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SEHR VERDIENSTVOLL war es, das Pontifikalamt im armenischen Ritus (anläßlich der 150-Jahr-Feier der Niederlassung der Mechitaristen in Wien) im Fernsehen zu übertragen. Daß diese „Übertragung” aber in Form einer Aufzeichnung erfolgte, heißt, das Wesen des Fernsehens und — des Gottesdienstes verkennen und verschiebt die religiöse Handlung auf die Ebene des Theaters!

IN DAS SIEBENTE JAHR ihres Bestehens trat kürzlich die Sendereihe ,.Schach dem Tod” von und mit Fritz Senger. Für eine Sendereihe ein ganz beachtliches Alter. Trotzdem hat sie kaum eine „Auffrischung” nötig. Alan würde sich nur manchmal wünschen, daß Fritz Senger auf seine meist recht präzisen Fragen auch stets ebenso präzise und auf den Kern der Frage eingehende Antworten erhielte. Der Versuch, Anrufe der Zuschauer im Studio aufzunehmen, ist, auch wenn er nicht ganz glückte, als solcher jedenfalls zu begrüßen. Er geht allerdings grundsätzlich ins Leere, wenn die Fragen nicht sofort beantwortet werden. Das soll aber das Verdienst dieser Sendung nicht schmälern. Hier wird stets ein sehr wertvoller Beitrag zur Verkehrserziehung und zur Verkehrssicherheit geleistet. Sehr gut ist auch, wie Fritz Senger „heiße Eisen” anfaßt und immer wieder auf Alißstände hinweist, an denen amtliche Stellen nicht immer ganz schuldlos zu sein scheinen. Möge er weiter Schach dem Tod bieten: ad multos annos!

NICHT GANZ ERFÜLLT hat der erste „Bazar” die Erwartungen, die man auf Grund der vorhergegangenen Ankündigungen in ihn gesetzt hatte. So interessant die behandelten Themen waren, so gut die Zusammenstellung war (von zahlreichen Alängeln in der filmischen Gestaltung abgesehen), die Sendung war viel zu lang, viel zu sehr in die Breite gehend. (Man hätte mit dem Material mindestens drei Sendungen bestreiten können.) Sehr gut war vielfach die Musik; sehr ansprechend der interessierende, witzige Kommentar, der auch das Bild zu seiner Wirkung kommen ließ; sehr charmant Erik Frey. Immerhin war es endlich ein Versuch, von einem immer wiederkehrenden Schema wegzukommen. Aber warum so spät am Abend?

EINE BEZAUBERNDE KOMÖDIE mit Tiefgang bescherte uns das Österreichische Fernsehen mit einer Eigenproduktion von Louis Verneuits „S t a at s a f f är e n”. Unter der Regie von Wolfgang Glück wurde von allen Darstellern vorzüglich gespielt. Sehr gut waren die Kameraführung und die Einbeziehung aktueller Filmaufnahmen in Form von in die Handlung eingebauten Fernsehsendungen. Sehr nett waren die Zwischenmusik und die zeitsymbolischen Szenenanfänge. Man kann auch mit einer Komödie unterhalten, die in jeder Beziehung Niveau hat.

RECHT GUTE ABSÄTZE und wohlgelungene Episoden zeigte,-, der „Franz - Lisst”-FtIm der Stephanus-Filmproduktion, die leider durch einige Entgleisungen wieder abgeschwächt wurden: Wenn es schon unvermeidlich ist, daß man trabende Pferde und rollende Wagenräder sieht, wenn im Kommentar von einer Reise des Komponisten die Rede ist — zwei Klavier spielende Hände zu zeigen und im Text direkt auf die Hände von Franz Liszt Bezug zu nehmen („Diese Hände…”), das ist allzu simpel. Auch die optische Darstellung der Phantasien des Sterbenden (woher kennt man die überhaupt7) war nicht nur technisch unzulänglich, sondern überschritt auch die Grenzen des guten Geschmacks.

VOR FÜNFUNDZWANZIG JAHREN etwa war eine bestimmte Form von „Bunten Abenden” — im Rundfunk übertragen — in Mode. Genau diese Form hatte die erste Sendung in der Reihe „Der bunte Schirm”, angefangen von der Auswahl und Zusammenstellung des Programms bis zur Confė- rence: Selbst beim Publikum im Saal kam kaum eine Pointe an. Die zweite Sendung lebte ausschließlich von der persönlichen Ausstrahlung der mitwirkenden prominenten Bühnenkünstler, die mit Charme und sichtlichem Vergnügen das Programm abwickelten. ln ihrer Form jedoch war sie eine mißglückte Parodie auf die „Quizsendungen”, die heute in Mode sind. Die Kameraführung war, wie bei der ersten Sendung, unbeholfen und schwerfällig. Aber diese Sendung diente wenigstens einem guten Zweck (der Aktion „Künstler helfen Künstlern”), und dieser Zweck heiligt auch diese Mittel.

MAN HATTE ES AUCH NICHT ERWARTET - nach den Erfahrungen mit dem „Tanzkurs für Ehepaare” —, daß es in der Sendung „Ehekrieg und -frieden” wirklich um „Tips” ginge. Es geht auch ganz eindeutig nur um den „Gspaß”; darüber können auch die immer umfangreicher werdenden Berichte über die „ältesten Ehepaare” nicht hinwegtäuschen. Wohlgemerkt, nicht von Humor ist hier die Rede, sondern nur von einer Art von „Witzen”, die mehr auf die Nerven als aufs Zwerchfell gehen. Das kann man in einer Sendung gelegentlich noch hinnehmen. Für eine Sendereihe ist das zuwenig; viel zuwenig. Daß aber die Geschmacklosigkeiten schließlich die Grenze der Jugendeignung überschreiten würden, das hätte man allerdings nicht erwartet.

VON ERREGENDER EINDRINGLICHKEIT war die von Otto Anton Eder nach einem Manuskript von Karl Bednarik gestaltete Sendung „London — Romantik und Realität” in der Reihe „Schwarz auf weiß”. Geschickt war aus dem fast unübersehbaren Lebenswerk des Graphikers Gustave Dore ein einzelner, in sich geschlossener Zyklus herausgegriffen und zu einem repräsentativen Bild des Meisters, seines Gesamtwerkes und — seiner Zeit gemacht worden. Äußerst wirkungsvoll war die Untermalung einzelner Bilder durch Geräuschkulissen oder durch eine in solchem Zusammenhang ungewöhnliche, aber sehr passende Musik und die Beschränkung des Kommentars auf das Notwendige.

UNERFREULICH ist die stillschweigende Absetzung von Sendungen, die in der offiziellen Programmzeitschrift „Radio Österreich” angekündigt sind („Christ in der Zeit”, „Im Kreuzfeuer der Presse”), und die plötzliche Absage vorgesehener Sendungen, ohne Angabe irgendeines Grundes. .

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