6770591-1968_51_19.jpg
Digital In Arbeit

Eine neue Galerie für neue Kunst

Werbung
Werbung
Werbung

An Stelle der „Cralgjäa fi deren Leiter Manfred Sehe er weiter die „Galerie 10“ führt, hat sich in der Bäckerstraße eine neue Galerie, die „Galerie Ariadne" etabliert, deren Besitzer die Räumlichkeiten umbauen und neu ausstatten ließ. Man findet dort unter den Ölbildern ebenso eine „Übermalung“ von Arnulf Rainer wie eine Landschaft von Robin C. Andersen, ebenso einen Kolo Moser wie ein Damenbildnis von Jehuda Epstein, einem Gesellschaftsmaler der Jahrhundertwende. Die reiche Graphikauswahl zeigt wesentliche Blätter von Kubin, und Arp ist in ihr ebenso vertreten wie Absolon, Klimt, Schiele, Beckmann, Anton Hanak, Gütersloh, Thöny, Faistauer, Heuer, Meckseper und Campendonk. Ihr Programm verrät, daß sie der Qualität aller Richtungen offen stehen wird und auch Künstler des 19. Jahrhunderts einschließen soll. Da ihr Eigentümer, ein junger, in Wien seit geraumer Zeit ansässiger Amerikaner noch dazu meint, daß sich österreichische Kunst sehr wohl exportieren lasse und dazu über die nötigen internationalen Verbindungen verfügt, muß man ihre Eröffnung als eine wesentliche Bereicherung unseres Kulturlebens begrüßen und kann ihm nur viel Glück und einen dauerhaften Erfolg auf dem Weg wünschen.

In der „Galerie im Griechenbeisl" werden „Ergebnisse 68“ gezeigt. Das sind in diesem Falle die „hard edge“ Malereien von Richard Kriesche, Peter Hauser und Robert Lettner und plastische Objekte von Cornelius Kolig, Jörg Schwarzenberger und Josef Bauer aus Holz, Plastik, Plexiglas und Glasfiber, zu denen die eisernen Techniktotems von Gerhard Moswitzer und die Legearrangements von Hermann Palnitz aus Aluminium, Gips und Sandstein kommen. Das meiste steht in der Nachfolge der zwanziger Jahre und spiegelt eine rational nicht mehr erfaßbare technisierte Welt, in der sogenannte Künstler „Signale" schaffen, die nichts mehr signalisieren, und technoide Formen und Apparate, die keiner Funktion mehr gehorchen und dienen. Eine unterkühlte Ausstellung, in der Moswitzer und Painitz, der eine durch Urwüchsigkeit, der andere durch simple Ästhetik, auffallen, und in der der Gasmesser wie eine expressive Plastik und die Tünche der Wand wie belebte Weißmalerei gegen die Attacken der Spritzpistolen wirken.

In der Galerie Peithner-Lichten- fels sind wieder Bilder des Südtiroler Malers Karl Plattner zu sehen.: Seine Bilder haben durch‘die forcierte Farbigkeit eher verloren als gewonnen, da das dem Jugendstil manieristisch verpflichtete Lineament, das die Flächigkeit betont und keine Räumlichkeit besitzt, durch sie gestört werden und das Bildgefüge ins Schwanken kommt. Allgemein ist nun ein skurriles und dämonisches Element stärker geworden, so daß die „Haltestelle“ und der „Einäugige“ am ausdrucksvollsten, am geschlossensten die „Frau mit Hut“, die „Erinnerung“ und die „Tierstudie“ wirken.

Vor allem dekorativ und ziemlich bunt sind die Arbeiten des in Dänemark lebenden Österreichers Adi Holzer, der unter anderem Einflüsse von Moldovan und Tomi Ungerer mit Pop verbindet und ein vorzüglicher Gebrauchsgraphiker und Illustrator geworden ist. Seine Blätter, in der Galerie der Zentralbuchhandlung zu sehen, sind dann am stärksten, wenn er sie farbig reduziert und bei einfachen Aussagen bleibt.

Dagegen sind Helmut Kands Ölbilder, die er unter dem Titel „Das Land hinter dem Agavenzaun“ in der Österreichischen Staatsdruckerei ausgestellt hat, einschließlich - der Titel so eindeutige Pastichen Hundertwassers, daß man kaum weiß, ob man sie als Parodie oder als Ernst werten soll. Nur ersteres ist gelungen.

Ihre aufopfernde Tätigkeit im Internationalen Künstlerklub des Österreich-Hauses schließt Frau Zimmer-Lehmann mit Arbeiten jener jungen Kärntnerin ab, mit deren Arbeiten sie den Klub eröffnet hatte. Reinhilde Angelika Kaufmann ist ein vorwiegend gebrauchsgraphisches Talent, das mit beträchtlicher Sensibilität nun mit Strukturen, Mischtechniken und vegetabilen Formen operiert und in einer Phase entschiedener Wandlung zu stecken scheint.

Sehenswert war auch die Ausstellung der Neuerwerbungen des Niederösterreichischen Landesmuseums, die nur einen kleinen Ausschnitt aus der Förderungs- und Ankaufstätigkeit geben konnte und in der außer den zwei großen Bildern von Anton Lehmden Medaillen von Martha Caufal-Hartl und Louise Höfinger und den schönen Aquarellen von Karl Korab auch die gobelinartige Bisamberglandschaft von Ferdinand Stransky, „Die großen

Käfer“ von Franz Luby, die Blätter von Kurt Amman und Kurt Möser und die Wabenplastik „Strahlungen“ von Josef Schagerl auffielen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung