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Ironimus und die Aufgespießten
Mit dem bürgerlichen Namen heißt er Gustav P e i c h 1, wenn er mit seiner spitzen Feder die Leute an die Wand des Lächelns spießt, nennt er sich I r o n i s m u s. Und das mit gutem Grund. Eine Auswahl seiner mit feinen, wie beiläufig gezogenen Linien zu Papier gebrachter Bosheiten und Sticheleien hing kürzlich (leider nur) zwei Tage in der Galerie St. Stephan. Und zwar wiederum mit gutem Grund, denn das Thema der ausgestellten, kleinen Spott- und. Meisterwerkchen galt eben jenen Meistern, deren Werke sonst .am selben Ort heimisch sind: Den Zeichnern und den Malern der Ultra-modernen, den großen und den kleinen Könnern und Sektierern der gegenstandslosen Form, Unform und Uniform. Jenen, die einen Punkt auf die Leinwand applizieren oder deren drei oder hundertvierund-vierzig, jenen mit den krausen Linien, Klecksen und elliptischen Hieroglyphen, die — zumindest durch die Augengläser ironischer (wiewohl immer, liebenswürdiger) Karikatur betrachtet — ihre Effekte mit Farbspritzen oder, wenn es am Fachlichen mangelt, mit der Zahnpastatube erzeugen. Ironismus nahm sie aufs Korn und blieb ihnen nichts schuldig — und nahm sich . der ausgleichenden Gerechtigkeit wegen auch der Herren Mäzene, Kunstsachverständigen und Rezensenten in liebevoller Weise an. Eine separate Serie gilt den Kollegen von der Mathematik sowie aus der Raucher- und der Heldenbranche. Auch hier bietet sich ein dankbares Feld karikativer Anteilnahme.
Tags darauf war's wieder ernst in der Galerie St. Stephan: Die Weihnachtsausstel- I u n g eröffnete ihre Pforten. Wir sahen, nunmehr in natura, Stiche. Oelbilder und Aquarelle solcher Maler, die Ironismus am Vortag nicht — und eine Gruppe jener, die er sehr wohl gemeint hat. Die Grenze verläuft haarscharf zwischen M o 1 d o w a n, Hütte r, Fuchs, Hundertwasser. Mickl und L a s n i g auf der einen Seite und Prachensky, Wibrier, Hollegha und Riedl auf der anderen. In der ersten Gruppe rangieren an erster (und vorzüglicher) Stelle drei Blätter Moldovanscher suggestiver Linienführung, vier kleine Werkchen in zart koloriertem, „biedermeierischen“ Expressionismus von Wolfgang
Hutter und ein in gedeckten Farben gehaltenes, wunderschönes, an die surreale Federzeichnung gemahnendes Oelbild von Ernst Fuchs.
Ernst Fuchs, selbst Patron einer Galerie, ergänzt die Weinnachtsschau der Modernen in der Millöckergasse. Hier hält er sich, der das Eindrucksvollste zeigen könnte, als Hausherr mit zwei zarten, nahezu durchsichtig entrückten Zeichnungen im Hintergrund: den Raum beherrscht Fritz Aigner mit leuchtenden, glatten, überrealistischen Porträts der krassen Wiedergabe des sehr scharf und ohne Wohlwollen Geschauten. Am nächsten in seiner Art kommt ihm Rosita Salem (wenn auch mit einigem Abstand), am weitesten steht Robert D o x a t in unzureichender Entfernung einer höchst bescheidenen Manier. Unter den „bösen Zeichnern“ Erich Brauer, Robert Doxat, Raimund Gregor Ferra, Richard Matouschek und Kurt Regschek ist Ferra (mit seinem großen Schacht des Wucherns und des Grauens) der Eindrucksvollste, Matouschek in der minuziösen Gestaltung vorwiegend fleischlicher Dämonien der Einfallsreichste, Brauer der Gediegenste, Doxat der Unzulänglichste. Hubert Ära-t y m zeigt eine blaugraue Komposition, die zu vielen Vermutungen verleitet, Buddy Frieberger freundliche Miniaturen und Konturen matter Farbeffekte, Charles L i p k a ornamentale Formentfrem-
Zum. fteil.;Öriwriintales.„ zum . Großteil. Unwesens ' liches bringt die Ausstellung „Graphik aus Japan“ im Künstlerhaus. Eine eifrige, allzu eilfertige, nahezu von heute auf morgen vollzogene Abkehr von der jahrtausendealten Tradition der temperierten Impressionen bewirkt ein zumeist literarisches, meistenteils äußerliches Stilgemisch und einen Stilwirrwarr in die Richtung angelernter, weder innerlich noch formal bewältigter, nachgeahmter, nachempfundener Elemente aus dem Westen. Koii S a n d a. Shiko Munakate und Kazo W a k i t a (der einzige wirkliche Könner in der Beherrschung des — senffarben und schwarz kolorierten — modernen Lithos) zählen zu den Wenigen, bei denen noch Rudimente japanischer Malkultur zu spüren sind.
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