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Steiermark in Kunst und Bild

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Ein Zauberreich der Farben und Formen, der Kostbarkeiten und Raritäten entfaltet sich vor dem Betrachter, passiert er den strahlend blau umfaßten Eingang zur Ausstellung „Vom Himmel zur Erde" in Schloß Eggenberg. Das Schloß gibt das Thema: Die Renaissance-Anlage spiegelt den Himmel, die Anzahl der Fenster und Säle zeigt Tage und Monate des Jahres, die vier Elemente sind im Turm symbolisiert, im Zentrum liegt der Festsaal, der nach seinen Fresken auch „Planetensaal" heißt.

Eva Marko hat die Räume vorbildlich gestaltet: frei aufgestellte Objekte und Vitrinen lassen unter einer ausgeklügelten Beleuchtung individuelle Wegführungen zu, Beschriftungen sind unter Deckeln verborgen, die zum Öffnen reizen. Dem Götterboten Merkur ist der erste Raum gewidmet. Bei Mars drohen Harnische und Lanzen und ein Bronzepanzer aus einem süd-steirischen Fürstengrab, doch eine eiserne Pflugschar weckt Hoffnung. Frau Venus residiert mit zierlichen Möbeln, Spitzenkleidern und kostbarem Schmuck. Saturn bringt Ordnung, Armut auch Vergänglichkeit und Tod. Im scharfen Kontrast dazu steht die Sonne im folgenden Raum, der Herrschaft, dem Gold gewidmet. Mittelpunkt ist der steirische Herzogshut. Kaiser Leopold I. und seine Gattin

Eleonore blicken aus goldgerahmten Porträts auf den „Scheiflinger Goldschatz". Der Mond gilt als Symbol für Mütterlichkeit, verkörpert in der berühmten „Admonter Madonna". Jupiter folgt mit reichem Tafelgerät, kostbaren Jagdwaffen, Kelchen, Monstranzen und herrlichen Stickereien. Uranus bewohnt einen Raum der Pa-radoxien. Die chinesische Tapete wirkt mit an der Inszenierung von Überraschungen, Spiegelungen und Brechungen. Pluto beendet den Planetenreigen mit Tod, Auferstehung und Hoffnung auf ewiges Leben. Eine scheinbar vertrocknete Pflanze setzt den Schlußpunkt. Doch sie ist eine „Rose von Jericho", ins Wasser gelegt, entfaltet sie auch nach Jahren der Trockenheit ihre Blätter. Welch schöneres Symbol für erwachendes Leben könnte es geben?

Domestizierte Passion

„Ein Sammler ist ein von gefährlichen, wenn auch domestizierten Passionen bewegter Typ, dessen Blicke wie Flammenzungen schießen". Was Sammler einst und jetzt zusammengetragen haben, wird nun in einem Barockhaus der Grazer Altstadt präsentiert. „Schätze und Visionen" sollen Kunst in den Grazer Sommer bringen mit einem Querschnitt durch Kunstgewerbe, Malerei und Grafik aus in- und ausländischen Museen und. aus Privatbesitz. Goldschmiede-

arbeiten aus Budapest und eine Fa-berge-Halskette aus kleinen Ostereiern zählen zu den Glanzstücken. Die Moderne ist durch Werke aus Privatsammlungen vertreten, von Altmeistern wie Wickenburg und Thöny bis zu einer „Interaktiven Klanginstallation" von David Bockeby.

Steierische Meister

Die Neue Galerie im Landesmuseum in Graz besitzt eine exqusite Samm-

lung österreichischer Malerei des 19. Jahrhunderts. 1988 wurde die gesamte Sammlung vom damaligen Leiter der Neuen Galerie, Wilfried Skreiner, im Palais Herberstein neu aufgestellt. In den folgenden Jahren wurden diese Räume für Wechsel-ausstellungen gebraucht, die Werke des 19. Jahrhunderts wanderten ins Depot.

Nun zeigt Schloß Trautenfels im Ennstal eine attraktive Auswahl aus den „Meisterwerken der Malerei des 19. Jahrhunderts", vor allem mit Werken, die thematisch zur Steiermark passen: Landschaften etwa des Grazers Adolf Zoff, Genrebilder wie von Ernst Christian Moser. Zu sehen sind auch Szenen aus der ungarischen

'iefebene von Johann Raffalt, und Werke von Vertretern des österreichischen „Stimmungsimpressionismus", wie Emil J. Schindler und Tina Blau, und liebenswürdige Veduten von Conrad und Vinzenz Kreuzer.

Auf zwei Raritäten sei besonders hingewiesen. Der 1824 in Meidimg bei n geborene Joseph Selleny nahm an der Weltreise der Fregatte „Novarra" teil und schuf „Phantastische Landschaften", die in der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts nicht ihresgleichen haben. Wenig bekannt ist August Kurtz-Gallen-stein. Sein um 1910 entstandenes „Kirchenportal mit Kirchgängern" macht neugierig, mehr von diesem Maler zu erfahren. Ein Grafikraum mit rund 50 Aquarellen und Zeichnungen zeigt steirische Landschaften und Brauchtumsdarstellungen von den Kammermalern Ender und Loder, Zeichnungen von Schnorr von Carolsfeld und von Jakob und Friedrich Gauermann.

Vom Himmel zur Erde; Schloß Eggenberg bei Graz; bis JO.November. Schäl ze und Visionen; Graz, Mariahilferstr. 12. bis )0 September. Meisterwerke der Malerei des 19. Jahrhunderts; Landschaftsmuseum Schloß Trautenfels im Ennstal bis 29 September.

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