6565069-1949_37_08.jpg
Digital In Arbeit

Wasserkraft aus Riesenspeichern

Werbung
Werbung
Werbung

Die Bedürfnisse der mensAHAen Wirt- sAaft haben die SAaffung von SpeiAer- anlagen in der ganzen Welt gewaltig belebt. AuA in österreiA stehen wir mitten in einer großen Entwicklung des Baues von Talsperren. Mit den amerikanisAen Zielsetzungen und Ausführungsverfahren können wir freiliA derzeit und wahrsAeinliA auA später niAt in Wettbewerb treten, dafür aber in der GründliAkeit, mit der wir die geeignetsten AbsAlußstellen auswählen, in der Sorgfalt ihrer AufsAließung und in der Güte der geleisteten Bauarbeit. Daß wir naA diesen RiAtungen hin Gediegenes zu leisten imstande sind, beweisen mehrere gelungene einheimische Talsperrenhauten.

Zur planmäßigen Gewinnung und Bewirt- sAaftung österreichischer Naturschätze baute man sAon vor Jahrzehnten auf einer Ermittlung der vorhandenen Vorräte auf; so beispielsweise auf dem Gebiet der heimisAen Kohlen- und Eisenvorkommen. AuA an VeröffentliAungen über die Leistungsgröße jener Wasserkräfte die des Ausbaues harren, fehlt es in ÖsterreiA nicht. Was wir aber noA brauAen, wäre eine Zusammenstellung aller jener örtliAkeiten, an denen es mögliA ist, Staubecken zu sAaffen. Eine solAe ÜbersiAt, die die SAweiz sogar in einem Druckwerke veröffentliAt hat, würde es den obersten Planungsbehörden erleiAtern, jeweils jene Anlagen zum Ausbau auszuwählen, die der Ausnützung am meisten wert sind. Sie muß in erster Linie von den geologisAen Verhältnissen ausgehen; denn diese entisAeiden von vorneherein darüber, ob siA eine ÖrtliAkeit zum AbsAlusse überhaupt eignet und welAe SAwierigkeiten den Bau erwarten. Die geologisAe Eignung einer ÖrtliAkeit für den Abschluß des Talraumes, den sie bietet, verändert siA im Laufe der in BetraAt kommenden Zeiten niAt; wohl aber ändern siA die teAnisAen Hilfsmittel und die wirtsAaftliAen Ge- siAtspunkte im Wandel der Zeitläufe; unter bestimmten, naturgebundenen und naA mensAHAen Zeitmaßstäben unwandelbaren geologisAen Verhältnissen kann ein Bau an einer Örtlichkeit einmal lohnend und zu einer anderen Zeit wiederum wirt- sAaftliA untragbar ersAeinen; eine Baustelle, Ae heute aus den BereAnungen des

Ingenieurs aussAeidet, kann morgen wieder aufgegriffen und zur Ausnützung vorge- sAlagen werden.

Für eine solAe Zusammenstellung aller geologisA mögliAen Staubecken liegen sAon zahlreiche EinzeluntersuAungen ver- sAiedener Studienkommissionen, Wasser- kraftgesellsAaften, WasserwirtsAaftsbehör- den usw. vor; man brauAt sie nur an einer Mittelpunktstelle Zusammentragen und ergänzen; iA könnte mir vorstellen, daß die Srtaubeckenkommission, in der die maß- gebliAen Kreise ohnedies vertreten sind, die SaAe in die Hand nimmt.

Bei der DurAführung selbst müssen wir uns hüten, Modebauweisen anzuwenden und Vorurteilen, wie man sie etwa früher gegen Gewölbemauern hegte, naAzuhängen. Aber auA der PendelaussAlag in umgekehrter RiAtung wäre verfehlt. Jedes Baugelände hat seine ganz bestimmten Eigenheiten, geprägt durA seine geologisAe und land- formenkundliAe EntstehungsgesAiAte und gegeben durA seine Lage zu den Verkehrslinien und Siedlungen. ManAe ÖrtliAkeit reAtfertigt vom Standpunkte der reinen Vernunft aus nur eine einzige, ihr angemessene Bauweise; von dieser abzuweichen, bringt wirtsAaftliAe oder andere NaA- teile, oft sogar sAwere Gefahren. Die Natur räAt jede NiAtaAtung ihrer Eigenheiten und duldet auf die Dauer keine Vergewaltigung. Daneben findet man wieder Baustellen, deren geologisAe Verhältnisse zweierlei oder sogar noA mehr Bauweisen ohne weiteres erlauben; bei ihrer endgültigen Wahl entsAeidet dann oft der ReAenstift, der GesAmack der Zeit, der persönliche Standpunkt des Bauherren, Ae AnsiAt der Behörde usw.

Ganz besonders können wir in ÖsterreiA den Talsperrenbau durA gründliAe und gewissenhafte, auf den neuzeitliAen Erkenntnissen aufbauende Vorbereitung jedes einzelnen Bauvorhabens fördern. Wir dürfen das Wagnis jener Ingenieure niAt wiederholen, welAe Ae San-Francis-Mauer gebaut haben. AuA wenn das AbsAlußwerk niAt der Zerstörung zum Opfer fällt, kommt ein sAleAt vorbereiteter Bau dem Bauherrn teuer zu stehen. GründliAe Vor- untetisuAungen, wie sie zum Beispiel die „Safe“ derzeit in Rotmoos (Fuschertal) ausführt, die „Steweag“ vor dem Bau der Hierzmannsperre nicht gescheut hat, oder etwa die Tauernkraftwerke auf Limberg und am Moserboden anordneten, lohnen sich immer, denn sie verbilligen den Bau.

Dieselbe Sorgfalt, welche die Bauvorbereitung erheischt, verdient auch die unbedingt nötige Verfolgung aller Aufschließungen während des Baues selbst; auch die gründlichste Baugrunduntersuchung bringt bei den Aushubarbeiten immer noch Überraschungen, die uns zwingen, den Bauplan ‘abzuändern und der neuen Sachlage anzupassen. Aber nicht nur alle geologischen Einblicke während des Baues muß man gewissenhaft festhalten, sondern auch alle technisch wichtigen Wahrnehmungen. Die Erfahrungen dürfen nicht dem engen Kreise der Mitarbeiter am Baue Vorbehalten bleiben, sondern sollen der Allgemeinheit für alle späteren Bauten zugute kommen. Keine falsche Scham-und keine Gleichgültigkeit darf den baugeologischen und den technischen Fortschritt im Talsperrenbau verhindern; sind w i r mitteilsam, so treffen um so sicherer auch die Erfahrungen der anderen unser Ohr.

Wesentlich für die Förderung des österreichischen Talsperrenbaues halte ich die Heranbildung eines Grundstocks von tüchtigen Sonderfachingenieuren. Eine geeignete Stelle — etwa der Ingenieur- und Architektenverein — müßte alle vier bis fünf Jahre einen Sonderkurs veranstalten, in welchem jungen Ingenieuren Gelegenheit geboten wird, ihre Kenntnisse auf dem Gebiete des Talsperrenbaues den Anforderungen der Praxis entsprechend zu erweitern und zu vertiefen; das Weitere besorgt dann die Betätigung beim Bau selbst.

Ähnliches gilt auch für die Auswahl des Geologen. Nicht jeder Geologe vermag sich in die Bedürfnisse des Bauwesens einzufühlen; schon gar nicht in die oft schwierigen, große Erfahrung heischenden Aufgaben des

Baues von Abschlußwerken. Auch in diesem Belange muß eine kleine, aber gut eingearbeitete Gruppe von Sonderfachleuten heranwachsen.

Wohlhabende Länder haben Baueinrichtungen und Baumaschinen geschaffen, die es ihren Ingenieuren ermöglichen, riesige Massen von Baustoffen überlegen zu beherrschen, Zeit zu ersparen, billig zu arbeiten und auch die Güte der Arbeit zu verbessern. Bei uns müßten sich wenigstens mehrere der größeren Bauunternehmungen zusammenschüeßen und gemeinsam solche teure Geräte anschaffen, die sich erst dann lohnen, wenn sie von einer Baustelle rasch wieder zur nächsten wandern können; heute, wo die Grenzen von Staaten keine unüberwindlichen Schranken mehr dir- stellen sollten, müßte es möglich sein, eine gemeinsame Maschinenbeschaffungsstelle für mehrere Länder mit gleichen Verhältnissen zu gründen, welche die Arbeitsgeräte an die einzelnen Baustellen, dem Bedarfe entsprechend, verteilt. Vielleicht wäre eine staatliche Stelle hiezu berufen; Ansätze in dieser Richtung zeigen sich bereits.

Im allgemeinen müßte als Richtschnur gelten, daß wir in Österreich nicht urteilslos alles nachahmen sollen, was wir am ausländischen Talsperrenbau vielleicht mit Redit bestaunen und bewundern. Nicht jede Neuerung auf dem Gebiete des Bauwesens, die anfangs als „die" Lösung einer Frage erschien, hat der Zeit und ihrem prüfenden Forschen standgehalten. Zudem haben auch größere Gebiete ihre Eigenheiten, die es verbieten, den Vorgang eines Nachbarn nach- zuahmen. Unsere Losung im Talsperrenbau wird wie bisher auch in Zukunft lauten müssen: in die Tiefe gehen, Gründlichkeit und Güte vor Großartigkeit setzen und das Fremde genau prüfen, ehe wir ihm Einlaß gewähren. Dann wird der bescheidene österreichische Talsperrenbau trotz seiner räumlichen und größenordnungsmäßigen Beschränkung den guten Ruf behalten, den sich seine bisherigen, gewissenhaften Arbeiten verdient haben.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung