Picasso-Keramiken

Die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien zeigt in einem ihrer Ausstellungsräume zweiundzwanzig keramische Arbeiten von Pablo Picasso, die als Ergänzung und Bereicherung der großen Picasso- Ausstellung, die diese Woche eröffnet wurde, gedacht sind. Fast durchwegs hochwertige Arbeiten, geben sie einen kleinen Querschnitt durch das reiche keramische Oeuvre des in seiner Formerflndung fast unerschöpflichen Meisters, bei dem selbst in der spielerischen Dekoration immer wieder plastische Probleme ersten Ranges auftauchen. So etwa in dem auf eine Kugeloberfläche projizierten „Stilleben”, der meta- morphen „Vogel-Vase”, oder der den Illusionismus überhöhenden „Schale mit Wassermelone”. Der Reichtum und die Freiheit der gestalterischen Mittel ist in dieser kleinen intimen Ausstellung das eigentlich Beglückende.

Im anderen Ausstellungsraum sind vierzehn österreichische Tapisserien der Gegenwart, meist Arbeiten jüngerer Künstler, ausgestellt. Aus dem fast allgemein hohen dekorativen Niveau ragen besonders die wirklich festlich schönen Gobelins von Josef Schulz, Fritz Riedl, Maria Plaehky, Edda Seidl-Reiter und Gudrun Vogl hervor. Erwähnenswert sind aber euch jene von Luise Autzingar, Giselbert Hoke und Sonja Tiller und Maria Biljan-Bilger „Tour de France”.

Eine äußerst wichtige und bemerkenswerte Ausstellung des Malers Ferdinand Stransky war in der Galerie Peithner-Lichtenfels zu sehen. Die dort gezeigten Arbeiten — Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen und Temperabilder —, die einem Zeitraum von dreißig Jahren entstammen, gaben einen eindrucksvollen Überblick über das Werk eines Künstlers, den manches mit Richard Gerstl und den frühen Arbeiten Herbert Böckls verbindet, der aber zu einer unverwechselbar eigenen Sprache im Rahmen des österreichischen Expressionismus gefunden hat. Unter den Bildern, die mit leidenschaftlicher Beharrlichkeit um Ausdruck, Tektonik und Form ringen, beeindruckten und bewegten besonders „Am Strand”, „Cafe”, „Fabrik”, „Höflein”, „Porträt” und „Katzels- dorf”, unter den Zeichnungen die „Bäume”, untter den Aquarellen die „Allee I” und unter den Tempera - blättern die „Liegende”, die „Loge” und der „Sitzende Mann”.

Ferdinand Stransky ist auch in der Ausstellung der Künstlergruppe „Der Kreis” im Wiener Künstlerhaus mit eindrucksvollen Leistungen vertreten. Hier ragen besonders die Aquarelle von Robert Schmitt hervor, von denen „Black Rock”, „An der Kanalküste” und „Hafeneinfahrt bei New- haven” geradezu klassisch schöne Blätter sind. Überhaupt hat diese Ausstellung ein erfreulich hohes Durchschnittsniveau aufzuweisen. Hervorzuheben ist eine Zeichnung von Luise Autzinger „Kleiner Platz in Passau” — ihr Gobelin in der Zentralsparkasse ist schöner als der hier ausgestellte —, ferner die Arbeiten von Emst Paar, von Elisabeth Stemberger, von Hans Stockbauer — dessen Holzschnitte immer feierlicher und sakraler werden —, von Josef Stoitzner — der nun zu einem gelösten und harmonischen Formen- spiel findet —, von Walter Muhammad Malli, die Gouache-Collagen von Erich Katzmann, die skurrilen Insektenblätter von Hans Hoffmann, der „Rote Berg” und die „Rückkehr des verlorenen Sohnes” von E. E. Müller und der amüsante Ludwig Schwarzer. Von Kurt Möser beeindruckte die „Landschaft II” von Hans Plobner die „Dämmerung”, von Peter Falffy das „Stilleben”. Arnulf Neuwirth ist wieder mit sehr reizvollen geistreichen Collagen vertreten und Fritz Pilz mit soliden bildhauerischen Abstraktionen. Die große Kollektive des Bildhauers Josef Schagerl beeindruckte durch die Sensibilität, mit der er aus Industrieformen additiv zu dekorativen Lösungen findet, die am stärksten in den mittleren Formaten wirken, dort wo sich Rhythmus und „Zellteil” nicht zu oft und nicht zu gleichförmig wiederholen. So sind wahrscheinlich „Evolution”, „Ikarus 64”, „Kubensetzung erhebend”, „Raumplastik saugend”, vor allem „Die neue Sonne” und die Nummern 126, 135 und 136 seine überzeugendsten Arbeiten.