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Vor dem Bildschirm

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NUR ROSINEN wollen wir uns diesmal aus dem Kuchen des Fernsehprogrammes heraussuchen; und wir sind uns darüber im klaren, daß es in diesem Kuchen noch mehr davon gibt, daß er dafür aber auch andere, weniger wohlschmeckende Ingredienzien enthält.

„MIT STEINBERGS SPITZER FEDER“ war eine besonders gelungene Sendung der Reihe „Schwarz auf w e i fl“. Hier kam allerdings schon das Bildmaterial der Interpretation durch das Fernsehen besonders entgegen. Und die Möglichkeiten, die sich aus der Verbindung der witzigen Zeichnungen Saul Steinbergs mit den Mitteln des Fernsehens ergaben, wurden unter der Leitung von Otto Anton Eder — nach einem Manuskript von Karl Bednarik — voll ausgenutzt; so konnte, etwa durch geschickte Kamerabewegungen, manche Pointe in ihrer Wirkung noch gesteigert werden. Vorbildlich war auch der — von Ernst Meister in bewährter Weise gesprochene — Kommentar, der sich nur auf die unbedingt notwendigen Erläuterungen beschränkte.

EINE GANZ AUSGEZEICHNETE SENDUNG von besonderem Niveau gab es auch in der Reihe „Ihr Auftritt, bitte“ mit Heinz Fischer-Karwin. Der Anschluß au die unmittelbar vorhergegangene Sendung, die besonders interessanten Gäste, die selbst Wesentliches zu sagen hatten, die guten Filmeinblendungen (vor allem der Ausschnitt aus der „Undine“-Probe war sehr gut gestaltet), die auch als Filmaufnahmen angekündigt wurden, und die vorzügliche Bildqualität der Live-Szenen, das alles gab dieser Sendung ihr besonderes Gepräge. Darüber hinaus war es zweifellos sehr anregend, von Kurt Wilhelm persönlich jene Überlegungen zu hören, die ihn zu den viel diskutierten Produktionen seiner Play-back-Opern geführt haben.

DIE „KLEINE MODEPLAUDEREI" zu sehen, ist immer ein Genuß, vermutlich auch für den, der sich für Mode an sich nicht sehr interessiert. Wir haben kaum noch jemanden gesehen, der — schon von der ersten Sendung an — mit solcher Unbefangenheit und solchem Charme vor den Fernsehkameras plaudert, wie Monique Traška; wobei sie, was den Gegenstand ihrer Sendung betrifft, sichtlich aus dem vollen schöpft. Und immer wieder gibt es neue Ideen für die Art, wie die Zeichnungen präsentiert werden. Eine in jeder Hinsicht vorbildliche Sendereihe.

„NERVENSÄGEN“, dieser neue Scheiderbauer-Film in der Reihe „So leben wir alle Tage“ demonstrierte sehr deutlich, daß es auch ohne geschwätzigen Kommentar geht. Im Gegenteil: Was hier nach dem Buch von Jörg Mauthe und unter der Regie von Walter Davy entstanden ist, war ein Musterbeispiel für eine gekonnt gemachten Fernsehkurzfilm. Wie da eine hhineiuimt nefUrt EinfällenMiföhe Jtf/wcf( i ig.,j/,orwiegeftrf swmm,, ablief und nur. vom zennūrįifud.eji yįfljj, faš Alltags, VQH ein , wenig Musik (die sich aus der Handlung selbst entwickelte) und von völliger Stille (als sich der verzweifelte „Held“ die Ohren zustopfte) begleitet war, das trifft mit bewundernswürdiger Zielsicherheit genau das Thema. Und die ihm innewohnende Problematik wird sofort deutlich, wenn die Mitmenschen des jungen Komponisten großes Geschrei erheben, weil er sich nachts zum Klavier setzt, um seine Komposition zu vollenden, woran ihm den ganzen Tag über der Lärm gehindert hat, den seine lieben Mitmenschen verursacht haben . . .

EINIGE BEMERKENSWERTE EIGENPRODUKTIONEN brachte das Österreichische Fernsehen auch auf dem Gebiete Fernsehspiel und -oper. Die turbulente Komödie „Die Türen knallen“ von Michel Fermaud (vor einem Jahr in der „Courage“ aufgeführt) war in der Bearbeitung und unter der Regie von Herbert Fuchs sehr gut in die Sprache des Fernsehens übersetzt. Die Aufteilung der Handlung auf mehrere Schauplätze erhöhte ihren Reiz und ihre Natürlichkeit, und die Kameraführung war, mitsamt den interessanten Schnitten und Szenenübergängen, geradezu vorbildlich. Die Szene beherrschte weithin Susi Nico- letti. Was nicht ausschließt, daß das ganze übrige Ensemble — typenmäßig fast durchweg treffend besetzt — ausgezeichnete Leistungen bot.

AUCH „KLEINES BEZIRKSGERICHT“, das altbewährte Volksstück von Otto Bielen, präsentierte sich unter der Regie von Wolfgang Glück als bestes Fernsehen. Schauspielerisch an der Spitze stand, trotz — oder gerade wegen — der durch die Rolle geforderten Verhaltenheit, Elfriede Ott als Mizzi. Emst Waldbrunn, der den im Zentrum der Handlung stehenden Ge- richtssaalkibitz mit einer Fülle liebenswerter Züge ausstattete, wird sich da gerne, nach seiner Gattin, mit dem zweiten Platz begnügen, und die übrigen Mitwirkenden schließen in dieser Reihung unmittelbar an.

DIE OPER „DAS MEDIUM“ von Gian Carlo Menotti erwies sich als für den Bildschirm besonders geeignet. Die Live-Produk- tion des Österreichischen Fernsehens (die in einer Aufzeichnung gezeigt wurde) war, unter der Regie von Otto Schenk, optisch in sehr wirksamer Weise stark auf das Mimische ausgerichtet. Maria Jose de Vine, Elisabeth Höngen, Sonja Draksler, Hilde Konetzni und Norman Foster beeindruckten nicht nur durch gesangliche, sondern auch durch darstellerische Leistungen. Nino Albanese in der Rolle des stummen Zigeunerjungen Toby war einfach faszinierend. Armando Aliberti, der das Orchester der Wiener Volksoper dirigierte, war zu Beginn der vorzügliche Sprecher einer gut gewählten Einleitung.

AUCH EINE THEATERÜBERTRAGUNG muß hier erwähnt werden; die Aufzeichnung einer Übertragung aus dem Theater in der Josefstadt: „Die Spur der Leidenschaft“ von Eimer Rice. Wenn auch die technische Qualität der Aufzeichnung nicht befriedigend war, so wurde doch — unter der Bildregie von Erich Neuberg — durch eine geschickte Kameraführung (die ja bei einer Theaterübertragung starken Beschränkungen unterliegt) zusammen mit dem intensiven Spiel der Darsteller (vor allem: Helmuth Lohner) manchmal die Dichte und Eindringlichkeit einer Fernsehinszenierung erreicht.

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