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Wiener Secession

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Vor mehr als Jahresfrist sank der Ausstellungsbau Olbrichs in Trümmer, ungefähr zur gleichen Zeit wurde die Kunsthalle schwer beschädigt; daher mußten die Mitglieder der Secession die bewährte Gastfreundschaft des Künstlerhauscs in Anspruch nehmen, um nach acht Jahren vor die Öffentlichkeit mit einer Ausstellung treten zu können, die vor allem für den Wiederaufbau des Secessionsgebäudes einen Teil der notwendigen Geldmittel aufbringen helfen soll.

Zumeist sind es die bekannten Mitglieder der „Secession“, des ,.H a g e n b u n-d e s“ und der „K unsrschaugrupp e“, die sich unter der Fahne der Secession zusammengefunden haben, Maler und Bildhauer, deren Schaffen einen wichtigen Bestandteil der Wiener Kunstgeschichte der letzten Jahrzehnte bildet, zu denen einige jüngere Kräfte gestoßen sind, um der neuen, vorwärtsstrebenden Kunst zu dienen. Man darf daher von dieser Ausstellung keine Sensationen erwarten, findet aber erfreulicherweise auch keine Arbeiten, die nicht ein ziemlich hohes Maß von Können und malerischer Kultur beweisen.

Mit zwei frühen Hauptwerken, der „Klage“ und dem „Familienbild“, nimmt der Gailtaler Anton K o 1 i g einen Ehrenplatz im Hauptsaale ein; hoffentlich haben wir bald Gelegenheit, an neuen Arbeiten die Entwicklung dieses Künstlers kennen zu lernen, der zu den stärksten Begabungen der zeitgenössischen Malerei Österreichs gehört. Mit Bedauern muß man feststellen, daß diesmal der bedeutsame Graphiker Oskar K u b i n in der Reihe der Aussteller fehlt. Die schwierigen Verkehrsverhältnisse der Zeit stellen ja wirklich repräsentativen Ausstellungen noch immer die größten Schwierigkeiten entgegen.

Eine erfreuliche Entwicklung hat Sergius P a u s e r genommen. Er zählt heute schon zu den nobelsten, malerisch interessantesten und geschmackvollsten Porträtisten Wiens, der in dem „Mädchen mit den gelben Blumen“ und im „Bildnis T. K.“ einen Höhepunkt beseelter Bildnismalerei erreicht. Aber auch in landschaftlichen Motiven, namentlich in dem entzückenden, farbig brillanten „Aus meinem Garten“, zeigt er sich als Meister von erlesener malerischer Kultur.

Rhythmus der Bewegung noble Farbenharmonie und interessante Komposition

weisen die Tierpastelle des viel zu bescheidenen Bartholomäus S t e f f e r 1 auf, der manchmal an Marc erinnert. Altmeister Oskar L a s k e entzückt wieder durch seine malerischen Plaudereien, in dieser Schau aber besonders durch seine landschaftlichen Aquarelle, die ihn in die vorderste Reihe österreichischer Aquarellisten stellen. Vor allem sei hier auf „Weyer im Pinzgau“ hingewiesen, ein Kabinettstück dieser Art. Eine prachtvolle „Beskidenlandschaft“ Richard Harlfingers, von präditiger landschaftlicher Stimmung erfüllt, meisterhaft in ihrer Luftperspektive, ladet zu eingehender Betrachtung ein.

Die Landschaften Wilhelm Kaufmanns blenden durdi ihre farbige Leuchtkraft. Wir haben wenige Maler, die Schnee mit der gleichen farbigen Intensität malen können wie er. „Winter“ (100) soll besonders hervorgehoben werden. Dekorative „Stilleben“ R. C. Andersens, zwei edle Bildnisse Kitts und einige Werke von Dobrowsky, dessen Schaffen wir kürzlich eingehend würdigten, R. B u c h n e r, E 1 s n e r (ein gutes Knabenbildnis „Hans Michael“), O. G a w : 1 1, dessen „Fischerfrauen“ ein starkes Talent ankündigten, von Pregartbauer, Roux und Silber-b a u e r verdienen, daß sich der Betraditer mit ihnen befaßt.

Der hochbegabte Hans P i p p a 1 macht derzeit anscheinend wieder einen Gärungsprozeß mit, der noch nicht recht erkennen läßt, was er zeitigen wird. Lilly K j ä e r wird immer monumentaler, ihre „Bauernstube“ hat wirkliches Format. Vielversprechend führt sich Hans Schweiger mit seinem stimmungstiefen At'terseebild ein. Wenn wir nexh Paris Gütersloh, R. H a u c k und Franz Z ü 1 o w lobend anführen, haben wir flüchtig auf die interessante malerische und graphische Abteilung dieser Kunstschau hingewiesen, die in Josef H u m p 1 i k, Michael P o w o 1 n y und Karl S t e m o 1 a k drei Bildhauer von bedeutendem Rang mit wenigen, aber vorzüglichen Werken zur Geltung bringt. H u m p 1 i k s Bildnisterrakotten sind in jeder Hinsicht vollendet. P o w o 1 n y s edle ..Weibliche Figur“, Stemolaks Bronzebüste Hugo Thimigs sowie seine „Tänzerin“ sind Kabinettstücke plastischer Kunst.

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