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Sammlung: Klassiker der Staatskunst

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Adalbert Stifter: Politisches Vermächtnis. Mit einem Vorwort von Heinrich v. S r b i k. Band I, 64 Seiten.

An Stifter zu erinnern, i6t immer gut; auch an 6eine politische Weisheit. Sie schöpfte der allerösterreichischeste Dichter, der zugleich, ähnlich Bruckner, ein lebendiger Christ war, aus der barocken Volksfrömmigkeit und der Kultursituation seiner Heimat. Das Vorwort Srbiks übersieht nun beide Quellen. Es gebraucht zunächst das Wort „Österreich“ — bei einer Einführung in das politische Denken Stifters! — bloß zweimal adjektivisch und dies nur nebenbei; und es abstrahiert den Dichter schließlich auch weltanschaulich von Österreich. Mag sein, daß Stifter vom sittlichen Apriori Kants ausging. Die erste Seite des vorliegenden „Vermächtnisses“, wo Stifter selbst zu Worte kommt, widerlegt allerdings diese Meinung ein wenig. Stifter bekennt sich schlichten Sinnes zu seinem „Heiland und Lehrer Christus“. Ob dann Stifter von einem „Zuchtmeister Staat“ als Verwirklicher der sittlichen Idee auch schon gerne etwas wissen wollte, also von Hegels Preußenstaat, worauf das Vorwort dodr anspielt, bezweifle ich. Auch bezweifle idi, ob „Stifters Gottesglauben... ohne Bindung an feste Dogmen“, also nur gottgläubig, sidi entfaltete. Ich habe Gründe genug, daß Stifter — eher heimischer Art und Weltanschauung war.

Das Recht der ersten Mühle. Von Justus M ö s e & Ein Auswahl aus seinen Beiträgen für die „Wöchentlichen Osnabrücki6Chen Intelligenzblätter“ 1766 bis 1792. Vorwort von Otto B r u n n e r. Band 3, 64 Seiten.

Justus Mosers Gedanken der Politik und politischen Geschichte in unsere Zeit zu stellen, ist Sinn und Verdienst vorliegender Ausgabe. Nachdrücklichst verwiesen sei auf das Vorwort, eine geistes- und gesellschaftsgeschichtliche Skizze ersten Ranges. Hier wird Justus Mö6er als Vater jeder sozialgeschichtlich fundierten Geschichtschreibung mit Redit bezeichnet und als Entdecker der „Lokalvernunft“, der Wissenssoziolog:e, wenn ich es anders ausdrücken darf, gefeiert.

Gedanken über die Revolution. Von Edmund Burke, Ins Deutsche übertragen von R. Schnabel. Mit einem Vorwort von Karl Alexander von Müller, Band 4, 64 Seiten.

Edmund Burke, der Verfasser des 1791 erschienenen Werkes „Thoughts on French Affairs“, ist der erste Soziologe der Gegenrevolution. Auf ihn stützt sich die Romantik und der Konservativismus bis heute. Daß er die sozial-wirtschaftliche Seite der Französischen Revolution übersah, hebt mit Recht das gediegene Vorwort hervor.

Rußland und die Menschheit. Aufsätze. Von Fedor M. Dostojewski j. Ins Deutsche übertragen von Hans Koch. Band 6, 64 Seit.

Der Herausgeber und Ubersetzer bringt eine Reihe von Essays aus Dostojewskijs politischen und geschichtsphilosophischen Schriften 1873 bis 1881. Sie 6ind als Aussagen und Weissagungen gleicherweise interessant.

„Witiko“ als Urbild des politischen Menschen. Eine Einführung in Adalbert Stifters gleichnamigen Roman. Von Theodor Pütz. Band 7, 64 Seiten.

In einem wesentlichen Auszug rekapituliert der Verfasser Stifters letzte Schöpfung: „Witiko“, um damit dos großen Österreicher! politische Bekenntnisse aufzuzeigen. Die Summe davon wird in den Worten des Dichtere gesehen: „Die Madit und die Kronen sind Dinge, welche tauglich 6ind, mit ihnen Gutes zu tun, sonst sind sie nichtig.“

Demokratie in Amerika. Von Alexis de Tocqueville. Ins Deutsdie übertragen von Hermann Raschhofe r. Band 5, 64 Seiten.

Tocqueville (1805 bis 1859) gehört zu den großen konservativen Verfechtern der Demokratie inmitten der Romantik und Restauration. Sein Werk: „Demokratie in Amerika“, ist seit seinem Erscheinen 1835 bei allen Nationen in zahlreichen Auflagen, davon in Amerika allein 49, verbreitet. Man muß es auch gelesen haben, um diese Wirkung zu verstehen. Auch die Freiheitsbewegung heute, die Oppositionssoziologie gegen jegliche Diktatur, beruft sich auf Tocqeville.

Von dem einen Ursprung und Ziel allen Rechtes. Von Giambattista Vico. Ubersetzung von Max G.laner. Vorwort von Theophil S p o e r r i Band 8, 64 Seiten.

Das Naturrecht, aber auch die moderne Soziologie verdankt Vico, seinem 1720 in Neapel erschienenen Werk wertvollste Impulse. Goethe war davon genau so ergriffen wie Herder und auch Karl Marx. Sie pfänden ihn als Bahnbrecher neuer Erkenntnisse, die nicht von den Dingen, sondern von den Menschen und ihren Gebilden, von Sprache, Religion, Wirtschaft, Kun6t und so fort ihren methodischen Ausgang nahmen.

Du trägst das Zeichen. Roman von Eberhard C y r a n. Paul-Neff-Verlag, Wien-Berlin. 440 Seiten.

Da6 zweite Werk (nach „Der Knabe mit der Flöte“) Eberhard Cyrans ist eine grimmige Enttäuschung. Der autobiographische Zug des Erstlingswerkes i6t hier einer koketten Selbst-bespiegelung gewichen — wo in aller Welt darf es ein junger Autor wagen, sdion bei seinem zweiten Opus sein mehr oder minder hübsches Konterfei als Umsdilagbild zu verwenden? Ein dünner Ereignisfaden, die Erlebnisse, besser: verworrene Träumereien eines Studenten auf der Schule, Hodisdiule, beim Arbeitsdienst und im Krieg (unorigineller „Remarque-Schkiß“), verbindet eine endlose Keite seichtei Gespräche und inhaltleerer Monologe. Blaß, ohne Kontur die Frauengestalten. Dagegen nehmen die Männerfreundschaften einen peinlidi breiten Raum ein. Zusammen mit der wohl nidrt unabsichtlichen Namensgebung des Helden („Narziß“) sind damit Mißverständnissen Tür und Tor geöffnet. Der Irrweg des jungen Autors ist um so bedauerlicher, a!6 ihn seine disziplinierte hohe Kunst der Sprache zu bedeutenden Leistungen befähigte.

Die Selbstbemeisterung durch bewußte Autosuggestion. Von E. Coui. 164. bis 165. Tausend. Deutsdi von Dr. Paul Amann. Verlag Benno Sdiwabe, Basel 1950, 159 Seiten.

Das Büdilein enthält einen Vortrag Coues, in dem dieser seine weltbekannte Methode der Autosuggestion erläutert, weiter eine Aufzählung bedeutsamer Krankheitsfälle, die mittels autosuggestiver Methode geheilt wurden, Gedanken Coues in aphoristischer Form, Berichte über seine Heilerfolge von Frau E. Leon und B, G. Emile Leon, einen Bericht über seine Methode und Persönlichkeit von M. Burnat-Provins sowie einige kleinere Darlegungen Coues selber. Das Büchlein gibt von der Autosuggestion so viel, als sich durch das Mittel des Buches über sie sagen läßt. Es spricht von dem Gegensatz des Willens zur Einbildungskraft, erläutert die ersten Anfänge des Erlernens der Selbstbemeisterung und führt so in die Grundlagen der Methode Cous ein. Dabei kommt so mancher: weise, sehr bedeutsame Gedanke zur Sprache, welcher der religiösen Technik des Ostens seit je vertraut war, der für den die Pflege des mensch-lidien Selbst so bagatellisierenden Westen aber wieder entdeckt werden mußte. Das kleine Buch erhebt nicht den Ansprudi Wis-sensdiaft zu geben, sondern macht eher den Eindruck einer ersten Einführung und einer das Wesentliche betonenden Propagandaschrift. Dr. Robert Mühlher

Theresia von Lisieux, Geschichte einer Seele und weitere Selbstzeugnisse. Gesammelt, übersetzt und eingeleitet, von Otto K a r r e r. Verlag Ars sacra, Josef Müller, Mündien.

Vielleicht hat die Vorsehung es bewußt so kommen lassen, daß diese „größte Heilige des Jahrhunderts“ (wie sie Pius XI. geheißen hat) zunächst in einer sehr unansptechenden Form bekannt geworden ist. Die Gipsstatuen und die ersten Ausgaben der Geschichte einer Seele haben' gar keine ästhetische Note gehabt. Doch all das hat den Sieg dieser auserwählten Seele nicht aufhalten können. Heute haben wir bereits sptachlich ausge7firh-nete Übersetzungen (ob die von Karrer nicht die beste ist?) und eine wahrhaft, erlesene Literatur über Theresia (in letzter Zeit Urs v. Balthasar). Und alle Worte zünden deshalb immer wieder neu, weil in ihr eine liehos-südilige Seele mit einet bis ms Letzte gehenden Inbrunst an den glaubte, der die Liebe ist.

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