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Zaghafter Auftakt

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Als ersten, kleinen Auftakt zu den Festwochen 1958 gab es drei österreichische Autoren und kein Glück mit ihnen.

M u s i 1 s Stück „Die Schwärmer“ ist ein Jugendwerk des Dichters, ein eigenwilliger Seitensprung auf die Berliner Bühne der wilden Nachkriegsjahre um 1920, im Stil und Geist der literarisch adaptierten Dialektik und Rebellion und Inflation. Ein Labyrinth aus expressiver Treibhausatmosphäre, paradox und verworren, überhitzt und exaltiert. Heute ist es ein Kuriosum, das den Gesetzen und Usancen des Theaters die kalte Schulter zeigt, indes doch höchst bemerkenswerte, reizvolle Qualitäten einer umfassenden geistigen und dichterischen Potenz aufweist. Gut geeignet für eine kleine Gemeinde Gutwilliger, literarisch Interessierter, nervlich Intakter. Nichts für Leute, die um eines „Theaterabends“ willen ins Theater gehen. Außerdem schwer spielbar, noch schwerer zu inszenieren. Die weibliche Hauptrolle gibt Kitty Stengel — sie allein ist ihrer Aufgabe voll gewachsen. Eine gute Leistung bietet Wolfgang Gasser (Regie: Norbert K a m m i 1).

Alle die erwähnten Einschränkungen ergeben allerdings immer noch einen geistig-niveauvollen, anregenden Abend, gemessen an Hermann B a h r s ziemlich übetflüssigem Fossil aus Oesterreichs Unterhaltungsliteratur. Das alberne Stück heißt „D a s Prinzip“. Vielleicht war es einmal lustig, vielleicht war diese deutschtümelnde Gartenlaubenhumanistik und turnerische Jugendstilkulisse im Zeichen eines „neuen Lebens“ irgendwann irgendwem interessant. Jetzt läßt es sich nicht einmal mehr parodieren. Es ist abgetan und lächerlich. Inhalt unerheblich. Die Besetzung in den Kammerspielen war schwach. Karl Schönböck in der Hauptrojle ist leer und äußerlich. Edith Heerdegen, Gerhard Ritter und Bruno Dalansky agieren im Schatten Helly S e r v i s, deren brillantes, vehementes Temperament den Abend rettet. In einer sehr guten Charakter-typisierung sehen wir Hannes Schiel. Die wohl* geratene Inszenierung Heinrich Schnitzlers verbreitet gepflegte Bühnenatmosphäre.

Wiewohl der Anlaß mit diesem altmodernen, seichten Spielchen nicht zu vergleichen ist — denn was uns Julius Kretschmer in seinem vJ u s t u s A 1 v a“ bietet, ist zwar kein gutes, nicht sehr talentiertes Schubladenstück, doch immerhin bemüht und geistig interessant —, führt uns der Weg ins Kleine Konzerthaustheater um 30 Stufen tiefer. Wir sehen„ halb'utopisch überhöht, halb realistisches Gerichtsstück vor dem Schauplatz eines von einer radikalen Justizmaschinerie beherrschten Landes, das ' Prö“ a.ihbitlBrfiettey1 £aienar6eft,f1l,9zJfl'lief' • recht'originellen Grundidee das dMniatirrgische K'öh-•ffleiP'fehrft?sW!?neTiÄ,ialler auchwarMlirHme?' ist, eine Inszenierung (Friedrich K a 11 i n a), die ■ es als Festwochenbeitrag des Studios einer renommierten Bühne nicht geben dürfte. Die starke Persönlichkeit Walther Reyers ist da völlig falsch am Plätze. Karl E h m a n n und Friedrich Lobe tun, was sie können, das Versagen Erich N i k o w i t z ' ist unverständlich.

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