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Fürs Dept zu schade…

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Was andere Museen, vor allem in allen Mittelstädten, als Prunkstücke in den Gemäldegalerien aufhängen, lagerte im Wiener „Kunsthistorischen" Jahrzehnte in den Depots, weil yi der Großen Galerie kein Platz dafüt war. Im Kunsthandel längst unschätzbare Kostbarkeiten, wie Tizians „Mars und VenuS", sein „Bildnis eines jungen Mannes", Tintorettos „Bildnis eines bärtigen Mannes", die Monatsbilder des Leandro Bassano sowie Murillos „Heiliger Johannes der Täufer als Kind" zählen hier zu den Attraktionen des vor kurzem neueröffneten zweiten Hauptteiles der Sekundärgalerie am Burgring.

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Was andere Museen, vor allem in allen Mittelstädten, als Prunkstücke in den Gemäldegalerien aufhängen, lagerte im Wiener „Kunsthistorischen" Jahrzehnte in den Depots, weil yi der Großen Galerie kein Platz dafüt war. Im Kunsthandel längst unschätzbare Kostbarkeiten, wie Tizians „Mars und VenuS", sein „Bildnis eines jungen Mannes", Tintorettos „Bildnis eines bärtigen Mannes", die Monatsbilder des Leandro Bassano sowie Murillos „Heiliger Johannes der Täufer als Kind" zählen hier zu den Attraktionen des vor kurzem neueröffneten zweiten Hauptteiles der Sekundärgalerie am Burgring.

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Direktor Dr. Friderike Klauner hat die Depotbestände sichten lassen und aus der Vielzahl immerhin sehr kostbarer florentinischer, venezianischer, deutscher und holländischer Meistergemälde eine Auswahl von rund 400 Werken getroffen, die durchwegs in der „zweiten Kategorie" europäischer Kunst zu den Spitzenwerken zählen. Der erste Teil der Sekundärgalerie, allein sdion an die 400 Werke — den Flamen des 16. und 17. Jahrhunderts gewidmet —, wurde bereits vor zwei Jahren eröffnet. Das heißt, allein die Sekundärgalerie präsentiert jetzt insgesamt 800 Gemälde. Aber noch immer warten weitere 700 darauf, aufgehängt zu werden. Ein weiterer Bestand an Porträts übersiedelt übrigens in die geplante Porträtgalerie, also nach Schloß Laxenburg, der Rest an Bildern, von nicht sonderlich hoher Qualität, bleibt im Depot.

Immerhin zählt das Kunsthistorische Museum zu den großartigsten Museen der Welt. Und nicht erst seit dieser Erweiterung: Von etlichen Meistern, zum Beispiel allein von Bassano mit 80 Gemälden, ist hier die größte Sammlung der Welt zu sehen. Nun wird durch die Sekundärgalerie vieles ergänzt, was in den Haupträumen nicht dokumentiert werden konnte.

Die vor kurzem eröffnete zweite Hälfte umfaßt sechs Säle und ein Kabinett. Vielfalt ist das Motto der Schau, bedingt durch eine Vielfalt von Provenienzen und Sammler-persönlichkeiten. Die Sammlung flämischer Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts etwa war von Kaiser Rudolf II. und Erzherzog Leopold Wilhelm, zwischen 1647 und 1656 Statthalter der Niederlande, zusam-

mengetragen worden. Leopold Wilhelm ist hier mit manchen Werken seiner venezianischen Sammlung (aus dem Besitz des berühmten Bar-tolomeo della Nave), bolognesischen und holländischen Bildern vertreten. Kaiser Ferdinand III. erwarb zum Beispiel Leonardo Bassanos Monats-bUder.

Florentiner des 16. und 17. Jahrhunderts kamen vor allem über die Mediceische Claudia, die Gattin Leopolds V., nach Innsbruck; Ferdinand Karl heiratete Anna von Medici, ihre Tochter Claudia Felicitas war die zweite Gemahlin Kaiser Leopolds I. Die Folge: Florentinische Bilder waren in Innsbruck und Wien sehr gefragt, Florentiner Maler wurden hierher berufen. So manches interessante Werk stammt zum Beispiel auch aus dem Büdertauschabkom-men zwischen Wien und Florenz im Jahre 1792, wonach Kaiser Franz II. und sein Bruder, Großherzog Ferdinand von Toscana, ihre Sammlungen komplettierten.

Eine besonders interessante Samm-lerpersönlichkedt war auch Karl VI., der während seiner spanischen Erziehungszeit wichtige Werke erwarb: Murillos „Johannes" und Giordanos „Marienleben" zami Beasiriel. Und weiter: Werke des 15. Jahrhunderts kommen aus Estensischem Besitz, darunter der Altar von Santo Stef-fano in Venedig (1441), im 19. Jahrhundert wurden Bilder aus bürgerlichem Privatbesitz erworben, schließlich sind auch ein paar Ankäufe deutscher Gotik in unserem Jahrhundert zu vermerken. Die Instandsetzungsarbedten der neuen Galerie, deren Adaptierung mehr als eine halt« MiUion Schilling kostete, dauerte vier Jahre. Für Kunsthändler, Sammler, Kunsthistoriker wird sie bald unentbehrlich sein, wenn’s ums Nachschauen und Prüfen von Zusammenhängen geht, für Kenner wird sie ein besonders reizvoJles Feld für Entdedcungen werden. Im ganzen: Eine bemerkenswerte Bereicherung der Szene alter Kunst in Wien.

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