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EINE FERNSEHGEMÄSSE OPERNINSZENIERUNG

brachte eine Gemeinschaftsproduktion des österreichischen Rundfunks Fernsehen und des Südfunks Stuttgart mit der Oper „Falstaff“ von Giuseppe Verdi. Neben den Wiener Symphonikern unter Nello Santi hatte man ein Ensemble vorzüglicher Sänger (Melitta Muszely, Graziella Sciutti, Elisabeth Höngen, Eva Maria Görgen, Otto Edelmann und andere) unter der Regie von Helmuth Matiasek aufgeboten und ein überzeugendes Beispiel für die direkt aufgezeichnete Oper geschaffen. Mit dieser Feststellung soll aber keineswegs anderen Produktionsformen von Fernsehopern ein Urteil gesprochen werden. Richtig sind, wie in jeder Kunstform, die Mittel, mit denen das angestrebte Ziel am besten erreicht wird; und der Streit um die Alleingültigkeit dieser oder jener Form der Fernsehoper erscheint wohl müßig.

UNTERHALTUNG in einer Form, wie sie im Fernsehen durchaus am Platz ist, bot das österreichische Fernsehen mit dem heiteren Spiel mit Musik — die vom Fernsehen gewählte Bezeichnung „Fernsehfeuilleton“ ist nicht ganz zutreffend — „Der voll streckende Herr S eb ek“ von Martin Costa. Das sorgfältig zusammengestellte Ensemble spielte unter der Regie von Herbert Fuchs mit spürbarem Vergnügen; trotzdem wurde es weit überragt von Fritz Muliar, der in der Rolle des Herrn Sebek — die ihm auf den Leib geschrieben war — eine seiner hinreißenden Charakterstudien bot. Die geschmackvollen Kostüme schuf Edith Almoslino, die stilechten Bauten Robert Posik. die ansprechende Musik Norbert Pawlicki.

EINE BEMERKENSWERTE EIGENPRODUKTION des österreichischen Fernsehens war auch das Fernsehspiel „Karriere“ von James Lee. Der Zuschauer sah nicht nur eine vorzügliche Inszenierung (Regie: Walter Davy), sondern erhielt auch einen Einblick in die Situation der Schauspieler in den Vereinigten Staaten von Amerika, die sich von der in Europa grundsätzlich unterscheidet — und das nicht zugunsten Amerikas. Von dem vorzüglich spielenden Ensemble seien nur Ernst Stankovsky als der schwer um seine Berufung ringende Schauspieler, Maria Urban als seine von den Realitäten des Lebens enttäuschte junge Gattin und vor allem Maria Emo genannt, die in der unsympathischen Rolle der haltlosen Sharon eine faszinierende Probe ihrer großen Schauspielkunst gab. Die Kostüme von Maxi Tschunko und die Bauten von Rolf Schneider-Manns-Au waren wesentlich an der Atmosphäre der Aufführung beteiligt; besonders zu erwähnen sind die vorzüglichen Masken von Karl Lorenz. Eine geschickte Kameraführung setzte die dem Fernsehen gemäßen Akzente.

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THEMATISCH HOCHINTERESSANT war der italienische Filmbericht „Eie onor a Du s e“. Die Bezeichnung Fernsehfilm“ möchte man hier allerdings nicht angewendet sehen, denn das Ganze war — wieder einmal — nichts anderes als ein Vortrag, mit Bildern unterlegt, mit Bildern, deren Zusammenhang mit dem Text keineswegs immer klar war. Im Kommentar wurden Namen und Bezeichnungen genannt, in den Bildern waren Personen und Objekte zu sehen, ohne daß der Zuschauer die Möglichkeit hatte, eine Korrelation herzustellen. So konnte man zwar vieles über das Leben der großen Schauspielerin erfahren, das packende Miterleben aber, das man sich bei diesem Thema erwartet hätte, blieb aus.

EINEN WÜRDIGEN NACHRUF erbrachte das Fernsehen durch die Sendung des Filmberichtes „Zur Person Gustaf Gründgens’“. In dem faszinierenden und manchmal geradezu harten Interview erfuhr man aus dem Munde des großen Darstellers und Regisseurs selbst Wesentliches über seine Einstellung zu seiner Arbeit und erhielt zugleich einen Überblick über seine künstlerische Laufbahn.

DIE SENDUNG „ZEIT IM BILD“ konnte mit einigen Höhepunkten lebendiger Aktualität aufwarten: So etwa durch die direkte Übernahme von Berichten über die Bergung der eingeschlossenen Grubenarbeiter von Lengede oder durch den Originalbericht des Generalvikars Dr. Weinbacher über die Arbeiten des Konzils. Mit solchen Sendungen setzt sich der aktuelle Dienst selbst Maßstäbe sehr begrüßenswerter Art, und es bleibt nur zu hoffen, daß er sich weiterhin ständig an diesen mißt.

AUS DEM WERBEFERNSEHEN muß eine vorbildliche Sendereihe hier besonders erwähnt werden: „Theo

Ling en präsentier t“. Es ist geradezu als ein Verdienst anzusehen, die Fernsehzuschauer mit erhalten gebliebenen Max-Linder-Filmen bekanntzumachen; und die humorvoll-charmante Art, mit der Theo Lingen diese Filme ideal zurückhaltend „kommentiert“, trifft genau das richtige Maß, um den heutigen Zuschauer den Ton nicht vermissen zu lassen.

EINE GEWISSE NACHSICHT wird sicherlich jedermann gerne üben, wenn beim Fernsehen einmal ein Fehler unterläuft. Bedenklich scheint es allerdings, wenn so unverhältnismäßig lange Zeit verstreicht, ehe der Fehler vom Fernsehen selbst bemerkt und behoben wird. Es besteht kaum ein Zweifel, daß anläßlich der Gedenksendung für Gustaf Gründgens jeder Zuschauer längst bemerkt hat, daß hier zuerst ein falscher Film angelaufen war, ehe das Fernsehen auf den, in diesem Falle besonders peinlichen Fehler, reagierte. Gibt es denn beim Österreichischen Fernsehen kein Kontrollorgan, das bei solchen Zwischenfällen sofort einzugreifen bestimmt ist?

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