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Austellungen in Salzburg

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Stand die Mozartstadt auch im Festspielsommer eindeutig im Zeichen der Musik, so bemühen sich doch die für die Ereignisse auf dem Gebiet der bildenden Kunst verantwortlichen Institutionen, gerade in dieser Zeit mit besonders repräsentativen und einem hohen internationalen Standard entsprechenden Ausstellungen hervorzutreten. Die Galerie Welz knüpfte sehr geschickt an die Festspiele an und zeigte eine Reihe von Plastiken, Zeichnungen und Radierungen des ihr seit dem Jahre 1935 nahestehenden Wiener Bildhauers Fritz Wotruba, von dem bekanntlich die Bühnenbilder und die Ausstattung zu den Festspielaufführungen von „König ödipus“ und „ödipus auf Kolonos“ stammen. Erklärlicherweise nahmen dabei auch die Entwürfe und Modelle zu diesen monumentalen Bauten, die den Eigenstil der Felsenreitschule im Grunde völlig negieren, einen breiten Raum ein. Im übrigen befindet sich der kompromißlos gestaltende Künstler mit seiner Verabsolutierung des Prinzips kubischer Staffelungen derzeit in einer Übergangsepoche. — Sehr zu beachten ist in der gleichen Galerie die kleine Ausstellung von Ölbildern und Kohlezeichnungen von dem heute 65jährigen Bruder von Friedrich Welz, dem von der Architektur herkommenden, heute in Südafrika schaffenden Jean Welz. Jenseits der Abstraktion ist der Künstler, wie er selbst sagt, auf der „Suche nach einer malerischen Poesie“. Stets geht er von dem inneren Rhythmus des Bildes aus und kommt dabei, nicht ohne innere Beziehung zu Cezanne, zu überaus diskreten, aber niemals leblos wirkenden Farben.

Mit zahlreichen Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen des von 1882 bis 1961 lebenden amerikanischen Malers böhmich-jüdischer Herkunft Albert Bloch lernte man im Clubraum der Gesellschaft für moderne Kunst in der Residenz zum ersten Male den sogenannten „amerikanischen Blauen Reiter“ kennen — eine Bezeichnung, gegen die sich der Künstler stets energisch verwahrt hat. Die chronologisch angelegte Schau des mit Österreich eng verbundenen Künstlers — übersetzte er doch zahlreiche Gedichte von

Georg Trakl und von Karl Kraus ins Englische — beginnt mit den Münchner Jahren, bei denen er in der Tat den Künstlern des „Blauen Reiters“, in erster Linie aber Marc, Jawlenski und Kandinski, nahestand, aber auch Karikaturen in der Art Thomas Theodor Heines schuf. Später erstrebte er immer intensiver die Einheit von Mensch und Landschaft, wobei sich seine zunächst dunklen Farben immer mehr ins Weißgraue und Silbergrüne auflichten. Die Masken des Jahres 1952 kann man durchaus mit James Ensor in Verbindung bringen. Auch den Surrealismus hat Bloch bereits gepflegt, ehe er in Mode kam. Immer bleibt bei ihm die Neigung, den Menschen als den Einsamen oder den Blinden in die Landschaft zu stellen: Auswirkungen des Kriegserlebnisses des ersten Weltkrieges.

Bei der Berufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs, Landesverband Salzburg, sind in der Galerie im Mirabell-Casino Bilder und Plastiken von Rudolf E. Karsch und Lois Lidauer zu sehen. Der 1902 in Böhmisch-Kamnitz geborene Rudolf Karsch folgt dem Grundsatz: „Tradition haben ist nicht konservativ sein.“ Sehr wesentlich ist die innere Form dieser Bilder, die zumeist nach dem Prinzip korrespo-nidernder Bewegungstendenzen gestaltet sind und mit naiver Gestalterfreude surrealistische Bildelemente eingliedern. In vielen seiner Bilder spiegelt sich noch das Erlebnis des Krieges wieder, doch ist der früher absolut herrschende „Trümmerstil“ im Abklingen. Lois Lidauer, der verdiente Leiter der Galerie, gibt sich als ein bedingungsloser Prophet der Schönheit und der Harmonie. In kompositioneller Hinsicht gibt es, etwa bei der 1965 entstandenen Eichenholzplastik „Mutter mit Kind“, eine sehr organische Abgrenzung der Flächen. Das Spezialgebiet des Künstlers ist die Tierplastik, von der eine reizvolle Bärengruppe besonders gefällt. Allem übergeordnet aber ist bei Lidauer das Religiöse; hier sieht man Figuren von edelster Gelöstheit wie eine Heilige Elisabeth und zwei Darstellungen des Heiligen Franziskus.

In der Bundesrealschule Salzburg stellt der in Südfrankreich lebende österreichische Maler Lucas Suppin seine sehr persönlich wirkenden Kompositionen aus, für die man ihm den Namen eines malerischen Wotruba geben möchte. Beachtlich ist dabei, daß seine Gestaltung des Ödipus-Themas völlig unabhängig von Wotruba und einzig aus der geistigen Welt Carl Orffs heraus entstand. Der Vergleich betrifft daher lediglich die Auftürmung blockhafter Flächen, die durch goldene und silberne (Aluminium!) Metallfolien und sehr lebhafte rote und blaue Farben sehr apart koloriert sind.

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