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Sonderausstellung über das Biedermeier
Im Grazer Künstlerhaus ist derzeit eine Sonderausstellung „Grazer Biedermeier und Nachbiedermeier“ zu sehen, die im Beschauer die Erinnerung an die letzte einheitliche Kulturform der abendländischen Entwicklung wachruft. Es ist dem Grazer Museums-idirektor DDr. Eduard Andorfer nach Ueberwin-dung großer Schwierigkeiten gelungen, im Rahmen der von ihm veranstalteten Ausstellung eine Zeit in allen ihren Erscheinungsformen zur Darstellung zu bringen. (Die Liste der Leihgeber der 351 Objekte umfassenden Gesamtschau verzeichnet mehr als 70 Namen.) Das Vorwort des Ausstellungskatalogs vermerkt das reiche Erbe einer 1000jährigen Vergangenheit, die noch einmal einen Lebensstil von beglückender Harmonie entfaltete.
Wir glauben, daß nicht nur den Grazer die ebenso ehrlich gewollten wie meisterlich in alter Manier geformten Gemälde von Vinzenz und Konrad Kreuzer, Kuwassek, Moser, Tunner, Passini und anderen interessieren dürfte. Den Wiener mag es erfreuen, daß in der Ausstellung von Friedrich Amerling ein Frauenporträt und von Heinrich Angeli ein Brustbild Anastasius Grüns zu sehen ist: das Bundeskanzleramt hat ein Bildnis des Fürsten Metternich zur Verfügung gestellt. Die Steiermärker blicken zu dem im nächsten Jahr jubilierenden Erzherzog Johann, dessen Bildnis in dominierender Haltung dem Beschauer begegnet, treudänkbaren Herzens empor. Dem kvdtibew46iftSteiTerftid riähürKetet&faerÜrigi'f&P herf 'vörP Halnmer-Pugsfäflrrdessei}x Orientstudien Goethe zum Westöstlichen Diwan begeisterten, Pro-kesch-Osten, Wartinger, Leitner u. a. vertraute Namen. Zu den Schmuckstücken der Ausstellung gehört zweifellos ein Biedermeier-Wohnraum, in dem sitzend man die lärmende Hast der Gegenwart ver- -gessen könnte, atmet doch jeder der hier ausgestellten Gebrauchsgegenstände jene Schönheit, die nur der Besitz besinnlicher Zeiten ist. Im Bücherkasten befinden sich hier Friedrich Schillers Werke in
2; Bänden, die bei Joh. Andreas Kienreich 1834 bis 183 8 gedruckt wurden.
Eine Rückschau auf das geistige Leben erinnert unter anderem an die Wiedererrichtung der Universität in Grätz am 19. April 1827 und an die Schenkungsurkunde Erzherzog Johanns vom 16. Juli 1811, mit der er seine gesamten Sammlungen dem Joan-neum übergibt. Den Musenfreund interessiert ein „klassizistischer“ Kabinettschrank, aus dem wechselweise Bilder von der Henriette Sontag, Therese Krones, von Raimund, Nestroy u. a. ausgelegt werden. Auch des Aufenthalts Schuberts in Graz vom 2. bis 20. September 1827 wird gedacht Der Schöpfer des Dachsteinliedes, Ludwig Karl Seydler, durfte natürlich nicht fehlen.
Zuletzt führt der Weg über historische Ereignisse, die sich um das Jahr 1848 gruppieren, zu den Wandlungen in Verkehr und Industrie, die ein neues Zeitalter ankündigen. Unweit vom alten Postwagen steht zum Beispiel das Modell der Gebirgslokomotive Engerths, die als erste über den Semmering gefahren ist. Ein Blick auf Zeichen der Stadtentwicklung, Baukunst und Gartenanlagen beschließt die sehenswerte ■i Ausstellung. 20 faMge Modebilder aus der Zeit von
die lieber in Städten bewerkstelligte Trachtenfestzüge als in einsamen Gebirgsdörfern moderne Modenschauen vor ihren Augen vorüberziehen lassen.
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