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Gegenwartskunst in der Galerie Welz

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Drei steirische Künstler haben sich zu einer sehr eindrucksvollen Bilder- und Graphikenschau in den Räumen der „Galerie Welz“ Zusammengefunden, Vertreter einer aus der Zeitgesinnung erwachsenden Kunst, in der sich die Sehnsucht nach neuen Gestaltungsmöglichkeiten widerspiegelt. Sie flüchten nicht aus dieser Welt, sondern schlagen sich mit ihr herum, reißen ihr die Maske herunter und suchen über den äußeren Schein in das Wesen der Dinge einzudringen.

Am stärksten zeigt sich dieses Streben bei Hans F r o n t u s, nicht so sehr in seinen Ölbildern, Landschaften und figuralen Vorwürfen, denen bei aller Leuchtkraft der Farben doch eine gewisse Schwere des malerischen Vortrages anhaftet, sondern vor allem in seinen prächtigen graphischen Zyklen nach Themen von Balzac, Villon, J. Green und E. A. Poe. Aus ihnen spricht das Wissen um die Hintergründe menschlichen Wesens, ein fast unheimliches Hineinleben in die Geheimnisse der Seele, ein gestaltendes Können, das Fronius in die erste Reihe der zeitgenössischen Graphiker stellt.

Auch Rudolf Szyszkowitz ist in erster Linie Graphiker, in dessen Kompositionszeichnungen und landschaftlichen Skizzen sich brillante Raumkomposition, rhythmischer Schwung und starke Empfindung zu prächtigem Zusammenklang vereinen. Aber auch in seinen Ölbildern, die sich durch oft kühne Farbengebung auszeichnen, gelangt er zu sehr beachtenswerten Leistungen, die besonders in zwei feinen ' Winterlandschaften ' und dem noblen Bildnis eines jungen Mädchens gipfeln.

Alfred W i c k e n b u r g ist aus früheren Ausstellungen gut bekannt. Über surrealistische Anwandlungen hinaus führt ihn sein künstlerischer “Weg zu verschiedenen Versuchen, die noch keine abschließende Phase seiner Entwicklung bedeuten. Aber jedenfalls ist von dem fast brutalen „Römischen Liebespaar“ aus dem Jahre 1920 zu den malerisch feinen „Lilien“ (1943) und dem vor Jahresfrist entstandenen „Damenbildnis“ ein sehr bedeutungsvoller Schritt gemacht worden. Manchmal wird vor seinen Bildern der Wunsch rege, ihn einmal mit einem Auftrag für einen modernen Gobelin zu betrauen, da in seiner Malerei ein ausgesprochen graphischer Zug zu bemerken ist, der sich in den guten graphischen Blättern dieses Künstlers voll entfalten kann.

Gleichfalls in der „Galerie Welz“ stellt der derzeit in Wien als Leiter der Bildhauerabteilung der „Hochschule für angewandte Kunst“ tätige Bildhauer Fritz C r e m e r einige Plastiken und eine Reihe von Lichtbildern früherer Arbeiten aus, die mit einem sehr interessanten Künstler bekanntmachen. Namentlich seine Porträtplastiken, unter denen der Kopf der Tänzerin „Hanna Berger“ vor allem Erwähnung verdient, sind Werke eines tiefempfindenden Gestalters, der in seinen im letzten Kriege entstandenen Plastiken das ganze Leid der gequälten Menschenkreatur („Eine Mutter“) zu erschütterndem Erleben brachte.

Die neuen Gedanken sind meistens ein Ragout; es sieht einer frischgemachten Speis' gleich, 's sind aber lauter überbliebene, Sachen, die schon einmal auf der Tafel waren. Nestroy

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