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Tiroler Kunstsommer

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Ueberblickt man die Monate Juni bis September in Innsbruck, so steht am Beginn (und immer noch fortdauernd) die Sonderausstellung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum „Der Tiroler Frei- heitskampf 1 8 09“. Das Material der vielbesuchten Exposition kommt aus den historischen Sammlungen des Museums und wurde durch wertvolle Leihgaben ergänzt. Bewußt hat man von den späteren künstlerischen Darstellungen des Freiheitskampfes. von seiner Verherrlichung durch die Historienmalerei Defreggers, abgesehen, trotzdem dies einen Verlust an ästhetischer Wirkung bedeutete. Es wurden nur Zeugnisse auch künstlerischer Art von Zeitgenossen, z. B. von J. P. Altmutter, herangezogen und diese nach dem Ablauf der historischen Ereignisse bis etwa 1830 angeordnet. Der bebilderte Katalog stellt den einzelnen Abschnitten jeweils aufschlußreiche Einführungen in das große Geschehen jener Tage voran.

Die Tiroler Handelskammer zeigte zur selben Zeit in ihrem modernisierten Ausstellungsraum Tiroler Kunsthandwerk in alter und neuer Zeit. Die Ausstellung ging unter dem Titel „Zeit und Form“ und war von Architekt Schwaighofer sehr geschmackvoll gestaltet„ während eine Jury die Ausstellungsstücke (Textilien, Teppiche, kirchliche Geräte,- Schmuckstücke,. Keramik, Glas, Bucheinbände usw.) nach strengen Gesichtspunkten ausgewählt hatte. Da das Volkskunstmuseum eine Reihe seiner kunstgewerblichen Schätze zur Verfügung gestellt hatte, ergab Vieh1' eihe interėšsantė 'Gegįht3ferstžliūnį~;žwi- schen alt und neu, Tradition und Fortschritt

Da beim Kunstpavillon im Hofgarten der Umbau — es wurde deshalb der heurige Oesterreichische Graphikerwettbewerb abgesagt — immer noch auf sich warten läßt, konnten in der Zwischenzeit drei Künstler ihre Arbeiten zeigen. Zunächst sah man die stark farbige und in die Fläche gerückte Welt von Gerhild Diesner, eine eigene Welt, die sich die Malerin seit Jahren erschaffen und immer mehr ausgeprägt hat, so daß ihre Bilder heute bereits unverwechselbar dastehen. Man denkt vor ihren Gemälden voll frühlinghafter Heiterkeit, aber auch manchmal voll geheimer Traurigkeit an die irgendwie verwandte dichterische Welt von Georg Trakl. Es folgte, mit einer Ausstellung von 23 Oelgemälden in zarten Farbenrhythmen und flächiger Stilisierung, die Malerkollegin Hilde N ö b 1, Preisträgerin (wie übrigens auch die Diesner) des Förderungspreises der Stadt Innsbruck 1958.

Die interessanteste, noch andauernde Ausstellung im Kunstpavillon aber ist die von Max Weiler, Der Künstler hat nur zwölf Gemälde, die alle im eigenwilligen Katalog abgebildet sind, zur Schau gestellt. Neben mosaikartig aufgebauten subtilen Farbenharmonien („Landschaft in Gelb", „Komposition aus Blau”, „Blumenstück“) überrascht vor allem die geistige Haltung der sechs Porträts, von denen wir besonders das des Rektors Clemens Holzmeister, das Bildnis Ludwig von Fickers und das von Doktor Joham hervorheben müssen. Hier sind die äußersten Möglichkeiten einer formalen und geistigen Aussage durch den Künstler ausgeschöpft. Geht er wie beim Bildnis M. einen Schritt weiter, indem er'die Züge völlig verunklärt, so hat das Werk nicht mehr für den Dargestellten, sondern nur für den Maler selbst den Wert einer ganz persönlichen Studie.

Der Künstlerbund'Tyrol hat erstmals im Alten Rathaus neben dem Stadtturm in zwei mehr konservativen Ausstellungen Werke älterer und jün- ge rÄlM’ ®if® t’'s?Von deM W3 nennen Gustav Bechler, Thomas Räss und Toni Kirchmeyr, bei ..dėfh viele. der Jüngjfen. nj jq.Xebt? gegangen sind; von der zweiten Gruppe Franz Thur- ner, Ernst Degn, Richard Hammer und Karl Häupl. Der helle Gangtrakt des kunsthistorischen Instituts der Universität beherbergte noch prächtige „Europäische Reisebilder" des Malers Max Spielmann, wodurch die vielfältige Ausstellungstätigkeit in Innsbruck bereichert wurde.

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