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ZU EINER PROFILIERTEN REIHE hat sich, trotz ihrer beschamenden Kiirze, die monatliche Funfminutensendung „Chr i st in der Zeit" entwickelt. Sehr gut und frei sprechende Prediger behandeln allgemein-menschliche Themen aus christlicher Sieht. Es ware nur zu iiberlegen, ob es bei einer so kurzen Sendung angebracht ist, neben dem gesprochenen Wort noch Bilder zu zetgen, die, obzwar meist recht gut aus- gewdhlt, die damit verbundene Teilung der Aufmerksamkeit des Zuschauers nur seiten rechtfertigen durften.

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DIE VERMITTLUNG AKTUELLER EREIGNISSE gehort zu den wesentlichen Aufgaben des Fernsehens. Dieser Aufgabe ist es unter zweifellos schwierigen Bedingungen mit den Ubertragungen vom „W i e n e r Gipfeltreffen" im Rahmen des Moglichen in befriedigender Weise nachgekommen. Niemand konnte erwarten, dafi von den Besprechungen selbst Ubertragungen stattfinden wurden. Die vom diplomatischen Protokoll bestimmte „Rahmenhandlung“ wurde dafiir dem Zuschauer in zum Teil sehr sorgfaltiger Form iibermittelt: Man konnte wirklich „dabei sein". Dafi einiges aus offensichtlich zwingenden Grunden als Aufzeichnung gesendet wurde, tat der Aktualitat in diesem Faile wenig Abbruch.

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SEHR ANSPRECHEND war der Streifzug durch Mexico-City, „P a s e o de la r e f o r m a", von Teddy Podgorski. Eine sehr bunte, aber recht gut zusammengestellte Folge von Bildern, in der die einzelnen Themen oft geschickt miteinander verbunden waren, gab einen lebendigen Eindruck von Mexico-City. Sehr gut waren zum Beispiel die Zwischenschnitte der Kinder bei den Aufnahmen aus der Arena. Dazu gab es einen ganz ausgezeich- neten, witzigen, manchmal gekonnt sarkastischen Kommentar, der oft auch das Bild allein zur Wirkung kommen liefl. Die un- aufdringliche Musik (musikalische Gestaltung: Johann Sklenka) bildete eine gute Untermalung dazu.

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WENN EINE PIANISTIN so bezaubernd aussieht wie Kiibi L a r e t e i, die in einer Aufzeichnung des schwedischen Fernsehens zu sehen war, dann wird auch die reine Musiksendung von selbst ,,fernsehgerecht“. Man tat aber noch ein weiteres und verband in ausgezeichneter Weise die einzelnen Musikstiicke mit Briefen (von der Pianistin selbst mit Charme und Grazie vorge- lesen) und Bildern der Komponisten. Eine vorbildliche Sendung.

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SEHR VERDIENSTVOLL sind die Sendereihen uber bildende Kunst. In der Reihe ..Das sollten Sie sehen" gab es in der von Ann H. Matzner gestabeten Sendung ,,D i e Wiener Schule" eine Begegnung mit den ,,Phantastischen Realisten" Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden. Bemerkenswert waren die Hinweise auf die kiinstle- rischen „Ahnen", durch die das Werk dieser zeitgendssischen Maier"-in “Znjarwtf fifeawg" gestellt wyrrdepDer wohltuend spar&iite Kfimmenfar (yon EriJrFriy in gewohnt yin1- irildftclter Weise gisprdchehjlid'itisamthen mil einer vbfTtitidh ausgewiihlten Musik einzelne Bilder fiir sich allein zu unmittel- baier, starker Wirkung kommen.

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DIE REIHE ..SCHWARZ AUF WEISS" war diesmal Pablo Picasso gewidmet. Unter dem Titel „K e i n e Angst vor Picasso" wurde er teils von der ernsten, teils von der hei- teren Seite genommen, was zwar etwas verwirrend erscheinen mag, aber die Situation entschieden gut trifft. Das Manuskript stammte von Karl Bednarik, die Leitung der Sendung hatte Otto Anton Eder.

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SEHR UNTERHALTSAM war die Eigenproduktion des Osterreichischen Fernsehens „E i n Tag i m Leben von…" von Jack Popplewell. Mit viel Humor wurde gezeigt, in wie verschiedener Gestalt die lieben Mitmenschen den Helden des Stiickes sehen. Lediglich die letzte Szene, das sentimental-ernste Gesprdch des Helden mit seiner Frau, fiel etwas aus dem Rahmen. Alexander Trojan fiihrte mit unnachahmlichem Charme die Zuschauer durch das Geschehen, um das sich eine Schar hervorragender Darsteller unter der Regie von Herbert Fuchs mit groflem Erfolg bemiihte, an dem auch die vorziigliche Kamerafiihrung ihren Anteil hatte.

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DAS SCHONBRUNNER SCHLOSSTHEATER, das diteste noch erhaltene Hoftheater Europas, war der Schauplatz einer Gemeinschaftsproduktion des Osterreichischen und des Bayri- schen Fernsehens. In diesem stilvollen Rahmen sah man zuerst „D er M u s i k m e i s t e r“ von Domenico Cimarosa. Wenn dieses ,,burleske Intermezzo" auch fiir die Wiedergabe im Fernsehen etwas lang erschien, so war es jedenfalls doch gut in die Bildsprache iibersetzt. Anschliejlend tanzten Mitglieder des Wiener Staatsopernballetts — in der Choreographic von Willi Franzl — zu Mozarts Symphonic in G - D ur, K. V. 318. Leider war ein Bruch zwischen dem Stil des Tanzes und dem der Kostiime nicht zu iibersehen. Der letzte Teil des Abends brachte eine in jeder Hmsicht erfreuliche Auffiihrung der Opera buffa ,,D i e Magd als Herrin" von Giovanni Battista Pergolesi, mit der bezaubernden Graziella Sciutti in der Titelrolle. Die musikalische Leitung des Abends hatte Argeo Quadri, Regie fiihrte Hermann Lanske.

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ALS „FUR JUGENDLICHE NICHT GEEIGNET" werden immer wieder Fersehsendungen — vor allem Spielfilme — vom Fernsehen selbst deklariert. NUM gibt es zweifellos Darbietungen, die zwar fiir Jugendliche ungeeignet sind, aber fiir Erwachsene einen ethischen und kiinstlerischen Wert im besten Sinne des Wortes darstellen — ein Gedanke, der iibrigens auch bei der letzten Tagung des Internationalen Katholischen Filmbiiros ge- auflert wurde. Dafi man solche Sendungen aber gerade am Samstagabend bringt, wo es sicher am schwersten ist und oben- drein vielleicht ungerechtfertigt erscheint, die Jugendlichen aus dem Kreis der fernsehenden Familie auszuschliejlen, das miiflte eigentlich vermeidbar sein.

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