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Mittlerin österreichischer Graphik

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Das Erbe nach der treuesten Hüterin und eifrigsten Förderin internationalen graphischen Schaffens, jener einzigartigen, überaus verdienstvollen „Gesellschaft für vervielfältigende Kunst“, welche die Grundlagen ihres Bestehens nach dem ersten Weltkrieg verloren hatte, anzutreten, schien in mehr als einer Hinsicht ein recht bedenkliches Wagnis zu sein. Dennoch gelang es einigen um die Graphik besonders besorgten Persönlichkeiten Wiens, über die Initiative des Kunsthistorikers und Mäzens, DDr. Richard Kurt D o n i n, eine Vereinigung ins Leben zu rufen, die es sich zum Ziele setzte, wenigstens, wie schon ihr Name sagt, um die Graphik des nunmehr klein gewordenen Vaterlandes bemüht zu sein. Die „Oesterreichische Gesellschaft für zeitgenössische Graphik“ hat mit dieser Namensgebung den Umfang ihres Wirkens und zugleich ihr Ziel deutlich abgesteckt. Sie hat bis jetzt zehn Mappen mit großformatigen Graphiken herausgebracht und dies zum Anlaß genommen, in der letzten ihrer Editionen eine Art

Rechenschaftsbericht zu geben, der angesichts der bisherigen Leistungen in seinem Tone mit Recht hätte sehr anspruchsvoll sein können. Man muß nur die Unsumme von Arbeit und den ständigen schweren Kampf um die Erlangung der materiellen Mittel, die zum Zustandekommen eines solch gewaltigen Werkes nötig sind, erwägen, dann wird man dieser Gesellschaft den wärmsten Dank nicht vorenthalten können. Von den Künstlern, die mit repräsentativen Arbeiten bisher vertreten waren — es ist ganz unmöglich, alle anzuführen, da jede Mappe acht Blätter von verschiedener Hand enthält —, seien nur I. o b i s s e r, L a s k e, Igo P ö t s c h, Hans Frank, Kasimir, Karl S t e r-rer, E. v. Dombrowski, Hans R a n z o n i d. J., Hedwig zum T b b e 1, Norbertine B r e ß 1 e r n-R o t h, Werner Berg und F r o n i u s erwähnt. In vorzüglichen, handsignierten Drucken kommen alle Techniken zu Wort. Die 1957 herausgekommene Jubiläumsmappe bringt eine Kaltnadelarbeit von Fritz Cernajsek, eine lithographierte Landschaft von Hans E s c h e r, Carry Hsuser ist mit seinem Holzschnitt „Knabe, Mond und Mädchen“ vertreten,

Franz Herberth mit einem seiner höchst aparten mehrfarbigen Linolschnitte, die er „Kompositionen“ nennt, Hans Hoffmanns Bleischnitt „Drei Könige“ hat nicht mit Unrecht seinen Platz in der Mappe gefunden, Anton Lehmden, der in der letzten Zeit vielfach ausgezeichnete Maler und Graphiker, steuert eine Radierung, „Der Fisch“, bei, ebenfalls Marcel Schmidt'ein kontrastreiches und ausdrucksstarkes Blatt, „Der für uns gekreuzigt wurde“. Den Beschluß der Reihe macht Ferry Z o t-t e r mit seinem Linolschnitt „Der Baum“. Das

„zeitgenössisch“ im Titel der Gesellschaft ist, wie man sieht, gerechtfertigt. Man kann sie zu ihren Leistungen nur beglückwünschen und hoffen, sie möge ihren Weg erfolgreich fortsetzen und sich dabei der Unterstützung der maßgebenden Stellen erfreuen. Unserer vollen Anerkennung und unserem rückhaltlosen Lob für die bisher aufgewendeten Bemühungen dieser Vereinigung möchten wir nur eine Anregung hinzufügen: Wäre nicht ein textlicher Ausbau dieser sonst so vortrefflichen Mappen möglich?

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