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Friedhof der Marktwirtschaft

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Dem deutschen „Wirtschaftswun-der“-Minister Ludwig Erhard sagt man das Wort nach, daß die Marktwirtschaft ihre Funktionstüchtigkeit gerade dann beweise, wenn Unternehmungen auf ihrem Friedhof landen: vor dem Konkursrichter. Hart und wahr, denn Insolvenzen passen so wenig in Planwirtschaften und zu öffentlichen Betrieben wie Wettbewerb und Effizienz. Dort halten die Steuerzahler mit ihrem ständig steigenden Obolus am Leben, was der Wettbewerb längst schon weggespült hätte.

Im vergangenen Jahr brauchten jedenfalls die österreichischen Konkursrichter und Masseverwalter über Unterbeschäftigung JjJjä$£JiZU klagen; mehr Unternehmungen als je zuvor in den letzten dreißig Jahren wurden von der Rezessionswelle weggepült: 712 Konkurse und 163 Ausgleiche wurden 1975 registriert, um rund 20 Prozent mehr als im letzten Rekordjahr 1974. Wien hielt mit 385 Insolvenzfällen einsame Spitze, die Bundesländer Steiermark und Tirol liegen in diesem Clas-sement triste noch auf Medaillenrängen. Kleinkaufleute, die von Dis-kontern verdrängt wurden, dominieren vor Privaten (Firmengesell-schafer oder Drittschuldner, die zur Haftung herangezogen werden) und Gastwirten.

Wie die Kreditorenverbände gerne in ihren Nachrufen betonen, waren auch 1975 die wahren Ursachen der hohen Insolvenzenzahl die Rezession, personelle Unzulänglichkeiten in der Geschäftsführung, betriebswirtschaftliche Mangelhaftigkeit (Rechnungswesen, Kalkulation usw.) und zu geringe Kapitalausstattung.

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