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Von Kindern und Tieren

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Es ist gut, wenn das Verhältnis unserer kleinen Erdenbürger zum Tier nicht erst in der Schule, durch Belehrung über Tierschutz und ähnliches, gefördert wird. In der Großstadt gibt die Praxis dazu leider wenig — und immer weniger! — Gelegenheit. Außer mit Hund und Katze, Taube und Spatz kommen Kinder heutzutage ja kaum noch mit Tieren in Berührung, und das Pferd wird angestaunt wie ein her Ford von 1929. Die Kinderbuchautoren scheinen diesen Mangel zu spüren, und es ist sicher kein Zufall, daß mehrere der uns vorliegenden Kinderbücher das Tier zum „Helden“ oder zum brüderlichen Freund des Kindes machen.

Die Abenteuer der „Ente A n g e-I i n a“ erzählt J a n i c e in einem ebenso reizenden wie kindertümlichen Buch, das Roger D u v o i s i n mit farbigen und Schwarzweißbildern reich ausgestattet hat. Daran können schon Dreijährige Freude haben (Verlag Herder, Freiburg-Basel-Wien. Preis 5.80 DM). - Vom „Kleinen Löwen“, der seiner Mutter und aus der Menagerie davongeht, um den Dschungel kennenzulernen, aber nur Hunden, Kaninchen und Kindern begegnet, bis er wieder zurückgebracht wird, berichten Jacques P r e v e r t (Text) und Y11 a, die bekannte Tierphotographin. H. H e 1 b 1 i n g hat das französische Original ins Deutsche übertragen. An den Bildern — obwohl einige etwas gestellt wirken — können auch Erwachsene ihre Freude haben (Fretz-&-Was-muth-Verlag, Zürich. Preis 7.70 DM).

„Der alte und der junge und der kleine Stanislaus“ — das ind drei Generationen: Großvater, Vater und Enkel, die zu Lande, zu Wasser und, sehr modern, auch in der Luft allerlei ungefährliche Abenteuer > erleben. Vera F e r r a - M i k u r a hat das recht kunstlossalopp, im Plauderton erzählt, und ohne die sehr modernen, aber trotzdem kindertümlichen Illustrationen von Romulu Candea wäre der Faden ein wenig dünn. Aber es ist, wie zwischen Librettist und Komponist, eine echte Gemeinschaftsarbeit entstanden, die den 1. Jugendbuchpreis, für die Autorin und den Illustrator, wohl verdient hat (Verlag Jungbrunnen, Wien. Preis 52 S). - „Die Katze, die für sich allein ging“ ist eine doppelbödige und hintergründige Geschichte des großen Rudyard Kipling, die von der Domestizierung der Unzähmbaren durch den Steinzeitmenschen berichtet. Schon Acht- bis Zehnjährige mögen etwas davon verstehen. Die höchst originellen Illustrationen von Helen K a s s e r, die auch die Gestaltung und den Druck überwachte, machen dieses Buch in Quartformat fast zu einem bibliophilen Werk, das für Katzenfreunde jeder Altersstufe interessant ist (Artemis-Verlag, Zürich. Preis 13.80 DM).

„Grimms Märchen“ sind, pädagogisch und kinderpsychologisch betrachtet, kein leichter „Fall“. Ob man sie Kindern — und von welchem Alter an — ohne Retuschen vorliest oder in die Hand gibt: das kann nur der einzelne für sich entscheiden. In der vorliegenden Autgabe (Herba-Verlag, Emil Driess, Plochingen am Neckar), einer Auswahl von 31 Märchen, wird vielen Geschichten durch die Illustrationen der Stachel des Grausamen und Beängstigenden genommen. Herta B r o n-e d e r, als Illustratorin, siedelt die einzelnen Geschichten zwar in verschiedenen Epochen an, betont aber die gemeinsame Wurzel durch das Milieu von altdeutschen Bauernhäusern, Bauernstuben und Bauernmöbeln. Die 72 eingeklebten farbigen Bilder sind realistisch und märchenhaft zugleich, bis ins kleinste Detail ausgeführt — und wirklich „märchenbunt“.

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