer. Opfer zu bringen ist hart, Opfer zu fordern macht nicht beliebt, wenigstens nicht im Augenblick. Politik des Opfers kann nur treiben, wer in harter Pflicht auf weite Sicht arbeiten kann.“

Zu solchen Handlungen war dieser Bundeskanzler nach seinem Herzen und seinem Verstände illusionslos bereit. Dr. Ender schloß mit den Worten:

„Will Gott, daß wir die uns gestellte schwere Aufgabe lösen, so geschehe Sein Wille, so wie die Menschen es verstehen. Nicht darauf kommt es an, welche Arbeit wir verrichten, sondern darauf, daß wir die Arbeit, die von uns verlangt wird, in rechtem Geist verrichten. Das sei das Programm der Regierung, des Parlamentes und die pflichtgemäße Auffassung in unserer Arbeit.“ Das war das Vorhaben eines christlichen Staatsmannes von rechtem Schrot und Korn. Die Versammelten stimmten mit lebhaften Kundgebungen zu.

Während die geschäftlichen Berichte dem Parteitag vorgelegt wurden, hatte in einem anderen Saale die Begrüßung der Ehrengäste stattgefunden, einer stattlichen Anzahl von Zentrumsleuten und Mitgliedern der Bayrischen Volkspartei. Unter ihnen fiel die hochgewachsene Gestalt des Zentrumsabgeordneten und Präsidenten der Herausgeberschaft der Berliner „Germania“ auf, Franz von Papen. Dieser erwiderte namens der Gäste der Zentrumspartei das Willkommen, meldete „Grüße des gesamten katholischen Deutschlands und im besonderen der Zentrumspartei“, die in der Person des Reichskanzlers Dr. Brüning ihren allerbesten Mann an die Spitze des Reiches gestellt hat. Herr von Papen gab schon nach den ersten Sätzen seiner Rede eine starke politische Note. Konnte es ihm unbekannt sein, welchen scharfen Einspruch die zwischen Bundeskanzler

Schober und dem deutschen Außenminister Dr. Curtius getroffene Abmachung für die Herstellung einer österreichisch-deutschen Zollunion in London und Paris erfahren und daß dieser Einspruch sogar die ablehnende Haltung Frankreichs gegenüber der angesprochenen Hilfeleistung in der krisenhaften Wirtschaftslage Oesterreichs hervorgerufen habe? Er mußte wissen, daß Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei unter großem Aufsehen in aller Form Protest gegen diesen Zollunionspakt als eine Verletzung des Genfer Abkommens mit Oesterreich erhoben hatten. Drei Wochen nach diesem Protest hielt nun in Klagenfurt Herr von Papen seine Ansprache. Er pries den engeren wirtschaftlichen Zusammenschluß der beiden deutschen Staaten als „die Anerkennung einer Pflicht in einem der sozialen und wirtschaftlichen Verwüstung Europas hinstrebenden Zustand, die wirtschaftliche Souveränität der beiden Staaten auch über Schwierigkeiten hinweg zu erkämpfen“. Die Pointe wurde von der Zuhörerschaft sofort verstanden. Das war in der bedrängten Lage Oesterreichs eine Rede auf FIsls- und Beinbruch gewesen. Die Delegierten nahmen die mit Elan vorgetragene Aeußerung des Gastes mit dem respektvollen Schweigen des Hausherrn auf, der gegen seinen Ehrengast nicht polemisieren kann. Zum Glück ging die Rede in der Zeitungsberichterstattung fast völlig unter.

Das Erscheinen von Papens auf dem Parteitag hatte peinliche Begleitumstände gehabt. Er war gekommen, begleitet von einem nationalsozialistischen Publizisten, dem von seinem streitbaren Auftreten in Tirol her bekannten Herrn von In der Maur, der sich neben den Delegierten niedergelassen hatte. Der Leiter des Ordnungsdienstes, Hofrat Dr. Kolassa, mußte den ungeladenen Gast zum Verlassen des Saales ersuchen. Herr von Papen, der als Führer der Zentrums-.delegation auftrat, entschuldigte sich, er habe seinen Begleiter, der ihm in der deutschen Gesandtschaft in Wien zugeteilt worden sei, nicht näher gekannt.

Reichstagsabgeordneter von Papen wohnte mit mir im Hotel Moser. In der Mittagspause begegneten wir uns, und wir begrüßten uns, da wir uns seit 1928 von einem Kongreß katholischer Zeitungsleute in Brüssel kannten, einer persönlichen Begegnung, die wir 1930 in Köln bei der Eröffnung der „Internationalen Pressa-Ausstellung“ erneuert hatten Papen hatte sich damals, wenige Jahre bevor er in der Deutschen Republik zu hohen Aemtern kam, in einer langen, mit Qiarme geführten nächtlichen Unterredung bemüht, mich — ausgerechnet mich — von den Aussichten einer monarchistischen Restauration eines Hohenzollernschen Großdeutschlands, das Oesterreich einschließen würde - natürlich ohne Habsburg —, zu überzeugen. Das Gespräch war für mich interessant und illustrativ gewesen. Einen anderen Ertrag erhielt es nicht. Diesmal in der Landeshauptstadt Kärntens wurde unser Gespräch von Herrn von Papen mit der Miene eines Gekränkten eröffnet: „Ich muß Ihnen gestehen, daß ich von einem Erlebnis des heutigen Vormittags erschüttert bin. Ich habe eine Begrüßungsrede an diese Tagung gehalten, in der ich, wie ich glaube, warmen Ausdruck der Schicksalsverbundenheit und Interessengemeinschaft Deutschlands und Oesterreichs gegeben habe. Auf diese Begrüßung hat sich keine Hand zum Beifall unter den Versammelten erhoben und nicht ein einziges Wort hat, wie es sonst üblich ist, auf eine nicht bedeutungslose Rede des Gastes geantwortet. Was geht da vor? Was ist die Ursache dieses in der Tat verletzenden tödlichen Schweigens? Erklären Sie mir dieses Rätsel!“ Mit seiner Schilderung hatte er recht. Seine politisch gut dosierte Rede hatte kein Echo geweckt.

Herr von Papen sprach eindringlich und erregt. Ich schenkte ihm reinen Wein ein und setzte ihm auseinander, daß wir Oesterreicher die Freundschaft mit Deutschland ehrlichen Willens ehren und pflegen wollen. Aber es wäre ein Mißverständnis, daraus einen österreichischen Verzicht auf das Eigenwesen, die Freiheit unseres Landes ableiten zu wollen. Im gemeinsamen Interesse müßten Zweideutigkeiten und Irrtümer in diesen Beziehungen um so mehr vermieden werden, als eine in falsche Richtung führende Propaganda über die deutschen Grenzen zu uns hereindränge und die gute Nachbarschaft in bedauerlicher Weise störe. Mein Gegenüber möge es deshalb nicht mißverstehen, wenn auf seine Begrüßungsworte nicht die erwartete Antwort gekommen sei und knüpfte daran die Bitte, daraus nicht die Abweisung seiner bezeigten freundlichen Gesinnung herauslesen zu wollen.

Nach diesem Gespräch haben wir uns verbindlich die Hand gedrückt. Ich zweifelte aber, ob ich ganz verstanden worden sei.

Nach drei Jahren führte mich mein Beruf mit Herrn von Papen, der inzwischen zu den obersten Rängen des Reiches aufgestiegen war, wieder zusammen. Er war nach der Ermordung des Kanzlers D o 11 f-u ß als Gesandter und Vertrauensmann Hitlers nach Wien gekommen. Ich hatte in den folgenden Jahren bis 1938, veranlaßt durch einen Auftrag des Bundeskanzlers Dr. Sc hu sehnig g, oft Gelegenheit, den Weg von Papens aus der Nähe zu verfolgen. Er mündete für ihn leider, wenn auch glimpflich, in Nürnberg. i

In der Vormittagssitzung des Klagenfurter Parteitages erhielt nach den Begrüßungsansprachen sofort, mit neugieriger Erwartung empfangen, der wirtschaftliche Referent, Ackerbauminister Dr. Engelbert D o 11 f u ß, das Wort. Die wenigsten in' der Versammlung, mit Ausnahme der Wiener und Niederösterreicher, kannten ihn persönlich; sie wußten von ihm in der Regel nur, daß er eine der Hoffnungen aus den Reihen der Jungen darstelle und sich auch bei internationalen Gelegenheiten als Wortführer Oesterreichs bewährt habe, so 1929 auf der Internationalen Agrarischen Expertenkonferenz in Genf und 1930 auf dem Agrarkongreß in Rom. Auch während seiner kürzeren Amtstätigkeit als Präsident der Bundesbahnen, also auf einem, von seinem agrarischen Fachgebiete abseits gelegenen Terrain, hatte er seinen Mann gestellt.

Nun war er vor wenigen Wochen zur Ueber-nahme des Landwirtschaftsministeriums in die Regierung berufen worden. Er war von auffallend kleiner, unansehnlicher Gestalt; stand man ihm gegenüber, so gewann er durch den Blick aus seinen Augen, die Gemütstiefe und Humor verrieten. Man hörte über ihn, daß er, armer Keuschlerleute Kind, als Jüngling während des ersten Weltkrieges zu den Kaiserschützen als Freiwilliger eingerückt war und an der Südtiroler Front mit Auszeichnung gedient hatte. Er hatte seine volkswirtschaftlichen Studien in Wien und Berlin gemacht, ein begeisterter Schüler des großen katholischen Sozialtheoretikers' Deutschlands Dr. Karl Sonnenschein, war er in der Werkstatt bäuerlichgr Selbsthilfe, der „Preußenkasse“, der damaligen Zentralbank der landwirtschaftlichen Genossenschaften Preußens, tätig gewesen. Er hatte sich mit einem großen praktischen Wissen ertüchtigt. In der Heimat hatte er sich seine ersten Sporen in der vielseitigen Organisation des niederösterreichischen Bauerntums, im Bauernbund, verdient.

Zu seinem Parteitagsreferat, dem ersten, das er vor einem solchen Parteiforum hielt, ließ er zum Erstaunen dejc Versammelten eine große Schultafel aufstellen, vor die er, bewaffnet mit Diagrammen und Statistiken trat, mit denen er alsbald seine Ausführungen zu dem Thema „Ursachen und Wesen der Weltwirtschaftskrise und ihre Abwehr“ zu illustrieren gedachte. Er sprach mit wissenschaftlichem Ernst, sachlich und klar. Die gegenwärtige würgende Wirtschaftsnot in Oesterreich zeigte er als Bestandteil eines weltweitwirkenden Uebels und als Fehler des geltenden Wirtschaftssystems: Europa weist, obwohl es neben Australien der kleinste Erdteil ist, die stärkste wirtschaftliche Zersplitterung auf, es hat mehr individuelle Wirtschaftsgebiete als die ganze übrige Welt zusammen. Zugleich steht dieses kleine und so arg zerspaltene Europa hinsichtlich der Bevölkerungszahl an zweiter Stelle in der Welt, hinsichtlich der Bevölkerungsdichte sogar an erster Stelle. Europa war vor dem Kriege der Bankier der Welt und der Fabrikant und Hauptlieferant an Fertigwaren für die ganze Welt. Nach dem Kriege hat nicht nur eine allgemeine Senkung des Goldwertes, sondern auch eine einschneidende Verschiebung der Goldbestände in Europa und von Europa nach Amerika stattgefunden. Damit wird auch auf lange Zeit hinaus die völlige Umschichtung des Wirtschaftsverkehrs in der Welt verständlich.

Von diesen Feststellungen ausgehend, zeigte Dr. Dollfuß die besonderen Ursachen der Agrarkrise und Oesterreichs besondere Verflechtung mit deren Erscheinungen.

Die Zuhörerschaft folgte, gefesselt durch sein Wort, dem Redner, der seine Hauptsätze immer wieder auf der Tafel durch Zahlen und Raumbilder einprägsam unterstützte. Seine Ausführungen gipfelten — zwanzig Jahre vor der Montanunion und den Frankfurter Europagesprächen -in dem Ausblick auf eine künftige sinngemäße Weiterentwicklung Europas durch das Hinfiriden zu einer großen Wirtschaftsgemeinschaft, die sich zu schützen vermöge gegen die Macht der Großräume der Uebersee und des russischen Wirtschaftsimperiums.

Gefangen durch das weltweite Panorama, das sich vor ihnen aufgetan hatte, waren die Zuhörer der eineinhalbstündigen Rede gefolgt. Der Vortrag war auf diesem Parteitage wie ein sonnenbeschienener Platz in einer wolken-yerhangenen Landschaft gewesen. Merkwürdig — diesem Redner fehlte so manches, was sonst gefeierten Rednern eigen ist: Seine Stimme hatte nicht jenen gewinnenden Wohlklang, dem mancher Volksmann einen guten Teil seiner rednerischen Erfolge verdankt. Seine Sprechweise war rhetorisch schmucklos, aber sie eroberte durch die innere Glut der Wahrhaftigkeit die spürbare Echtheit der vorgetragenen Ueber-zeugung. Selbst das anspruchsvolle kritische Publikum der Zeitungsleute aus allen Bundesländern stand ganz unter dem Eindruck der Ausführungen Dr. Engelbert D o 11 f u ß' vor einem obersten Parteiforum. Hatte man hier nicht eine Antrittsrede für eine bedeutende Laufbahn gehört? Das war doch ein kommender Mann, der hier gesprochen hat! „Dieser kleine Dr. Engelbert Dollfuß“, sagte Dr. Rochus Kohlbach, der Chefredakteur des „Grazer Volksblattes“, im Kreise der'Berufsgenossen, wird noch viel von sich reden machen!“ Diesem Urteil stimmte lebhaft der Tiroler Kollege Dr. Klotz bei. Dieser Dr. Dollfuß hatte sicher über viel anderes mehr auszusagen als über die agrarischen Dinge seines Fachwissens. Seine bescheidene freundliche Haltung zeigte übrigens den Volksmann unverfälschter Herkunft aus der Mitte des österreichischen Heimatvolkes. Einen von der Gattung, die in einer Demokratie im Zeichen des Proporzes und des Listenwahlrechtes seltener zu werden scheinen. Wo sind heute die Kunschaks, die Losers, Schoiswohls, Bielolaweks und Spa-lowskys, Jodok Finks und Niedrists und wie sie alle hießen? Sie sind gewiß noch da. Man sollte besser suchen gehen ...

In den Parteitag flatterten unruhige Nachrichten, jede von ihnen eine Bezeugung, daß die Weltwirtschaftskrise Europa in einer noch nicht erlebten Heftigkeit angefallen hatte; Sie war jetzt augenscheinlich an der Türe Oesterreichs angelangt, ein ungestümer Besuch.

Eine dringende Meldung rief den Minister Dr. D o 11 f u ß nach Wien in den Ministerrat zurück. Böse Dinge erwarteten ihn ...

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