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Kulturarbeit am guten Buch
Die katholische Bücherarbeit in Österreich erholt sich langsam von den Schlägen und Aderlässen, die ihr seit dem Einbruch des Jahres 1938 zugefügt worden waren. Das war der Haupteindruck der soeben in Salzburg staitt- gehabten Generalversammlung des Borromäuswerks. Neben der Großstadt Wien, die außer den Pfarrbüdiereien noch die Einrichtungen der Volkslesehalle umfaßt, ist die Büchereibewegung in verschiedenen Bundesländern, so zum Beispiel in Oberösterreich und Steiermark, wieder rege geworden. Mit Hilfe der in Salzburg (fürsterzbischöfliches Palais, Kapitelplatz 2) seit Jahresfrist tätigen Zentralstelle konnten die mannigfachen Erschwernisse des Wiederaufbaues teilweise überwunden werden: teure Produktion, geringe Auwahl guter Bücher, Nebeneinander verschiedener Initiativen.
Das eigendidie Ziel des Borromäuswerks ist die Vermittlung des guten Buches an eine möglichst große Zahl von Bücherfreunden. Das einzelne Mitglied soll so in die Lage kommen, sieh langsam eine gute Heim bibliothek anzulegen. Ein stattliches Lager wertvoller und teilweise lang ver griffener Bücher konnte hiefür in Aussicht genommen werden. Die Organisation der Buchgemeinde des österreichischen Borromäuswerks baut sich stetig aus.
Das Wachstum des Borromäuswerks wird nicht ohne Einfluß auf die Produktionsgebarung der ernstzunehmenden österreichischen
Verlegerschaft sein. Denn da der Absatz zum größten Teil auf das eigene kleine Staatsgebiet beschränkt ist und auch die nun schon dringend erhoffte Bücherausfuhr nach Deutschland vorab das wissenschaftliche Schrifttum erfassen dürfte, wird der schmale innerösterreichische Markt schlechterdings entscheidend ’ für Gedeih und Verderb einer österreichischen Literarar von Rang sein. Die Mitgliederschaft des Borromäuswerks sowie dessen Büdiereiorganisat'.on werden da im Lauf der Zeit ein wichtiges Wort mitzusprechen haben. Es gilt der Krise, in die auch das bessere österreichische Buchschaffen infolge der wirtschaftlichen Wandlungen geraten ist, umsichtig zu steuern. Der Markt ist verstopft mit den mittelmäßigen und oft minderwertigen Erzeugnissen einer kritiklos emporgeschossenen ,.llerweltsver- 1 e g e r e i aus den beiden letzten Jahren. Deren beträchtliche Lagerbestände werden bald ihre Käufer auf dem Ramschweg zu finden suchen. Die ohnedies für das gute Buch wie überhaupt für kulturelle Bedürfnisse empfindlich geschrumpfte Kaufkraft wird damit erneut fehlengagiert.
Um so wichtiger ist die Stützung der ringenden qualitätshaltigen Buchproduktion durch einen volksbildnerisch betreuten Abnehmerkreis. Das ist eine der dringendsten Gegenwartsaufgaben des Borromäuswerks, das die Anlaufschwierigkeiten jetzt allmählich überwunden hat.
Dem Benützer den Sinn für Qualität zu erhöhen und vor allem eine unbestechliche, von Gefälligkeitsrücksithten freie Sichtung der Neuerscheinungen zu gewährleisten, dient die Zeitschrift ,,Die Zeit im Buch“. Sie hat sich über den unmittelbaren Bedarf der angeschlossenen Büchereien hinaus einen geachteten und teilweise schon gefürchteten Namen als zuverlässiger österreichischer Buchweiser erworben. Dadurch dringt sie in steigendem Maße ins Ausland.
Eine fühlbare Verstärkung wird die Arbeit des Borromäuswerks durch die auf der Generalversammlung beschlossene und in den Grundzügen schon angebahnte Vereinigung mit dem kirchlichen Bibliothekswerk in Wien erfahren. Die gemeinsame Aufgabe in schwieriger Zeit weist zu großzügiger und gesammelter Praxis. Auch mit anderen Parallelerscheinungen wird eine ähnliche Regelung erstrebt.
Auf der mit der Generalversammlung verbundenen Arbeitstagung des Borromäuswerks offenbarte sich in allen drei Betrachtungsweisen des Schrifttums, der weltanschaulichen, literarischen und volksbildnerischen, daß das neue Österreich gute Kraft am Werke sieht, daß aber eine „exklusive“ geistige Selbstversorgung nicht bloß eine innere Verkümmerung bedeuten, sondern auch an besten Seiten des österreicher- tums vorbeisehen würde. Das wirkliche Österreich war immer weltoffen und nahm die literarischen Leistungen der anderen in anregender Wechselwirkung auf. Das spiegelte sich auch auf der genannten Tagung wider, wobei es an freimütiger Besinnung nicht fehlte.
Der lebhaft verlaufenen Tagung, die unter Leitung von Dr. Wilhelm Reinermann von der Zentralstelle Salzburg stand, wohnte der Protektor des Borromäuswerks, Fürsterzbischof Dr. Rohrache r, bei. Seine Worte fanden in den zahlreich vertretenen Mitarbeitern aus den einzelnen Bundesländern ein lebhaftes Echo.
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