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Blutleerer Mythos

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(Salzburger Festspiele; „II Ri-torno d'Ulisse in Patria” von Claudio Monteverdi — Hans Werner Henze) Als Henze für die Salzburger Festspiele eine neue Fassung der Monteverdi-Oper komponierte, dachte er an die Modernität des Stoffs, an das seelische Leid eines über Jahrzehnte getrennten Liebespaares, an den von den Mächtigen verlassenen Erfolgsmenschen, der durch die Welt irrt, und an den Heimkehrer, der um Liebe, Vermögen, ja sogar um sein Leben kämpfen muß. Henze faßte Monteverdis nur in den Singstimmen erhaltene Oper in eine neue Klangwelt, ein wahres Wunderwerk sinnlich leuchtender Flächen und Klanggewebe, die auch heuer, bei der Wiederaufnahme in der Salzburger Felsenreitschule, von Jeffrey Täte, dem 18köpfigen Sängerensemble und einer Instrumentali-stenschar des ORF-Symphonieorchesters mit feinem Empfinden und Klangkultur dargestellt wurde.

Enttäuschend, ja, noch modischer als bei der Uraufführung 1985 geriet Michael Hampes Inszenierung. Gemeinsam mit dem Ausstatter Mauro Pagano entwarf er eine Himmelsrevue, in der zwar Götter durch die Luft segeln, aus der Flammenwelt des Hades herauf steigen und mit wildem Roßgespann aus den Fluten herauftauchen dürfen, in der aber der Mensch zum Requisit einer gelackten, blutleeren Luxusshow degradiert wird. Einzig und allein ein paar Sänger - Thomas Allen (Ulisse), Kathleen Kuhlmann (Penelope), Ann Murray (Minerva) und Robert Tear (Hir-te) — geben diesen Szenen erstarrten Pomps Leben.

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