(Salzburger Festspiele; „II Ri-torno d'Ulisse in Patria” von Claudio Monteverdi — Hans Werner Henze) Als Henze für die Salzburger Festspiele eine neue Fassung der Monteverdi-Oper komponierte, dachte er an die Modernität des Stoffs, an das seelische Leid eines über Jahrzehnte getrennten Liebespaares, an den von den Mächtigen verlassenen Erfolgsmenschen, der durch die Welt irrt, und an den Heimkehrer, der um Liebe, Vermögen, ja sogar um sein Leben kämpfen muß. Henze faßte Monteverdis nur in den Singstimmen erhaltene Oper in eine neue Klangwelt, ein wahres Wunderwerk sinnlich
(Schauspielhaus Graz; „In 80 Tagen um die Welt“ von Savary/ Wilms/Siefert) Auf den munter dahinbummelnden Zug der Jules Verne-Renaissance ist vor ein paar Jahren auch Jeröme Savary aufgesprungen. Nicht ungraziös: denn seine und seiner deutschen Co-Autoren „Revue für Schauspieler“ reduziert die abenteuerliche Weltreise des Phileas Fogg auf zwanzig meist gelungene Bilder im Guckkastenformat, parodiert, verkleinert und erotisiert den utopischen Wälzer zum gefälligen Amüsement und zur lustvoll genützten Gelegenheit für ein „seriöses“ Theater, die Flexibilität seiner Mimen
Dem deutschen „Wirtschaftswun-der“-Minister Ludwig Erhard sagt man das Wort nach, daß die Marktwirtschaft ihre Funktionstüchtigkeit gerade dann beweise, wenn Unternehmungen auf ihrem Friedhof landen: vor dem Konkursrichter. Hart und wahr, denn Insolvenzen passen so wenig in Planwirtschaften und zu öffentlichen Betrieben wie Wettbewerb und Effizienz. Dort halten die Steuerzahler mit ihrem ständig steigenden Obolus am Leben, was der Wettbewerb längst schon weggespült hätte.Im vergangenen Jahr brauchten jedenfalls die österreichischen Konkursrichter und Masseverwalter über
So wie der Mensch auf der Straße auf Signale und Symbole reagiert, so soll er auch Werken der Kunst gegenüber Stellung beziehen: Dies wünschen sich die Veranstalter der Ausstellung „Signale, Zeichen, Symbole“, die nach nun schon traditioneller Weise im Wiener Stadtpark, die Wienflußpromenade entlang, den Sommer über zu besichtigen ist. Man hat sich diesmal entschlossen, ein Motto zu stellen, Leitlinien zu legen. Und das war für die Schau heilsam: die spielenden Bären und spätexpressionistischen Figuren fehlen nun endlich ganz. Und man hat sich besonnen, daß es eigentlich gilt,
Erwin Thorn eröffnete vor kurzem im Museum des 20. Jahrhunderts eine „weiße Schau“, um ,,das leuchtendste Weiß, das es je gab“ seinem verblüfften Publikum vor Augen zu führen. Nun hat er in der Galerie nächst St. Stephan „Tiefziehobjekte“, bunt gespritzt, blau-rot in Schockfarben bemalt, ausgestellt. Aufgespanntes Leinen, Kunststoff und Blech sind die Materialien, die er zu eigenartigen „Uber-Eck-Körpern“ gestaltet. Sie quellen aus Zimmerecken, fließen Mauerkanten entlang, formen sich zu seltsamen Kuppeln und Kanalisationsrohren. Es ist ein Schockspiel mit ungewohnten
Kilometerlange Autokolonnen auf den Durchzugsstraßen in Westöster- reich — Urlauber aus der Bundesrepublik, deren Uniformität augenfällig ist. Vorbei die Zeiten, als noch zwischen Autokarosserie und Arri- viertheit des Besitzers eine untrügliche Verbindung bestand — durch den Einbruch der ausländischen, ja fernöstlichen Autotypen in die Phalanx der VW, der Mercedes und der Opels ist dieser Gradmesser der Rangordnungen, wie schon bei der Kleidung längst geschehen, unübersichtlich geworden. Im Urlaub sind sie also eine Gesellschaft gleicher, weil gleich an- oder ausgezogener
Verbreitung des Spargedankens und Forderung wirtschaftlich schwächerer Kreise nach dem Grundsatz der Gemeinnützigkeit war Pfarrer Johann Baptist Webers, des Pfarrers von Sankt Leopold, Idee, als er 1819 innerhalb weniger Tage 50 der wohlhabendsten Wiener Bürger seiner Pfarrgemeinde davon überzeugte, mit ihm gemeinsam insgesamt 10.000 Gulden für einen Fonds zur Verfügung zu stellen. Der Obristkanzler Graf Saurau hatte sich wegen der Gründung eines Sparinstituts an ihn gewandt, nachdem Kaiser Franz bereits 1817 die vereinigten Hofkanzleien veranlaßt hatte, im Einvernehmen mit den Landesstellen die Möglichkeiten zur Errichtung von Sparanstalten zu untersuchen. Der Kaiser glaubte, daß durch die Errichtung solcher Institute ein wirksames Mittel zur Linderung der Notlage weiter Bevölkerungskreise gefunden wurde.
Nicht zum erstenmal konzertierte in Wien das Berliner Radio-Symphonie- Orchester. Auch Lorin Maazel, dessen Weltkarriere hier begann, haben wir wiederholt am Pult gesehen. Das erste Konzert der Berliner war ausschließlich Debussy gewidmet. Zwei seiner Meisterwerke, das „Prėlude ä l’aprės-midi d’un faune“ von 1893 und die zehn Jahre später entstandene Tondichtung „La mer" umrahmten „Trois Images“, die Debussy in den Jahren 1905 bis 1911 geschrieben hat. „Gigues“ (ursprünglich Gigues tristes) ist eine Huldigung an Schottland, die Heimat dieser alten Tanzform, „Rondes de
Was andere Museen, vor allem in allen Mittelstädten, als Prunkstücke in den Gemäldegalerien aufhängen, lagerte im Wiener „Kunsthistorischen" Jahrzehnte in den Depots, weil yi der Großen Galerie kein Platz dafüt war. Im Kunsthandel längst unschätzbare Kostbarkeiten, wie Tizians „Mars und VenuS", sein „Bildnis eines jungen Mannes", Tintorettos „Bildnis eines bärtigen Mannes", die Monatsbilder des Leandro Bassano sowie Murillos „Heiliger Johannes der Täufer als Kind" zählen hier zu den Attraktionen des vor kurzem neueröffneten zweiten Hauptteiles der Sekundärgalerie am Burgring.
Es frappiert immer wieder, mit welcher Intuition und Sicherheit Leonard Bernstein aus einer eher etwas naiven Musikalität heraus selbst so artistische Werke wie Ravels Klavierkonzert in G-Dur zu gestalten weiß. Er spielt es rasant. Die Show ist stets präsent. Die Sensation wird greifbar. Und doch ist das eigentlich nicht ganz Ravels Werk, das von den großen französischen Pianisten meist viel kühler, distinguierter, mdt mehr Koketterie undEsprit vorgetragen wird. Bernstein macht es dennoch zum Erlebnis, wie er dieses Bravourstück als Tornado über die Tasten fegen läßt und zugleich dem
Elias Canetti wurde 1905 in Rustschuk in Bulgarien geboren. 1911 zog er mit seinen Eltern nach England und übersiedelte 1913, nach dem Tod seines Vaters, nach Wien. 1916 bis 1924 besuchte er Schulen In Zürich und Frankfurt am Main, studierte anschließend Naturwissenschaften in Wien und promovierte zum Doktor der Philosophie. Seither arbeitet er als freier Schriftsteller. 1939 emigrierte er nach London. Sein berühmtestes Buch, der Roman „Die Blendung“, kam 1935 heraus. Jahrelang beschäftigte ihn das Thema „Masse und Macht“. (Der erste Band dieser Studien erschien 1960.) 1967 erhielt er den österreichischen Staatspreis für Literatur. Seine Dramen: „Hochzeit“ (1931), „Komödie der Eitelkeit“ (1934), „Die Befristeten“ (1952). Seine Aufzeichnungen aus den Jahren 1949 bis 1960 erschienen vor kurzem unter dem Titel „Alle vergeudete Verehrung“ in der Reihe Hanser.
Der bekannte Wiener Maler, Publizist und Kunstkritiker Claus Pack zeigt in der Galerie Würthle Ölbilder aus den letzten Jahren. Satte, dunkle koloristische Valeurs, vornehmlich ruhiges Blaugrau und Graugrün, breiten sich in exakt konturierten Flächen aus, entfalten ihre eigenartigen Reize in den Landschaftsbdldem Niederösterreichs und Tirols, in den ausdrucksstarken Porträts und Stil- leben der Jahre 1962 bis 1964. Im Mittelpunkt steht, sozusagen Blickfang der Schau, das großformatige, spannungsgeladene Bild „Beria wird im Zentralkomitee der KPdSU im Dezember 1963 verhaftet”, eine
In dem Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG), das am 1. Jänner 1956 in Kraft getreten ist, sind unter den versicherungspflichtigen Personen auch die selbständigen bildenden Künstler angeführt, wenn „die betreffende Beschäftigung ihren Hauptberuf und die Haupt-quelle ihrer Einnahmen bildet und wenn sie in Ausübung ihres Berufes keine Angestellten beschäftigen“. Diese Einbeziehung der bildenden Künstler in das ASVG hat unter den Künstlern lebhafte Unruhe hervorgerufen. Die Künstler beschweren sich vor allem darüber, daß man ihnen vor der Beschlußfassung über eine so
Im folgenden veröffentlichen wir eine Studie über die Frage der Schaffung eines Generalstabes im österreichischen Bundesheer. Der Verfasser gehört der jüngeren Generation an. Er hat im Bundesheer gedient und die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt besucht. Den zweiten Weltkrieg hat er vom ersten bis zum letzten Tag an der Front mitgemacht; er wurde schwer verwundet. Seine Verwendung während des Krieges erfolgte in verschiedenen Funktionen und Kommandostellen. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft hat er in einem neuen Beruf von unten auf begonnen, sich eine Existenz zu schaffen. Es ist ihm gelungen, eine unabhängige Position zu erreichen. Dadurch ist es ihm möglich, sich in die Diskussion um die künftige Gestaltung des Bundesheeres einzuschalten, ohne deswegen der Gefahr ausgesetzt zu sein, den Vorwurf des „verhinderten Strategen“ auf sich nehmen zu müssen. Auch kann ihm nicht vorgehalten werden, daß seine Argumente egoistischen Beweggründen entspringen, etwa weil es ihm nicht gelungen ist, zum Zuge zu kommen. Die Kenntnis dieser Tatsachen scheint für die Beurteilung der nachstehenden Arbeit nicht ohne Belang. Die „Furche“
Körner aus der Nähe. Ein Lebensbild von Thea Leitner. Mit 100 Photos. Danubia- Verlag, Wien.Ein Volksbuch über die Persönlichkeit und den Lebensweg des österreichischen Bundespräsidenten liegt vor. Thea Leitner schrieb eine flüssige Reportage. Breiten Raum nimmt in dieser die militärische Karriere des österreichischen Staatsoberhauptes ein. General a. D. Körner wird als pflichtbewußter, vorbildlicher Offizier vorgestellt. Parteipolitische Akzente werden in der weiteren Darstellung zurückgedrängt, 6ie ganz zu vermeiden gelang leider nicht. Die Auswahl der Bilder ist reichhaltig und
Aus der Romanstraße. Ein Almanach. Verlag Kurt Desch, München 1950. 243 Seiten.Dieser geschmackvoll ausgestattete Almanach gewährt einen guten Uberblick über die reichhaltige und vielseitige Produktion des bekannten Münchner Verlags Kurt Desch in den Jahren 1945 bis 1950. Die zahlreichen Leseproben lassen den Grundsatz des Verlags, eine „Synthese des Wesentlichen“ zu geben, deutlich erkennen. Unter den Autoren, die hier vertreten sind, finden wir berühmte Namen, wie Rolland, Giraudoux, Somerset-Maugham, Gide, Bergengruen, Edschmied, Schaeffer und Schnack. Ein nach literarischen
Die katholische Bücherarbeit in Österreich erholt sich langsam von den Schlägen und Aderlässen, die ihr seit dem Einbruch des Jahres 1938 zugefügt worden waren. Das war der Haupteindruck der soeben in Salzburg staitt- gehabten Generalversammlung des Borromäuswerks. Neben der Großstadt Wien, die außer den Pfarrbüdiereien noch die Einrichtungen der Volkslesehalle umfaßt, ist die Büchereibewegung in verschiedenen Bundesländern, so zum Beispiel in Oberösterreich und Steiermark, wieder rege geworden. Mit Hilfe der in Salzburg (fürsterzbischöfliches Palais, Kapitelplatz 2) seit