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Als Österreich den Sturm bestand

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Mit diesem Beitrag beendet die „Furche“ den Vorabdruck einzelner Kapitel aus dem 2. Band des Memoirenwerkes ihres Herausgebers. Das Buch ist soeben erschienen.

Die Redaktion

In der Nacht auf den 7. November 1939 wurde ich in Flossenbürg, wohin ich im Oktober 1939 aus Dachau mit hundert Kameraden gebracht worden war, auf meinem Lager von einem Kameraden plötzlich geweckt; er flüsterte mir zu: „Du gehst heute frei! Ich habe den Akt gesehen!" — Der Sprecher war seinem Berufe nach ein Berliner Journalist, der in Flossenbürg eine merkwürdig einflußreiche Stellung und eine besondere Bewegungsfreiheit hatte. Er legte auf meine Bettdecke zwei dicke Brotschnitten, die ich sofort gierig verschlang. In diesem unglücklichen Lager kündigte sich schon der Hungertyphus durch seine Vorboten an. Der an meinem Bette erschienene Berliner Kamerad hatte mich, seitdem ich in Flossenbürg war, mit rührender Anhänglichkeit und Hilfsbereitschaft umhegt. Wie oft wünschte ich seither, noch einmal in der Freiheit ihn wieder- ÜSefiMbW diesig Helf« '®nkėh įtf kShu'en, d FSiii ’ Žde'm BeftWW-inieÄSiäK'W’Öe- fahr aussetzte. Zwei Stunden später gingen die Entlassungsformalitäten für mich in Ordnung vorüber. Solange ich nicht das Lagertor von Flossenbürg und seine Totenkopfflagge der SS hinter mir sah, wagte ich noch nicht, an das große Glück zu glauben, daß ich frei sei. Zweimal war ich bereits durch dieselbe Verheißung genarrt worden. Ein SS-Mann brachte mich aber diesmal nach Weiden zur Bahn. Um Mitternacht erreichte ich Wien. Aller Kummer, alles Leid und alle Erniedrigung waren vergessen, als ich meine Frau und meinen Sohn auf dem Wiener Westbähnhof in meine Arme schließen konnte.

Strenge Vorschriften verpflichteten mich zur sofortigen Vorstellung in der Wiener Gestapozentrale auf dem Morzinplatz. Der Referent für Pressesachen, dessen Name mir stets verschwiegen wurde, informierte mich: ich würde in Baden, dem Wohnsitz meiner Familie, kon- finiert mit dem Verbot, die Grenzen der Stadt ohne Bewilligung zu verlassen, ich hatte Schreibverbot und durfte keine Besuche empfangen. Fürs erste waren diese Freiheitsbeschränkungen zu ertragen. Ein kleiner monatlicher Bezug aus meiner Sozialversicherung wurde mir zugewiesen, erlaubte ein knappes Dasein. Aber das war alles. Es war doch der Schimmer der Freiheit, in die ich einziehen durfte. Als ich den Morzinplatz verließ, um mit meiner Gattin in den Stephansdom zu gehen und zu danken, ja, zu danken, traf ich vor dem Churhaus — meine erste Wiener Begegnung — meinen Freund Julius Raab: „Gott sei Dank, du bist wieder bei uns!“ begrüßte er mich mit brüderlicher Herzlichkeit. Bald erreichte mich eine Nachricht, die mich zuinnerst ergriff. Kardinal Innitzer, der meine Liebhaberei kannte, mich mit Dingen der kirchlichen Kleinkunst zu befassen, betraute mich mit der Mithilfe an verschiedenen Restaurierungen kirchlicher Bauwerke. Eine der interessantesten Aufgaben für mich war die topographische Aufnahme der Kapellen und christlichen Wegzeichen, zumal im Wechselgebiet, wo ich deren dreihundert feststellen konnte, einige darunter mittelalterlicher Herkunft, wertvolles Kunstgut; eine der bedeutendsten Restaurierungen, an der ich mitwirken konnte, war die romanische Kirche von Thernberg. Der herzensgute Kardinal hatte von meiner beengten Lage gehört und mich deshalb mit diesen Arbeiten betraut, um mir einen Honorarbezug zu ermöglichen. Obwohl ich die vorschriftsmäßige Bewilligung zu meinen Wanderungen außerhalb von Baden erhalten hatte, fand die Gestapo in Wiener Neustadt ein Haar in der Suppe, witterte Spionage, unterzog mich und den Pfarrherrn von Thernberg trotz jedem Mangel eines Tatbestandes eingehenden Verhören und ließ meine Briefe spoliieren.

Eines Tages im Oktober. 1941 meldete sich bei mir in Baden ein rätselhafter Besuch, der sich auf eine amtliche Erlaubnis bezog. Als Legitimation legte er mir ein Schriftstück vor, das als Herkunft die Militärkanzlei des 8. Armeekorps in München notierte. Der Besucher erklärte, in streng vertraulicher Angelegenheit zu kommen. Aus seinen vorsichtigen Aeußerungen kristallisierte sich als Kern heraus: gegenwärtig seien Bemühungen im Gange, für eine bestimmte Stelle im Reich Fühlung mit dem Päpstlichen Staatssekretariat zu erhalten und, wenn es möglich sei, eine Annäherung zur Eröffnung von intimen Friedensgesprächen einzuleiten. Ob ich bereit sei, daran mitzuwirken, meine Beziehungen zu maßgeblichen Stellen seien bekannt. Ich antwortete zurückhaltend. Doch der Besucher wurde deutlicher. Es sei das Berliner Auswärtige Amt nicht ohne Fühlung mit dem geplanten Unternehmen. Es käme darauf an, mit entsprechenden Papieren ausgestattet, durch mich in Rom die Fäden aufzunehmen. Der Besucher wiederholte seine Bitte, die Angelegenheit streng konfidentiell zu behandeln. Ich würde in kurzer Frist über die zu erwartenden Handlungen ins Bild gesetzt werden. — Ich zweifelte fürs erste an der Ernsthaftigkeit der mir vorgetragenen Angelegenheit, erhielt aber nach ein paar Wochen eine schriftliche Information, die bewußte Sache sei bereits im Laufen. Ich würde in Begleitung eines höheren Beamten des Berliner Außenamfes nach Rom zu gehen und dort die vorbereitenden Friedensgespräche zu vermitteln haben. Kurze Zeit darauf wurde ich gebeten, zur Ausfertigung der notwendigen Papiere drei Paßbilder zu senden. Dies geschah, und nun erhielt ich schriftlich die bestimmte Ansage, die Entwicklung der Angelegenheit sei in bestem Lauf. Dann folgte eine Pause, die erst um Weihnachten 1942 durch Nachrichten unterbrochen wurde, die mir auf verschiedentliche Weise von meinem Oktoberbesuch zugemittelt kamen. Und dann der knallende Riß. Mein Oktoberbesuch habe ins Ausland flüchten müssen.

In jenen Wochen war ich wieder einmal auf den Monzinplatz geladen. Der Referent, der mir entgegentrat, verbot mir meine kunstgeschichtlichen Reisen. Ich hielt ihm entgegen, daß ich in dem Verbot ein Mißtrauen erblicke, das im Widerspruch stehe zu der Haltung, die man in einem höheren Amte als dem der Gestapo mir gegenüber einnehme. Der Gestapo-

Sitz der Gestapozentrale in Wien.mann fuhr auf wie von einer Tarantel gestochen, versperrte sofort die Türen und erklärte, zu seinem Chef wegen meiner Aeußerung gehen zu müssen. Er kam nach geraumer Zeit aufgeregt zurück, er müsse mich aufmerksam machen, daß meine Aeußerung ihn zu einer strengen Warnung veranlasse, es gäbe lebensgefährliche Angelegenheiten, ich solle aufpassen, nicht in diese Gegend zu kommen. Der Inhalt seiner Warnung wurde mir erst ganz klar, als die Geschichte des Stauffenbergschen Attentates bekannt wurde. Es war eine gefährliche Region gewesen, an deren Rande ich gestanden war.

Einem sorgenvollen Ostern gingen die Wiener Anfang April 1945 entgegen. Der Russe hatte den deutschen Widerstand in Westungarn zerschlagen und war in raschem Anmarsch gegen die Hauptstadt. Schreckhafte Schilderungen von Exzessen gegen waffenlose Bevölkerung erregten die Menschen. Am 3. April stand der Russe schon in nächster Nähe von Baden, so daß ich es für geraten hielt, in einer Waldschlucht hinter dem Gebäudekomplex der Weilburg mitden Meinen das Lager aufzuschlagen. Als der Morgen graute, tauchte am Waldrand die Vorhut der heranmarschierenden Russen auf; wir gingen ihnen entgegen und suchten unsere Wohnung auf, ohne eine feindliche Handlung zu erfahren. Die Situation änderte sich in wenigen Tagen, als die Ränder des Weingebirges und ihre Weinkeller von Soldaten erreicht waren. Da erstarrte auch das Kommando der Truppen in Alkohol. Jetzt wurde es sehr ernst. Die Hölle schien losgelassen. In dieser Lage fühlte ich mich als einziger Mann, der am Platze freie Hände hatte, verpflichtet, mich um den Schutz des von Barmherzigen Schwestern geführten Marienspitals und seiner schönen Kinderbewahranstalt anzunehmen. Mein erstes war ein Gang zu dem russischen Ortskommandanten, den ich um Schutz für die klösterliche Anstalt bat. Er war freundlich, und ich erreichte einen Anschlag für den Eingang des Klosters, der in russischer Sprache das Haus unter den Schutz der Kommandantur stellte. — Tatsächlich ist während der monatelangen Besetzung in Baden niemandem von den Bewohnern des Hauses ein Haar gekrümmt worden, obwohl sich sehr kritische Situationen ergeben haben.

Ich machte im Hause Dienst zum Schutze der Schwestern, angetan mit einem weißen Aerzte- mantel, den selbst schwer Alkoholisierte respektierten.

Eines Tages erhielt ich einen sehr honetten Besuch: einen Professor der Universität von Tiflis, der als Arzt eingerückt war. Er begrüßte mich als Kollegen, merklich von einem guten Tropfen Badener Spätlese angeregt, und bat mich, ihfi zu den Kranken des Spitals zu führen. Er möchte seine Diagnose von mir prüfen lassen. Und so ging er von Bett zu Bett, gab für jeden Pflegling ein ärztliches Gutachten und fragte mich dann immer stolz, was ich dann zu seinem Untersuchungsergebnis sage. Ich war selbstverständlich nicht weniger höflich und rücksichtsvoll als er. Wir verabschiedeten uns in sehr kollegialer Weise am Gartentor. — Nicht alle Begebenheiten in der nächsten Nähe verliefen so friedlich. Eines Tages glaubte ich an der nahegelegenen Apotheke, mein letztes Stündlein sei da. Aber ich entkam.

In der dritten Aprilwoche hielt es mich nicht mehr in Baden. Wir hatten die Totenvögel gegen Wien ziehen sehen, die Bomben aus ihren stählernen Leibern ausspien. Wie sah es dort drinnen aus? Was war von der Schönheit der geliebten Stadt geblieben? Begleitet von meiner Nichte, Professor Wanda Mangold, machte ich mich auf die Wanderung. Alle Verkehrsmittel waren zerstört, nur zu Fuß konnten wir Wien erreichen. Die über Mödling und Mauer führende, 30 Kilometer lange Straße nach Wien wkrumsäumt Von den makabren Zeichen des blutigen Geschehens, das sich an dieser Straße abgespielt hatte. Was wir sahen, formte sich, je näher wir der Wiener Stadtgrenze kamen, zum erdrückenden Erlebnis. Nach einem sechsstündigen Marsch landeten wir in der Wohnung meiner Nichte im 3. Bezirk. Aber es litt mich nicht in dieser geruhsamen Rast. Um 15 Uhr brach ich zu meiner wichtigsten Erkundung an diesem Tage — zum Herold-Haus — auf. Zitternd vor Erregung bog ich von der Lerchenfelder Straße in die Strozzigasse ein — Gott sei Dank, der erste Blick zeigte, daß das Haus, die Arbeitsstätte von fünfhundert Menschen, ohne schwere Verwundungen, soweit man von der Front her sehen konnte, davongekommen war. Ich trete durch das Tor und — siehe dal — vor mir steht der Obermaschinenmeister Hrouda, der gerade tapfer mit der Schaufel den nächsten Schutthaufen angeht, indessen vier oder fünf aus unserer Arbeiterschaft in dem zerstörten Glashaus der Bleigießerei hämmern und die Maschinen durch ein Bretterdach gegen Regen schützen. Einige andere sind daran, die Gänge des Werkhauses von den Verwüstungen der Granaten- und Bombeneinschläge zu befreien. Jeden Tag mehrte sich jetzt die Zahl der Heimkehrer, die sich den Herstellungsarbeiten anschlossen. Nach Zerstörung, Not und Tod nun wieder Arbeit! Wenn es auch nur eine Kärrnerarbeit für die Wiederherstellung war — es erweckte Hoffnung und Vertrauen.

Noch fünfmal mußte ich zu Fuß nach Wien und wieder zurück nach Baden. Aber bei aller Ermüdung war es beglückend, unsere Werkstätte zu versorgen, auf Schritt und Tritt die Heimat unserer friedlichen Gemeinschaft zurückzuerobern und nach der Zukunft und ihren Aufgaben Ausschau zu halten.

In diese Zeit des handfesten Zugreifens für unser Haus und der an uns schon herandrängenden Aufgaben kam mir die Erneuerung einer Freundschaft aus der Zeit meiner Konfinierung in Baden wie ein Geschenk des Himmels. Eine interessante missionsgeschichtliche Arbeit, zu der ich durch den Missiologen von St. Gabriel, Professor Dr. Johannes Thauren, angeregt wurde, brachte mich in engeren Kontakt mit diesem hochgesinnten Priester. Ich hatte den Gelehrten vor ,dem Kriege oberflächlich kennengelernt. Nun aber erschloß sich mir sein Feuergeist, der mit seinem weltweiten Wissen und Denken die durch den zweiten Weltkrieg angebrochenen kulturpolitischen, den Erdkreis fiberspannenden Probleme für das neuzuordnende Zusammenleben der Welt zu erfassen trachtete. Thauren besaß in der Wiener Anna- gasse ein trauliches kleines Quartier, das, ausgerüstet mit einem Schatz kostbarer Quellenwerke seines Faches, sein Studio bildete.

Das alte, stille Haus in der Inneren Stadt war in den letzten Apriltagen des Jahres 1945 Treffpunkt für Akademiker verschiedener Berufe, meist junge Leute, die irgendwie an der Front waren, Widerstandskämpfer, Befreite aus Gefängnissen der Gestapo, der eine oder andere war knapp dem Blutgericht entgangen. Die wenigsten von uns hatten einander früher gekannt. Alle beseelte derselbe Wille, jetzt alles an das große Ziel zu setzen, nach der Demütigung und dem Auslöschen Oesterreichs: die Wiederherstellung des Vaterlandes und der Freiheit. Uns brannte das Herz in der Brust. Die Ruinen um uns entmutigten uns nicht. Die Armut des verwüsteten und ausgeplünderten Landes schreckte uns nicht, vor den fremden Soldaten fürchteten wir uns nicht. Denn unser Oesterreich würde wiedererstehen, emporgehoben zu einem neuen Tag. Jawohl, zu einem neuen Tag, in dem es keine Totalität, keine Tyrannen, keine Götzen mehr geben wird, der Mensch wieder ein freies Wort wagen darf, die christliche Gemeinde der Katakombe entstiegen ist, die menschliche Würde, das Recht, die soziale Gemeinschaft, die Kulturgüter der Heimat wiederhergestellt sind. Jetzt wird es Aufgabe sein, den inneren Frieden herzustellen, der nachfolgenden Generation über das furchtbare Erlebnis hinweg den Zusammenhang mit dem Vaterland, den Sinn seines Bestandes und seiner Geschichte und seiner Mission zu weisen und das Geheimnis seiner Kraft: Schlüssel europäischen Schicksals zu sein.

Aber was hatten wir für Mittel, um unser Wollen zur Tat werden zu lassen? Wodurch sollten wir- aus unserer Enge treten und weite Kreise erreichen können? Durch die Presse? Es war ein großes Sprachrohr vonnöten. Die Tageszeitung, die mehr der Berichterstattung der täglichen Ereignisse zugewandt ist, konnte uns kaum ausreichender Helfer sein. Darüber hinaus war jetzt auch an ein Wiedererscheinen der freien, unabhängigen „Reichspost“ nicht zu denken, obwohl aus vielen Zeichen erkenntlich war, daß in weitem Bereich der politisch interessierten Bevölkerung stark nach ihr verlangt wurde. Ein Entscheid der alliierten Besatzungsmächte, der die geringen Papierzuteilungen ausnahmslos den drei zugelassenen Parteien zugute kommen ließ, besiegelte zum zweitenmal das Schicksal der „Reichspost“. In einigen kleinen, während des Krieges errichteten Ausweichlagern fanden wir noch geringe Papiervorräte. Die durften wir nutzen. Da kam mir der Gedanke, ein Blatt herauszugeben, das einmal in der Woche erscheint. Es sollte die Stimme unseres Wollens werden. Wir bosselten an seiner Arbeitsordnung: dem Richtmaß seiner publizistischen Haltung. Der sichere Ausgangspunkt war die Bejahung der schöpferischen Kräfte eines herzhaften Christentums, ausgehend von der Zelle aller Gemeinschaft: der Familie und ihrem gesicherten Bestand. Wir wollten mithelfen, die soziale Ordnung der Gesellschaft von innen heraus zu erneuern, und wir wollten in den Tumult dieser von Vorurteilen, Eigensüchten, Parteiung und Haß zerfleischten Menschheit durch das tausendstimmige gedruckte Wort die christliche Liebe, die christliche Gerechtigkeit und den Respekt vor der redlichen Ueberzeugung des anderen tragen. Dienst sollte es werden an der menschlichen Begegnung, dem Echtwerden der Volksgemeinschaft und an einem der größten Anliegen des heutigen Christen: den toten Raum zu überwinden, der zwischen Kirche und den großen

Massen der industriellen Arbeiterschaft sich ausbreitet, die dürre Steppe, deren Sanddünen, von den Stürmen emporgerissen, die wesentliche Existenz des christlichen Abendlandes zu verschütten drohen.

Was wir in unserem Planen um die neue Wochenzeitung formulierten, das waren Erkenntnisse, gefaßt in schlaflosen Nächten der Haft, auf einsamer Wacht, in den Steinbrüchen der SS, in denen wir fronten in nahem Zusammensein mit Sozialisten verschiedener Schattierungen, die unser Schicksal teilten, aber auch die Enge des abgründigen Spaltes wahrnehmen ließen, die oft Menschen trennte, nicht selten, nur weil sie sich gegenseitig nicht gekannt hatten.

So entstand die „Furche". Am 1. Dezember 1945 ging die erste Nummer aus der Maschine. Und allem Widerstand und allen Schwierigkeiten zum Trotz wuchs die Zahl ihrer Mitarbeiter, ihrer Leser und Freunde, immer mehr und mehr. Und im zwölften Jahr ihres Erscheinens nimmt die „Furche" ihren Weg, ich darf wohl sagen, über die ganze Erde.

Auf dem Gang mit unserer Pflugschar haben uns oft Freunde gegrüßt. Immer war es eine Ermutigung, zu erfahren, daß unser Bemühen ein freundliches Verstehen gefunden hat. Immer wieder. Dankbar setze ich die Worte hierher, die ein Großer der deutschen Feder, Reinhold Schneider, der „Furche" geschrieben hat:

… Das Erbe Oesterreichs kann nicht genug ausgebreitet werden; es kann allein den Boden bereiten einer geistigen Bewältigung der bestehenden Not und Gefahr, und nur für eine solche lohnt der Einsatz. Je mehr sie von machtpolitischen Maßnahmen zurückgedrängt wird, um so schwerer wird sie werden. Oesterreichs Macht ist heute im wesentlichen der Geist, aber auch eine bestimmte Art, zu sein, zu leben, zu vermitteln, zu verstehen, die man nur von Oesterreich erfahren kann, die aber im edelsten Sinne europäisch ist.“

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