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Wiener Kulturgeschichte aus der Geldkassa

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Verbreitung des Spargedankens und Forderung wirtschaftlich schwächerer Kreise nach dem Grundsatz der Gemeinnützigkeit war Pfarrer Johann Baptist Webers, des Pfarrers von Sankt Leopold, Idee, als er 1819 innerhalb weniger Tage 50 der wohlhabendsten Wiener Bürger seiner Pfarrgemeinde davon überzeugte, mit ihm gemeinsam insgesamt 10.000 Gulden für einen Fonds zur Verfügung zu stellen. Der Obristkanzler Graf Saurau hatte sich wegen der Gründung eines Sparinstituts an ihn gewandt, nachdem Kaiser Franz bereits 1817 die vereinigten Hofkanzleien veranlaßt hatte, im Einvernehmen mit den Landesstellen die Möglichkeiten zur Errichtung von Sparanstalten zu untersuchen. Der Kaiser glaubte, daß durch die Errichtung solcher Institute ein wirksames Mittel zur Linderung der Notlage weiter Bevölkerungskreise gefunden wurde.

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Verbreitung des Spargedankens und Forderung wirtschaftlich schwächerer Kreise nach dem Grundsatz der Gemeinnützigkeit war Pfarrer Johann Baptist Webers, des Pfarrers von Sankt Leopold, Idee, als er 1819 innerhalb weniger Tage 50 der wohlhabendsten Wiener Bürger seiner Pfarrgemeinde davon überzeugte, mit ihm gemeinsam insgesamt 10.000 Gulden für einen Fonds zur Verfügung zu stellen. Der Obristkanzler Graf Saurau hatte sich wegen der Gründung eines Sparinstituts an ihn gewandt, nachdem Kaiser Franz bereits 1817 die vereinigten Hofkanzleien veranlaßt hatte, im Einvernehmen mit den Landesstellen die Möglichkeiten zur Errichtung von Sparanstalten zu untersuchen. Der Kaiser glaubte, daß durch die Errichtung solcher Institute ein wirksames Mittel zur Linderung der Notlage weiter Bevölkerungskreise gefunden wurde.

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Am 4. Oktober 1819 war es soweit. Die „österreichische Spar-Casse“ wurde als erste Sparkasse des Landes eröffnet, zuerst im Pfarnhof Sankt Leopold, dann an 1824 im „Bienenhaus“ am Graben. Anläßlich des 100jährigen Jubiläums der „Ersten österreichischen“ wurde dann sogar ein Museum eröffnet; und als Mäzen betätigte sich die Spar-casse, als sie in der Simmerin- ger Hauptstraße, in der Hohen- Markt-Passage und erst vor kurzem in den Kellerräumen ihrer Zweig stelle Ecke Schottenring-Neutorgasse Galerien neuer Kunst eröffnete. Vor allem die neueste (Leitung: Peter Baum) hat alle Chancen, im Wiener Kunstleben kräftig mitzumischen.

Das Spar-Cassen-Museum freilich ist ein echtes Wiener Kuriosum. In der Tuchlauben 4, in einem reizvollen aus dem 17. Jahrhundert stammenden Gebäude untergebracht, das mit seiner wienerischen Barockfassade eine schöne Ergänzung zum Hauptanstaltsgebäude am Graben bildet, zeigt es auf ganz eigenartige

Weise Österreichs Kulturgeschichte: Es geht dabei nicht um Erinnerungsstücke der eigenen Vergangenheit, sondern vor allem um jene Gegenstände, die mit dem Sparen in Zusammenhang stehen.

Seltene Sparbüchsen, Geldkassen, Geldbörsen, Münzen und Banknoten aus allen Ländern, dazu alte Wiener Stiche und Stadtpläne, Bankdakumente machen die Kollektion zu einer wichtigen Wiener Spezialsammlung, die nach modernsten musealen Erfahrungen aufgestellt ist. Die Gestaltung oblag dem bekannten Museumsfachmann Dozent Rupert Feuchtmüller.

Mit der bloßen Aufstellung der Objekte war es freilich nicht getan, sollte die Sammlung nicht, leblos bleiben. Man mußte das Gezeigte lebendig werden lassen. Also sammelte man Figuren, Pläne, historische Ansichten, Modelle, die mit der Geschichte des Geldes, des Geldverkehrs, der Münzprägung usw. in Zusammenhang stehen. Geldgeschichte und Sparkassengeschichte, Wiens Wirtschaftsverhältnisse und die damit zusammenhängenden Sozialstrukturen, dazu der geistige Hintergrund: das wird hier vorbildlich dokumentiert.

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