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Ruhepunkte im Trubel der Festspielstadt sind die Kunstausstellungen, die ge genwärtig in Salzburg gezeigt werden; hier ergeben sich in Stille und Sammlung Begegnungen mit interessanten zeitgenössischen Werken.

In den Oratorien des Salzburger Doms ist die III. Biennale christlicher Kunst der Gegenwart zu sehen. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt beim Parament, dessen künstlerische Gestaltung vielfach als beispielgebend und richtungweisend bezeichnet werden kann. Von den österreichischen Exponaten ist besonders die Bronzekanzel Toni Schneider-Manzells hervorzuheben, ferner Paul M e i ß-ners Gemälde „Kreuzigung“ in Schwarz, fahlem Gelb und aufbrechendem Rot, während Hans Robert P i p p a 1 seine visionäre „Verkündigung“ stilistisch von seinem jüngeren Kollegen Ernst Fuchs entlehnt. Herbert B o e c k 1 s Seckauer Fresken sind in Photoreproduktionen eindruckslos placiert. Leon S1 i w i n s k y findet in seiner großen Graphik „Abendmahl“ zu einer etwas zu gewollten Verbindung von Frühromanik und dem Expressionismus Schmidt-Rottluffs. Wie ein entrolltes großes Baumblatt erscheint die ganz zur Symbolform des Alls verdichtete Monstranz aus vergoldetem Silber und Email von Bernward Schmied OSB., „Lobende Anerkennung“ erhielt Sepp Schmölz er für seine Gold- und Silberkreuze, die Stahlarbeiten von Helmut G s ö 11 p o i n t-ner zeigen eine neue Phase der österreichischen Stahlschnittkunst auf.

Aus der deutschen Bundesrepublik kam Ewald Matares strenges Vortragekreuz aus Bronze und Georg Brenningers abstrakte, blockhaft gefügte Plastik „Bergpredigt“, Georg Meistermanns Glasfenster „Schöpfungsmorgen“ hingegen entbehren der großen Linie und wirken eher kunstgewerblich.

Belgiens Beiträge reichen von eindrucksvollen, ungegenständlichen, blankpolierten Zinnreliefs Roger Bonduels bis zu bunten volkstümlichen Keramiken von fröhlicher flämischer Naivität im Geiste Felix Timmermans'. Aus Frankreich kamen Kreuzwegstationen, die auf dichtmaschi-gem Drahtgeflecht kupferne Leidenssymbole zeigen, und die ausdruckerfüllten, an Negerplastiken erinnernden Holzbildwerke des „Menschen im Gebet“ von Jean Rucki-Lambert. Nordisch-uralte Gläubigkeit spricht aus den Werken, die Irland zur Biennale schickte: ein Kreuz, wie ein Bannzeichen gegen Dämonen der nebligen Düsternis, Betonreliefs, monumental trotz ihres kleinen Formats, und ein Kruzifix aus sumpfdunkler Mooreiche. Der Spanier Jose Luis S a n c h e z gewann mit seinem großartigen romanisierenden Kreuzaltar vor einer mächtigen, strukturierten Bronzewand die Goldmedaille für Bildhauerei. Erwähnenswert auch die schönen, einfachen spanischen Meßgewänder aus matten Wollgeweben.

Die Galerie Welz bringt die kleine, sehr sehenswerte Schau „Italienische Meister des XX. Jahrhunderts“ mit Werken des eruptiven Talents Renato G u 11 u s o, der allerdings manchmal ins allzu gekonnt Illustrative abgleitet, und dem zum Begriffszeichen vereinfachten roten „Huhn“ des Italo-Amerikaners Pietro Marcasiano. In weichen Konturen und hellen, etwas lehmigen Farben malt Giorgio M o r a n d i seine Stillleben. Auch einige Altmeister der italienischen Moderne sind vertreten: Man sieht die heiter-holzpuppenhaften Frauengestalten von Massimo C a m p i g 1 i, die kühlen, pointillistischen und kubistischen Abstraktionen Gino Severinis, markante Beispiele von Filippo de Pisis' herbem Impressionismus und düstere, metallisch leuchtende Kompositionen von Mario S i r o n i mit ihrer harten, fragmentarischen Formenwelt. Kleine Bronzen von M a n z ü, Emilio Gieco und die humorvolle Tonplastik „Die Archäologen“ von C h i r i c o runden das Gesamtbild der Ausstellung.

Im Salzburger Künstlerhaus begegnet man der „S a 1 z b u r g e r Gruppe“, die eine Reihe in ganz Österreich bekannter Künstler umfaßt, so Slavi S o u c e k, der außer formal sehr schönen graphischen Blättern auch einen großen Wandteppich in Blau ausstellt, kraftvoll gestalteten Landschaften von Anton Steinhart und dekorativen, exotischen Reisebildern von Irma Toledo. Besonderer Reiz eignet den naiven Werken der ist noch Kay Krasnitzky zu nennen; man Autodidaktin Agnes Muthspiel, ebenso verweilt gern vor seinen intellektuell-verspielt mit Esprit hingepinselten Fabelwesen und seinem Bronzerelief „Salzburger Stier“. Besondere Erwähnung verdient der schöne Katalog mit Originallinolschnitten von Künstlern der „Salzburger Gruppe“.

Die Ausstellung in der Residenzgalerie ist dem Schaffen der Malerin und Graphikerin Ursula Schuh gewidmet. Hier wird vor allem die intensive Beschäftigung mit dem Dinglichen und seinen Wechselbeziehungen im Stilleben deutlich. Die Darstellung erlebt formale und technische Abwandlungen von kompakter, flächiger Vereinfachung im Sinne von Matisse bis zu Aquarellen in der Zartheit chinesischer Pinselführung. Phantastisch überhöhte Paraphrasen über „Wald“ und „Mondnacht“ finden ihr Widerspiel in strengen Tuschzeichnungen der Salzburger Landschaft.

Die Landschaft ist auch das Thema des Salzburger Malers Toni H ö 111, der in den Räumen des Kunstvereins — in der Residenz — ausstellt. Seine Aquarelle haben Breite und Atmosphäre und verraten die innere Sicherheit eines Talents, das fest auf der Basis soliden handwerklichen Könnens beruht.

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