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Keramiken, Faksimiles und Bilder

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Den hervorragenden europäischen Rang, den die österreichische Keramik um die Jahrhundertwende einnahm, macht eine große Ausstellung über „österreichische Keramik des Jugendstils“ deutlich, die im österreichischen Museum įiir angewandte Kunst eröffnet wurde. Ihre nahezu 300 Objekte schließen organisch an die Präsentation der „Wiener Keramik des Jugendstils“ in der „Galerie am Graben“ an, und hie wie dort wurde die Schau durch die grundlegende Publikationen von Frau Dr. Waltraud Neuwirth ermöglicht, die, dank der Hilfe der Fritz-Thys- sen-Stiftung, nach dem Glas des Jugendstils nun auch die Bestände des Hauses an Keramik der Zeit gesichtet und hervorragend bearbeitet hat.

Eindeutig wird in der sehenswerten und schönen Ausstellung klar, welche Bedeutung die sich vom Jugendstil allmählich immer mehr abgrenzende Bewegung des Secessio- nismus mit Kolo Moser und Josef Hojjmarm besaß, wie sie durch ihre Lehrtätigkeit an der Wiener Kunstgewerbeschule vorbildlich wurden und den Stil einer Zeit im voraus bestimmten. Es wird deutlich, was für eine wesentliche Rolle den einzelnen Fachschulen der Monarchie zukam, die in Beohyn, Gablonz, Tep- litz und Znaim sehr eigenständige Ausprägungen des Jugendstils mit florealem Dekor zeitigten, es wird aber auch klar, daß etwa das Prager Atelier „Artel“ seiner Zeit fast ebensosehr vorauseilte wie die hoch- begabte Jutta Sika, deren Arbeiten auch hier immer wieder Erstaunen und Bewunderung erregen.

Auch die Leistung einzelner privater Manufakturen, wie etwa der von Josef Bock oder von Wahliss in Wien, der Gmundner Keramik und des Ateliers von Eduard Klablena in Langenzersdorf, wird sichtbar, der Reichtum an schöpferischen Persönlichkeiten und Kräften, die am Stil einer Zeit mitwirkten und mitformten. Besonderen Seltenheitswert in dieser ausgezeichnet präsentierten Sammlung haben die zahlreichen Originalentwürfe für die Manufaktur Bock, die die Arbeiten der Ent werfer, darunter auch des ins Ausland abgewanderten Josef Margold, zeigen. Als bahnbrechende Bestandsaufnahme wesentlicher österreichischer Leistungen für die europäische Geschmackskultur ist die Ausstellung von eminenter Bedeutung.

In der Bibliothek des Museums ist gleichzeitig eine weitere kulturhistorisch bedeutsame Ausstellung zu sehen. Dort werden nämlich nun sämtliche im Besitz des Museums befindlichen Illustrationen des „Hamza-Romans“ ausgestellt,

Spitzenleistungen der Moghul-Male- rei, die im 16. Jahrhundert entstanden sind. Der glüokliche Anlaß der Ausstellung ist die vom Leiter der Bibliothek Prof. DDr. Gerhart Egger betreute Faksimilieausgabe des Romans, die eben in der Akademischen Druck- und Verüagsanstalt in Graz erscheint und außer den im Museum für angewandte Kunst in Wien erhaltenen 60 Blättern auch noch die 36 anderen in aller Welt verstreuten enthält und damit eine vollständige wissenschaftliche Bearbeitung des Werkes sichert.

In der „Galerie auf der Stubenbastei“ zeigt der aus Salzburg stammende, vorwiegend in London lebende Maler Friedrich Danielis seine aus vegetabilen Formen wachsenden, phantastisch blühenden, paradiesischen Landschaften und Kompositionen, deren heimliche Leitsterne und Götter Tiepolo und Bonnard zu sein scheinen. Danielis Farben sind in seinen Pastellen und Aquarellen wenn möglich noch duftiger und ätherischer geworden und unterstreichen den heiteren und fragilen Zauber der von ihnen wie Mozartsche • Musik auszugehen scheint, den Emst, der hinter ihrer schillernden Oberfläohe als Glanz von Reflexionen liegt. Zu den Höhepunkten der schönen Ausstellung gehören die von Fritz Riedl nach Entwürfen des Malers in Mexiko gewebten Wandteppiche, die auch im spröderen Material den Charme der Entwürfe bewahren.

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