6586585-1951_50_08.jpg
Digital In Arbeit

Erziehung zur Qualität

Werbung
Werbung
Werbung

Da bereits die dritte Jahresernte des Verlages vorliegt, kann zunächst über das gesamte bisherige Editionswerk Entscheidendes gesagt werden; vor allem, daß es sich hier um Kirchenmusik im kirchlichen Sinne handelt und daß das mit der ersten Vorlage gleichsam gegebene Versprechen sich im zeitlichen Aufbau ohne Abstriche erfüllt. Die Besonnenheit der Planung im großen wie im einzelnen will uns als der besondere Vorzug erscheinen. In der Summe der edierten Werke ist dem Universalitätsgedanken der Kirchenmusik ebenso Rechnung getragen wie der Erziehungsarbeit an den Kirchenchören, dem überkommenen Erbe wie der zeitgenössischen Produktion, der Tradition wie der Erneuerung und der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit der Chöre — und dies, ohne eine vorgefaßte, der Würde gottesdienstlicher Musik entsprechende Qualitätslinie zu verlassen und ohne vor allem der bequemen Popularität seichten Epigonentums Raum zu geben. Daß der Wertung der Kirche entsprechend der unbeglei-tete Chorgesang an der Spitze steht, ist bei solchen Voraussetzungen selbstverständlich, um so anerkennenswerter, daß er durch eine sehr feinsinnige Auswahl repräsentativer Werke alter und neuer Polyphonie von Pale-strina bis in die Gegenwart vertreten ist.

Im diesjährigen Editionswerk dominiert der chorerzieherische Gedanke insofern, als vor allem die Bedürfnisse der kleinen Chöre berücksichtigt sind. Bei aller Maßhaltung in den technischen Anforderungen wird jedoch, von traditioneller Substanz ausgehend, der Schritt ins Heute, die Beziehung zum neuen Schaffen geistig vorbereitet. So hat Ernst T i 11 e I, den in der .Kleinen Festmesse“ eingeschlagenen Weg allmählicher Hinführung zu neuerem Stil fortsetzend, in seiner M i s s a f e s t i v a für gemischten Chor, Orgel und Orchester einen weiteren Schritt nach vorwärts getan; so hat Georg Straßenberge r in der Missa „Ave Maria zart“ musikalisch und technisch die allereinfachsten Verhältnisse im Auge. Karl K r a f t s „Kleine Messe in e-moll“ op. 83 (Chor und Orgel) ist trotz dieser gleichen Voraussetzungen ein scharf profiliertes kleines Meisterwerk. Mit der Ausgabe von M o-zarts Missa brevis KV 220 (Spatzenmesse) in der vorzüglichen Einrichtung von Ernst Tittel ist eine der schönsten Mozart-Messen kleineren und größeren Chören gleicherweise wiedergesohenkt.

Propriumgesänge, die eigentlichen Träger des kirchlichen Festtagsgedankens, mehrstimmig zu singen, ist, soweit darunter die Choralpflege nicht leidet, eine besonders reizvolle Aufgabe der Kirchenchöre. Auch auf diesem Gebiete wird den Chören Wertvolles geboten in den Kompositionen von Joseph Kronsteiner („Proprium der Heiligen Nacht“ in der Besetzung der „Krippenmesse“), Hans Bauernfeind (Christi Himmelfahrt), Ernst Tittel (Peter und Paul) und Fritz Göll er (Das neue Proprium zu Maria Himmelfahrt). Zwei „Krippenlieder“ von Ferdinand Andergassen sind der weihnachtlichen volkstümlichen Musizierfreude geboten.

Der gleiche chorerzieherische Gedanke liegt den Liedheften zugrunde, die zum Teil dringenden Erfordernissen der Kirchenchöre entsprechen, wie die „Zehn Totenlieder“, und ihnen wertvolles altes und neues Chorliedgut zuführen („Salve m a t e r“ und „Schönster Herr Jesu“), darin allerdings und vollends in den das Gebiet der geistlichen Musik verlassenden Heften „Busch-Madrigale“ und „Minnelieder“ über die Leistungsfähigkeit und Aufnahmebereitschaft unserer heimischen Kirchenchöre hinausgehen dürften, während die Chormappe (alte und neue Liedsätze) sich diesbezüglich in volkstümlichen Grenzen hält.

Den doppelten Rahmen um dieses in solcher Qualität und Fülle kaum noch in Österreich gekannten Editionswerkes in seiner Gesamtheit bilden die beiden bereits weit über die Grenzen hinaus bekannten Zeitschriften: die Musica Orans, österreichische Fachzeitung für katholische Kirchenmusik auf geistigwissenschaftlicher Basis, und die C h o r b 1 ä t-t e r für bescheidenere Ansprüche, das Blatt der Sänger, das tatsächlich in die Hand jedes einzelnen Kirchensängers und Kirchenmusikfreundes gehört.

Das Erwachen der modernen katholischen Sozialidee. Von Leopold L e n t n e r. Wiener Dom-Verlag, Wien 1951. 77 Seiten.

Der Verfasser bietet eine kurz umrissene Ideengeschichte des .Sozialkatholizismus von der Romantik bis zur Rerum novarum in Österreich und Deutschland, schließlich in den romanischen Ländern. Sachkundig wird das Wesentliche herausgehoben und beurteilt. Die Gedanken- und Gestaltenwiedergabe ist lebendig und überlegt. Dankenswert ist die Heranziehung jüngster Literatur, besonders von Forschungen des Wiener Universitätsinstitut« für neuere Geschichte. Daß nicht alles berücksichtigt werden konnte, ist selbstverständlich. Als Skizze katholisch-sozialer Anliegen seit 150 Jahren ist diese fraglos wohlgelungen. Sie ist mit der soeben erschienenen Arbeit Rudolf Tills über „Hofbauer und sein Kreis“ (im Herold-Verlag, Wien 1951) ein willkommener Beitrag zu einer zu schreibenden Gesamtge6chichte der Kirche und des Katholizismus vis-ä-vis der sozialen Frage der Gegenwart.

Univ.-Prof. Dr. August M. K n o 11

Geographie. I. Band. Allgemeine Geographie. Von Anton Becker und Walter Krenn. Verlag Leitner & Co., Wels 1950. 279 Seiten.

In der Reihe der bekannten Studienhelfer wieder ein Band, der eine besondere Geschicklichkeit zeigt, große Wissensgebiete auf verhältnismäßig schmalem Raum zu behandeln. Man wird darüber hinaus mitunter auch Entdeckungen machen. So ist der Begriff „Schorm“ (Buchten des Roten Meeres) nicht einmal im fünfbändigen Brockhau6-Allbuch erläutert, desgleichen die Kanalküste Dalmatiens. Anschaulich wirkt am Beispiel des Ortlers das Vegetationsschema, wie überhaupt die Textskizzen geschickt gezeichnet sind. Die Heimat fand weitgehend Berücksichtigung (temporäre Schneegrenze des Inntals; Aufblühzeiten der Vegetation in Wien und andeiwärts). Das neuerliche Wachstum de6 römisch-katholischen Glaubens in den anglo-amerikani6chen Gebieten ist richtig hervorgehoben. Bei den Volksbegriffen wäre statt Bjelorussen das frühere Weißrussen beizusetzen gewesen, da es scheint, als sei (nicht von uns) aus politischen Gründen ein Volksbegriff umbenannt worden.

Der Verkehrsabschnitt weist die Fassung der Güterwagen mit 10 t au6; es gibt darüber hinaus noch Vierachser mit 15 bis 20 t und Großgüterwagen mit 60 t Ladegewicht. Hinsichtlich der Spitzengeschwindigkeiten hat die Stromlinienlokomotive 2 C 2 der ehemaligen Deutschen Reichsbahn die angegebenen 180 der „westlichen Länder“ mit 201 Stundenkilometern erheblich übertroffen.

Der wichtige Zahlenanhang hat die Veränderungen des Krieges (so besonders eindrucksvoll bei den Flotten) einbezogen. Kartensignaturen, Register, Literaturnachweise ergänzen das Buch, das für Lehrer, Schüler, öffentliche Büchereien, darüber hinaus aber für jedes Haus ein Allbuch im wahrsten Sinne abgibt. Hanns Salaschek

Jahrbuch der Arbeiterkammer in Wien 1950.

Verlag der Arbeiterkammer. Geb., 552 Seiten.

Wie seine Vorgänger wächst auch der letzte Band der Jahrbücher der Arbeiterkammer in Wien, vorzüglich redigiert und vornehm ausgestattet, sowohl hinsichtlich de6 Umfangs wie der Zahl der behandelten Fragen weit über das Sachgebiet und den Einflußraum der Wiener Kammer hinaus. Das Jahrbuch ist ein neuer Beweis für die hohe wissenschaftliche Niveau, auf dem die Arbeit der Kammer heute steht. Kein für die Belange der österreichischen Arbeitnehmer wie für die gesamtösterreichieche Wirtschaft belangreiche Frage wird unberücksichtigt gelassen, 6ei 66 nun die Sozialpolitik, das Arbeitsrecht oder die Sozialversicherung. Wir erhalten Aufschluß über die umfangreiche Schuluncisarbeit der Kammer, über die Probleme der internationalen Sozialpolitik und über den Lehrlingsschutz. Zu dem im Text ohnedies reichlich wiedergegebenen Zahlenmaterial kommt noch ein Tabellenanhang, der nicht weniger als 180 Seiten umfaßt und so ziemlich alles enthält, was für die österreichische Sozialpolitik nur irgendwie von Bedeutung 6ein kann, von der Statistik des Außenhandels bis zur Entwicklung der Löhne und zur Wiedergabe von Haushaltrechnungen.

Prof. Dr. Anton Burghardt

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung