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Zur Lage der Kirchenmusik auf dem Lande

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Die Mondnacht singt. — Ihr antwortet das Tdl mit der Geschöpfe wundersamen Stimmen, und bei dem Klang beginnt mit einemmal das Gaukellied wie Nebel zu verschwimmen.

Als balsamstarker Duft entsteiqt der Tau den Wiesen, deren schimmernde Kaskaden, wie Seidenlocken einer schönen Frau, am Abhang sich in Licht und Kühle baden.

Die Grillen wispem noch im Halmenhain ihr Zwiegespräch, bevor sie schlafen gehen. Und lädt das Flüstern nicht zum Lauschen ein, vom Wind erweckt in Ulmen und in Schlehen?

Die Fledermaus huscht ihren Schattenflug. Es seufzt im Efeu aus den alten Mauern. Das Haus tut einen tiefen Atemzug und will noch viel Geschlechter überdauern.

Der pfeilgeschwinde Flug des Augenblicks und alten Blutes drängende Gewalten — sie reichen mir die Fäden des Geschicks — ein schönes Kleid zu wirken — zu entfalten.

Die Dämmerung verlöscht des Mondes Bahn. Die Welt hüllt fröstelnd sich in Nebeldecken des letzten Schlafs. — Dann kräht der erste Hahn, um Herrn und Knecht zum Tagewerk zu wecken.

Im Saal, wo alte Bilder dunkel ruhn, schlägt eine Uhr. Und in das Schweigen rufen die Töne groß: .Du mußt das Deine tun am guten Bau, den deine Väter schufen.“

Das Kloster weiß vor blauen Wäldern steht. Und eine Glocke läßt den Morgen klingen. Der Mönch zum Chorstuhl in die Kirche geht, um im Gebet die Welt zu Gott zu bringen. —

Franz Prinz Windischgrä

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Im kulturellen Neuaufbau unseres Landes nimmt die Kirchenmusik wieder den ihr gebührenden Platz ein. In allen größeren Städten, vor allem in der Bundeshaupstadt, wo ihr bedeutende künstlerische Kräfte und Mittel zur Verfügung stehen, hat sie in dem einen Jahr seit Kriegsende einen beachtlichen Aufschwung genommen. Anders liegen die Verhältnisse auf dem Lande. Auch hier hat man die kirchenmusikalische Tätigkeit wieder aufgenommen, jedoch im wesentlichen in den Bahnen, in denen sie sich vor 1938 bewegt hatte. Ein wirklicher Neuanfang ist fast nirgends zu verzeichnen. An den bestehenden Traditionen hält man fest, auch dort, wo es im Interesse des kulturellen Fortschrittes wünschenswert wäre, mit ihnen zu brechen. Seit den ältesten Zeiten hat die Kirche mit großer Sorge darüber gewacht, daß die geistliche Musik als Wesensbestahd-teil des Gottesdienstes jene Eigenschaften besitze, die dessen Würde und Heiligkeit entsprechen. Gegen Auswüchse und Verweltlichung kämpfte schon das Trienter Konzil (1545—1563), und in neuerer Zeit hat Papst Pius X. in seinem Motu proprio klare Weisungen erlassen. „Heiligkeit“ und „Güte der Form“ werden darin als die Wesensmerkmale echter Kirchenmusik bezeichnet. Dem besonderen Volkscharakter der Kirchenmusik wird sein Lebensrecht nicht abgesprochen; nur muß er sich in den allgemeinen Charakter der Kirchenmusik einordnen, „daß kein Fremder Anstoß nimmt,. wenn er sie hört“. (Motu proprio, Kap. I, 2). Der gregorianische Choral als der der römischen Kirche eigentümliche Gesang besitzt jene Eigenschaften in höchstem Maße und gilt daher als das vollendetste Beispiel kirchlicher Musik. An zweiter Stelle steht die „klassische Polyphonie“, der Stil der römischen Schule Pierluigi da Palestrinas, der dem Ideale der geistlichen Musik ziemlich nahe kommt. Die Kirche schließt sich aber auch dem Fortschritt der Kunst nicht aus und erkennt deshalb selbst die neueste Art der Musik an, sofern sie sich den liturgischen Gesetzen unterordnet.

Wie sieht es nun in dieser Hinsicht auf dem Lande aus? Finden sich hier die Weisungen der Kirche ganz oder zum Teil erfüllt?

Daß die auf dem Lande zur Verfügung stehenden Kräfte die Aufführung schwieriger Werke nicht zulassen, versteht sich ohne weiteres. Es ist nicht einmal wünschenswert, daß Meisterwerke unserer geistlichen Musik durch unzulängliche Darbietungen das Gegenteil von dem erreichen, was sie erreichen sollen. Leider ist das meiste, was auf kirchenmusikalischem Gebiet an Wertvollem geschaffen worden ist, für Landkirchenchör viel zu schwer. Wenn natürlich dank besonders günstiger Umstände an manchen Orten größere Werke einwandfrei aufgeführt werden können, so ist dies sehr erfreulich. Im allgemeinen aber muß leider festgestellt werden, daß das, was in Landkirchen „aufgeführt“ wird, durchschnittlich unter dem liegt, was man als Kunst bezeichnet, und der Vorwurf der „Inferiorität, den man der Kirchenmusik macht, trifft auf ländliche Verhältnisse nur zu oft zu. Nicht selten fehlt es schon an der nötigen musikalischen und liturgischen Vorbildung des Chorleiters, wenngleich der gute Wille vorhanden sein sollte. Oft ist es aber nicht einmal so weit. Der Hang zu eingewurzelten Traditionen und zur Bequemlichkeit, die vor der Mühe von Neueinstudierungen zurückscheut, ist in vielen Fällen die Hauptursache dieses beklagenswerten Zustandes. Das Süßlidi-Sentimentale oder Bombastisch-Aufgeblasene beherrscht noch zu sehr die Geschmacksrichtung der ländlichen Kirchenmusizierpraxis. Meist fehlt es an der Gelegenheit, gute Kirchenmusik zu hören; denn gerade an Tagen, an denen sich in -größeren Städten und im Rundfunk eine solche Gelegenheit bietet, sind Sänger und Chorleiter an ihren eigenen Wirkungskreis gebunden. So bleibt man beim alten, führt Jahr und Tag dieselben Messen auf, die infolge des langjährigen Singens mehr oder weniger — und immer mit denselben Fehlern — mechanisch dargeboten werden. Will ein Chorleiter mit den überlebten Vorurteilen aufräumen, so begegnet er einer Ablehnung von seiten der Pfarrgemeinde, die sich daran gewöhnt hat, zu gewissen Festtagen gewisse Messen, Offertorien, Marienlieder usw. zu hören. Und wenn er nun gar den Choral einführen will, kann es geschehen, daß ihn die Sänger verlassen. Woher summt dieses Vorurteil gegen den gregorianischen Choral? Widerspricht seine Art so sehr unserem Volkscharakter, daß er jene Forderung nach „Allgemeinheit“ nicht erfüllt, von der im Motu proprio Pius X. die Rede ist? Da ist zunächst wohl die musikalische Erziehung an den Volksschulen schuld, die sich fast ausschließlich auf die in „Dur“ gehaltenen Lieder neueren Ursprungbeschränkt. Dabei besitzen wir einen reidien Schatz von älteren deutschen Volksliedern, in denen der Mollcharakter vorherrscht. Es ist nur Sache der Erziehung und Gewöhnung, die alten, herberen Volksweisen dem Volke wieder mondgerecht zu machen. Damit wäre aber auch die Verbindung hergestellt zu den geistlichen Weisen des gregorianischen Chorals.

Es kommt wohl auch sehr darauf an, daß man eine Choralweise richtig ausgeführt zu hören bekommt, und das ist derzeit auf dem Lande schwer mög lieh. Denn die Pflege dieser Art von Musik setzt sowohl beim Ausübenden als auch beim Hörenden eine gründliche Schulung voraus. Um das Volk dahin zu führen, braucht es viel Geduld und beharrliche Arbeit. Die ursprüngliche Freude am Klang, an volltönender Harmonie soll dem Volk auch nicht genommen werden. Sie ist echt österreichisches Lebensgefühl und verkörpert sich in gleicher Weise in den herrlichen barocken Bauwerken unserer Heimat wie in den unsterblichen Werken unserer Klassiker. Aber es ist immerhin notwendig, daß diese barocke Musizierfreudigkeit dort, wo sie sakralen Boden betritt, der Heiligkeit des Ortes entsprechendveredelt wird, und daß man daneben jene andere Art des „singend Betens“ nicht vernachlässige, welche die Kirche so eindringlich empfiehlt.

Die cäcilianische Reform vom Jahre 1868 hat zweifellos Hervorragendes geleistet. Sie erweckte den Sinn für den Choraf und die klassische Polyphonie und konnte dadurch die damals übliche seichte Kirchenmusik zum Teil verdrängen. Aber nur zum Teil. Denn nach wie vor macht sich im 19. Jahrhundert eine Flut von Kirchenmusik breit, deren schablonenhafte Überlieferung, hunderte Male nachgeahmt, bis in unsere Zeit weiterlebt. (Man vergleiche einmal eine Reihe von solchen „Landmessen“, wie darin die Credor stelle „qui propter nos homines et propter nostram salutem“ in einem der lateinischen Sprache Gewalt antuenden Mazurka-Rhythmus gestampft wird. Solche Erzeugnisse wurden serienweise hergestellt!) Das Werk Josef Grubers (1855 bis 1933) umfaßt das Proprium für alle Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres, zahlreiche Messen, Re-quien, Tantum ergo, Litaneien, Lieder für jede Gelegenheit; ein umfassendes Lebenswerk, jedoch in dem ganzen Wust von Musik kaum zehn musikalisch ansprechende Stücke. Die Kompositionen Josef Gütt-1 e r s und Ignaz Reimanns ' stehen noch unter diesem Niveau, doch skid sie heute noch im Archiv fast eines jeden Landkirchenchores zu finden und behaupten sich mit großer Hartnäckigkeit.

In diesem Zusammenhange sei auf eine Statistik aus dem Jahre 1937 hingewiesen r* diese Zahlen können heute noch uneingeschränkt gelten — wie sie im Lexikon der katholischen Kirchenmusik „Sacra musica“ (A. Weißenbäck, Klosterneuburg) aufschei nen. Demnach stehen die lateinischen Messen Josef Grubers, die in 1280 österreichischen Kirchen gesungen werden, an erster Stelle. Ihnen folgt Ignaz Reimann in 1089 Kirchen und an dritter Stelle Josef Güttier, dessen Kompositionen in 1063 Kirchen zu hören sind. Sie haben eben einen großen Vorteil, der ihnen ihr langes Leben sichert: den der leichten Aufführbarkeit, die allerdings meist auf Kosten der musikalischen Güte erreicht wird. Eine Änderung in dieser Hinsicht ist nicht nur wegen des mangelnden Verständnisses der Ausübenden und des Hanges zur Bequemlichkeit schwierig. Vor allem ist die Frage zu beantworten, was an Stelle der Werke verstaubter Kirchenmusikpatrone in Landkirchen gesungen werden soll und doch nicht über die Kräfte eines Land-kirchenchores hinausgeht. Dazu kommt noch die nach dem Kriege brennend gewordene Frage der Notenbeschaffung.

Die Komponisten zeitgenössischer Kirchenmusik haben, wie es scheint, ihren Ehrgeiz darangesetzt, ihre Werke so kompliziert wie möglich zu schreiben. Wenn nun die Kirche die Forderung nach „Allgemeinheit“ des Kirchengesanges erhebt, so gelten als „andere Nation“ gewissermaßen auch die breiten Schichten des musikalisch nicht vorgebildeten Volkes, von dem man das Verständnis für Experimente auf dem Gebiet der Kirchenrnvsik unmöglich verlangen kann. Kaum eine Art der Kunst ist so abhängig vom Volk, so volksverbunden im eigentlichen Sinne des Wortes wie die liturgische Musik. Daher möchten wir den jungen schaffenden Künstlern zurufen: Schreibt für das Volk! Die Musik, welche die liturgischen Bedürfnisse des Landes erfüllen soll, muß leicht ausführbar und verständlich sein — „aus der Praxis für die Praxis“, wie es sich der Altmeister der Kirchenmusik, Vinzenz Gol-ler zu eigen gemacht hat — und doch auch künstlerisch hochstehend. Wer heute glaubt, „modern“ schreiben zu müssen, der wird morgen unmodern sein. Von kurzlebigen Geschmacksrichtungen soll die geistliche Musik nicht bestimmt sein. Wohl nimmt sie ständig Anregungen aus der weltlichen Tonkunst auf, ohne jedoch die große Linie zu verlassen, die ihr durch die Erhabenheit ihrer Aufgabe vorgezeidinet ist. Gregoria-nisdier Choral und klassische Polyphonie werden stets die lebendige Quelle bleiben, aus der. die Tonsetzer geistlicher Musik immer wieder neu schöpfen. Die Aufgabe ist gewiß nicht leicht und man braucht auch nicht gleich alles ausmerzen, was an Überlebtem in den Notenschränken der Landkirchen vorhanden ist. Eine Reform der ländlichen Kirchenmusik kann nur schrittweise erfolgen. Jahrzehnte werden dazu nötig sein. Eines haben die Verfasser volkstümlicher Kirchenmusik zu beachten: Den Landkirchenchören fehlt es meist an hohen Männerstimmen, doch die Anzahl der Chorwerke, die auf diesen Umstand Rücksicht nimmt und den Tenor „ad libitum“ führt, ist ziemlich gering. Aber muß um jeden Preis vierstimmig gesungen werden? In der weltlidien Vokalmusik ist das starre Prinzip der homophonen Vierstimmigkeit durch die Wiederbelebung der alten polyphonen Musik längst durchbrochen. In der Kirchenmusik scheint es nun ohne „vierstimmigen gemischten Chor“ nicht zu gehen. Auch ein zwei- und dreistimmiger Satz kann eine feine Wirkung haben. Was ihm an harmonischer Klangfülle fehlt, wird reichlich ersetzt durch die Schönheit der Linie, die hier viel besser zur Geltung kommt. “Werke für vereinigte Ober- und Unterstimmen sind für Landkirchenchöre vorzüglich geeignet, werden aber fast nicht aufgeführt, obgleich es eine Reihe von solchen; gibt.

Wenn ich nun einige Winke für die praktische Arbeit der Landkirchenchöre geben will, so muß zuvor noch eines festgestellt werden: In den meisten Kirchen (und nicht nur in der „Provinz“!) wird noch zu sehr „aufgeführt“ und zu wenig gesungen, das heißt, singend gebetet. Worauf es ankommt, ist nicht „Andacht“ im üblichen Sinne, sondern vielmehr die Grundeinstellung, mit der man an die kirchenmusikalische Arbeit geht. Die Betätigung an einem Kirchenchor sdieint vielen Sängern eine Art Zeitvertreib zu sein oder eine Möglichkeit, sich zur Geltung zu bringen. Für „Star“-Allüren ist am Kirchenchore kein Platz. Die Arbeit der Kirchenmusikvereinigungen soll sich auch nicht darauf beschränken, das für die kirchlichen Aufführungen vorgesehene „Programm“ einzulernen, um es dann einem stummen Publikum vorzutragen. Der Chor soll eine geistige Gemeinschaft bilden, in der das Verständnis für die Liturgie geweckt wird. Eine engere Zusammenarbeit-mit dem Ortsseelsorger ist unerläßlich. Er möge einen oder den anderen Abend an den Singstunden teilnehmen und die Formen der Liturgie und die lateinischen Texte erklären, falls der Chorleiter der lateinischen Sprache nicht mächtig ist. Man fürchte nicht, daß dies die Chöre mit Arbeit überlastet. Es ist doch nicht notwendig, jeden Sonntag ein Hochamt zu singen. Dieses Vielsingen ohne ausreichende Probenarbeit hat schon viele Singgemeinschaften verdorben. Das Volk: soll und will auch singen, weit mehr als bisher. Die versdiiedeneri Formen der Gemeinschaftsmesse, wie wir s/e der liturgischen Bewegung verdanken, (will die bisherigen Formen nicht verdrängen, sondern bereichern. Nach wie vor bleibt das repräsentative lateinische Hochamt an hohen Festtagen der Höhepunkt kirchlicher Festesfeier und seine musikalisdie Ausgestaltung obliegt den Sängern und Musikern am Kir-chenchpre. Doch, die wenigen Hochämter im Kirchenjahre sollen mit aller Sorgfalt vorbereitet werden. Responsorien und vollständiges Proprium gehören genau so dazu wie die gleichbleibenden Teile des Ordinariums.' Zur Entlastung des Kirdienchores wäre es günstig, wenn die Antworten und die beweglichen Teile der Messe von einer eigenen Choralschola gesungen würden, die sich vorne in der Nähe des Altares aufstellt. Für den Anfang würde ein sauberes Aezitieren der Texte genügen. Diese Schola setzt sidi aus jungen Kräften zusammen und bildet somit zugleich den Nachwuchs für den Chor. In gleidier Weise können auch die Segenaifdachten, Vespern, usw. ausgestaltet werden. Der sogenannte „musikalische Segen“, wie er in vielen Landkirchen gebräudilich ist, bildet mit seinen vierstimmig gesungenen, mit verstümmeltem Text komponierten Litaneien von musikalisch meist sehr zweifelhaftem Wert ein Unikum, das einer vergangenen Zeit angehört und verschwinden sollte.

Die praktische Arbeit an der geistlichen Musik ist nicht denkbar, ohne daß die Chorleiter und Organisten die Möglichkeit haben, sich dauernd fortzubilden. Die gelegentliche Abhaltung von Kursen für Orgelspiel, Choral und Chorleitung in Diözesanstäd-t e n ist ein guter Anfang. Wenn es möglich wäre, auch in abgelegeneren Gegenden gewisse Zentren zu schaffen, von denen aus die musikalische Kultur bis in die kleinsten Gemeinden verbreitet werden kann, so* wäre damit, eine bedeutende Tat gesetzt. An ihrer Verwirklidiung sollte mit allen Mitteln gearbeitet werden. Jede Pfarrgemeinde befindet sich in kirchenmusikalischer Hinsicht jetzt noch gewissermaßen auf einer einsamen Insel ohne Verbindung mit den Nachbarinseln und der relative Hochstand ihres Kirchengesanges hängt vom Zufall ab. So darf es nicht bleiben. Auch auf diesem Gebiete muß sidi der Gedanke “durchsetzen, daß wir alle an einem hohen Ziele arbeiten und in die-. sem Bestreben eine Gemeinschaft bilden, in der sich alle bemühen, in einem edlen Wettstreit das Hödiste zu erreichen.

Dazu käme noch der Ausbau der am 15. Juni 1946 gegründeten Vereinigung für katholische Kirchenmusik in Wien zu einer ganz Österreich umfassenden Organisation, der die einzelnen Diözesanvereinigungen unterstellt sind. Schließlich sollte die jetzt wieder zum Leben erweckte Kirchenmusikzeitschrift „Musica divina“ so eingerichtet werden, daß sie auch den Kirchenchören der kleinen Landgemeinden etwas bieten kann, allenfalls durch eine eigene Abteilung „für den Landorganisten“ mit Notenbeispielen guter und leicht ausführbarer Kirchenmusik und einem musikalischen „Ratgeber“, der Anfragen beantwortet, wie sie aus der Praxis des Landorganisten erwachsen.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit auf diesem Gebiet ist allerdings immer die Bereitschaft, sein Bestes zu geben im Dienste dieser erhabenen Sache. Damit erweisen wir auch unserem Vaterlande einen wertvollen Dienst, dessen musikalische Kültur gerade jetzt wieder aufleuchten soll in einem Zeitalter beispielloser kultureller Ver-flächung. Man möge stets bedenken, daß nicht einzelne Spitzenleistungen der Großstadt maßgebend sind für die Kultur eines Landes, so sehr sie auch zu begrüßen sind, sondern der allgemeine gute Durchschnitt, in 'ähnlicher Weise etwa, wie man ein Land nicht reich nennen kann, in dem eine hungernde Volksmasse großen Reichtümern einiger Weniger gegenübersteht. Diesen ungesunden Zustand einer Zusammenballung des Kapitals haben wir aber auf kulturellem Gebiet und es muß alles getan werden, ihn zu überwinden, damit das österreichische Kulturleben auf eine gesunde Grundlage gebracht wird. Die Kirdienmusik als ihr vornehmster Zweig möge damit den Anfang machen!

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