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Vor dem Bildschirm

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DAS BEMÜHEN DER FERN SEHDIREKTION, mit neuen Sprechern aufzuwarten, fand in den vergangenen Wochen auch auf den Bildschirmen seinen Niederschlag. Wobei dos letztgenannte Substantiv nicht gleich in seinem bösen Sinne als negative Kritik gewertet werden soll. Aber so lieb Fräulein Karin Frohner auch anzusehen ist, mit dem Sprechen hapert's doch noch ein bisserl. Ganz so leicht ist der Sprung vom Eisparkett vor die Fernsehkamera doch nicht. Beinahe zwei Dezennien hartes Training für die behenden Füßchen sind kein entscheidendes Kriterium für ein ebenso flinkes und geschicktes Mundwerk. Es will eben alles gelernt sein.

DEM AKTUELLEN DIENST scheint sehr daran gelegen, seine internationalen Verbindungen möglichst deutlich zu demonstrieren. Der Fernseher wird auch nichts dagegen einzuwenden haben, über politische und allgemeine Interna aus fernen und exotischen Ländern unterrichtet zu werden. Nur darf dabei der Blick auf das Geschehen im eigenen Land nicht zu kurz kommen. Schließlich liegen dem österreichischen Betrachter zum Beispiel die Ereignisse der Wiener Festwochen doch näher als noch so gut gemeinte Reportagen aus irgendwelchen Entwicklungsländern.

DASS DIE SHOW IN ALLEN VARIATIONEN bislang des Fernsehens liebstes Kind war, wurde einem bis in die jüngste Gegenwart durch Wort und Tat immer wieder eindringlich suggeriert. Wobei einem freilich Bedenken aufsteigen, ob dies in so konzentrierter Form geschehen muß, wie es in den ersten Junitagen der Fall war. Es begann an einem Samstag mit dem großen und durchaus amüsanten Europaquiz von Hans Joachim Kulenkampff (die Überschreitung der Sendezeit um 11 Minuten sei ihm verziehen, wenn man auch den österreichischen Übernahmen in ähnlicher Situation die gleiche Fairneß angedeihen läßt), fand dann am Sonntag mit einer technisch nicht gerade vorteilhaft wiedergegebenen Caterina-Valente-Show aus dem Ronacher seine Fortsetzung, um am Montag in eine groß aufgezogene Variete-Show aus Japan überzugehen, der schließlich zwei Tage darauf unter dem Titel „Lieben Sie Show?“ eine Sendung mit dem Hazy-Osterwald-Sextett, den Kessler-Zwillingen, Vico Torriani und einigen anderen Gästen folgte. An sich war jede dieser Sendungen durchaus gelungen, nur wirkten sie in dieser Häufung eher abstumpfend, und ihre Wirkung verpuffte. Wie sagt man doch im nördlichen Nachbarland in solchen Fällen: Man muß die Dinge „een büschen hübsch dosieren“. Ein kleiner Rat, den die schwergeplagten Programmgestalter nicht außer acht lassen sollten.

DEM FLOTTEN TITBhl'„GAUDEAMUS IGITUR“ der Zilkschen Stadtgespräche in Graz über Sorgen dieser Uni-' versitätsstadt, das Problem der Auslandsstudenten und die Studiengesetze entsprach leider nicht die mangelnde Beschwingtheit der Diskussion, wenn dieses Wort diesmal überhaupt am Platz war. Denn alle Beteiligten, ob prominent oder nicht, waren der gleichen Meinung, daß nämlich etwas geschehen müsse, um der katastrophalen Überfüllung der Hörsäle und dem Mangel an Studienräumen abzuhelfen. Man schloß sich jeweils der Meinung des geehrten Herrn Vorredners an. Bei solcher Einhelligkeit der Auffassungen und Forderungen vermochte selbst Dr. Zilk durch Zwischen-Diskussionsansätze, die der Inder Kumar als Leiter des Afro-asiatischen Studentenverbandes in Graz in die Debatte warf, als er von dem mangelnden Kontakt dieser Studenten mit der Bevölkerung sprach, wurden leider nicht richtig auf' gegriffen. So wurde aus einer Diskussion eher eine Reso~ lution mit verteilten Rollen.

DER FRANZÖSISCHE FILM „DIE GERECHTEN“ VON MARC ALLEGRET entpuppte sich als einer der amüsantesten Archiventdeckungen der letzten Zeit. Was als provisorisches Füllsel gedacht war, wurde zu einem netten Geschenk für Feinschmecker.

DAS ZEHNJÄHRIGE JUBILÄUM DER EUROVISION demonstrierte sich an zwei Abenden. In der Sendung „Bilder ohne Grenzen“ offenbarte sich das vielverästelte Räderwerk, dessen reibungslosem Ineinandergreifen der Fernseher seine Teilnahme an weltumspannenden aktuellen Ereignissen verdankt. Hier wurde ein wesentliches Stück Fernsehgeschichte sichtbar. Zu einem Jubiläumsgeschenk von besonderem Reiz formte sich die aus Frankreich übertragene Eurovisionssendung eines Showprogramms mit Yves Mon-tand, der gleich in mehreren Sprachen seine Chansons charmant austeilt und dem Hildegard Knef als Diseuse apart assistiert.

DER BEDARF AN DRAMATISCHER KOST wurde auch in der letzten Zeit überwiegend aus Deutschland gedeckt. Brillant in Sprache und Inszenierung „Der Trojanische Krieg findet nicht statt“ von Jean Giraudoux, mit Gertrude Kückel-mann, Lude Mannhein, Hannes Messemer, Rolf Boysen und Albrecht Schönhals in den Hauptrollen. Die Gaunerkomödie „Die Rache des Jebaldeeks“ von John Hoss gab vor allem dem Schauspieler Carl Heinz Schroth Gelegenheit, als ein in allen Facetten schillernder Eulenspiegel Schabernack zu treiben, den die humorige Regie Dietrich Haugks animierend unterstützte.

MIT EINEM FUNDIERTEN UND AUFSCHLUSSREICHEN GESPRÄCH zwischen Finanzminister Schmitz und Wiens Finanzreferent Vizebürgermeister Slavik führte sich die neue Sendereihe „Das aktuelle Thema“ recht gut ein. So auf dreißig Minuten konzentriert, würden wir uns öfter einen sachlichen und konstruktiven Blick hinter die Kulissen der hohen Politik wünschen.

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