Dionysius ist der einzige Fall in der Theologie - ja in der gesamten Geistesgeschichte, daß ein Mann von allererstem Rang und unabsehbarer Wirkung, seine Identität verbergen konnte Diese Worte Hans Urs von Balthasars erhellen die Bedeutung des Dionysius, um den es jahrhundertelang kontroverse Diskussionen gab. War er der von Paulus bei seiner Missionspredigt in Athen bekehrte „Areopagit”, das heißt Mitglied des Athener Rats, war er der Missionsbischof und spätere Bischof von Paris, der zur Zeit des Kaisers Decius im 3. Jahrhundert während einer Christenverfolgung als Märtyrer
Jedes Kind auf der Straße ist eines zuviel. Daß Wien, verglichen mit Städten wie Säo Paulo, Rio de Janeiro, Bombay oder Kairo ein „Goldpflaster" ist, bedeutet längst nicht, daß hier alles in Ordnung ist. Auch wenn nur ein paar Handvoll Kinder auf den Straßen der Bundeshauptstadt daheim sind, sollte dies genügen.Es fällt auf, daß öffentliche Amter meist den Terminus „Straßenkinder" für jene Kinder und Jugendlichen, die sich in Wien an diversen Plätzen herumtreiben, ablehnen. Diejenigen aber, die direkt mit den Geschehnissen konfrontiert sind - Streetworker,
Laut Mikrozensus-Erhebung des Statistischen Zentralamtes aus dem Jahr 1991 nahmen 24,7 Prozent aller Befragten regelmäßig Medikamente. In der Altersgruppe der über 75jährigen beträgt der Anteil derer, die regelmäßig Pharmaka einnehmen, 73,7 Prozent, hingegen jener der 15 bis 24jährigen nur 7,4 Prozent. Fragt man nach der Anzahl der eingenommenen Medikamente, ergibt sich wiederum eine deutliche Kluft zwischen alt und jung: Während die Mehrheit der über 75jährigen (44,1 Prozent) zwei oder mehr Medikamente konsumiert, verwenden die darunterliegenden Altersgruppen nur ein Medikament
Laut einer Studie der österreichischen „Pharmig", der Vereinigung pharmazeutischer Unternehmen, verbrauchte 1993 jeder Einwohner im privaten Konsum 18 Arzneimittelpackungen. Der EU-Schnitt beträgt 25 Packungen. An der Spitze liegt Frankreich mit 51 Packungen, gefolgt von Italien (25), Spanien (24), Belgien (23), Griechenland (21) und Deutschland (20). Am wenigsten Medikamente werden von den Niederländern und den Iren (jeweils elf Packungen) konsumiert.Laut Pharmig läßt sich auch eindeutig ein Zusammenhang zwischen Medikamentenpreis und Verbrauch erkennen. In Ländern mit niedrigem
„Die Menschheit versteht unsere Sprache nicht mehr”, soll einmal eine Gambe des 18. Jahrhunderts geseufzt haben. Die Viola da Gamba, kurz „Gambe” genannt, ein zur Familie der Violen gehörendes altes Saiteninstrument, auf originelle Weise wieder zum Sprechen zu bringen, wurde anläßlich des Eröffnungskonzertes einer Gamben-Ausstellung im Wiener Palais Lobko-wicz versucht. Jose Väzquez, Professor für Viola da Gamba an der Wiener Musikhochschule, hat die Sammlung aufgebaut und verleiht die kostbaren Instrumente kostenlos an die Musikstudenten. Er rollte die dreihundertjährige
Im Libanon hat sich zum Terror der Waffen ein neues Schreckgespenst gesellt: die Inflation.Gemessen am letzten Stand kostet ein US-Dollar 202 libanesische Pfund. Bis Mitte 1983 war man im Land der Meinung, die tiefe Rezession überwinden zu können. Das war ein Trugschluß.Der Durchschnittsverdienst liegt derzeit bei 3.200 Pfund im Monat. Viele Frauen können aufgrund der Streßsituation ihre Babys nicht mehr stillen. Ein Kilo Babymilchpulver kostet aber 850 Pfund.Eine Sekretärin, die bei der Caritas arbeitet und das genannte Gehalt bekommt, muß monatlich 1.000 Pfund Fahrgeld aufwenden.
Es ist ein grauer, nebelverhangener Sonntagvormittag im Warschauer Arbeiterwohnviertel Sluzewieö. Um die ebenerdige, gemauerte Baracke mit dem einfachen Holzkreuz am Eingang harren rundherum in dichten Gruppen die Menschen im dünnen Nieselregen aus: Versunken ins Gebet, den Kopf gebeugt, andächtig.In der Baracke liest der Pfarrer, assistiert von seinen vier Kaplänen, die Messe. Der rund 100 Quadratmeter große Raum ist bis in den letztenWinkel gefüllt, ein einfacher Sessel, auf dem ein Kaplan sitzt, dient in einer Ecke als Beichtstuhl. Ein Fenster und die Tür sind weitgeöffnet, damit
Von der Türkenbelagerung bis zur jüngsten Befreiung, von Königgrätz zum Resselpark, vom Dualismus zum Proporz, vom Vormärz und von der Revolution 1848 bis zu der von 1918 und zum März 19Í8: von der Inflation zur Infiltration und vom Einmarsch Hitlers bis zum Abzug der Besatzungsmächte reicht Emst H a g e n s kabarettistische Lesebuchgeschichte Österreichs in der Tribüne. Nicht weniger als vierundzwanzig Szenen umfaßt dies dramatisierte Feuilleton, nicht weniger als zweiundachtzig Gestalten aus der in der Kaffeehausliteratur nachgespürten Vergangenheit bevölkern dies „Café
Rund hundert Graphiken und Aquarelle bieten sich unter diesem Titel zu bürgerlichen Preisen an. Die Büchergilde Gutenberg und der Berufsverband der.bildenden Künstler zeichnen als Veranstalter, als Hausherr die Arbeiterkammer in der Prinz-Eugen-Straße. Die Namen der Schöpfer dieser Kollektion tun diesmal nichts zur Sache. Schon der erste Rundgang durch die Ausstellung enthüllt ihre Tendenz zur künstlerischen Anonymität — und somit ihren Zweck und ihre Problematik: Das der modernen Kunst wenig zugängliche „breite“ Publikum, das seinen Bedarf an Bilder (für die Wohnküche, fürs
„Berlin — Ort der Freiheit für die Kunst“ : dieser für Berlins Kulturgeschichte ebenso zutreffende wie für Berlins umkämpfte Gegenwart programmatische Leitgedanke verschafft der Ausstellung berlinischer Malerei in der S e c e s-s i o n die Bedeutung eines zutiefst berührenden Exempels. Nicht so sehr die einzelnen Bilder, unter denen man nur wenig Attraktionen finden wird, oder besser: nicht alle gezeigten Werke können neben dem Material großer Repräsentativausstellungen bestehen — darauf kam es den Veranstaltern wohl auch weniger an, als vielmehr den Werdegang einer Entwicklung
Im Brahms-Saal des Musikvereinsgebäudes gab es ein überaus erfreuliches Debüt: Die unter den Fittichen des Wiener „Institut Francais“ agierende neue „Groupe de Theätre Francais de Vienne“ zeigte, was alles die Ambition von Laienspielern zuwege bringt, wenn nicht nur Begeisterung, sondern auch echtes komödiantisches Talent am Werke sind. Herr Jean-Pierre Ronfard ist der Initiator, Leiter, Regisseur und profilierteste Gestalter dieser Truppe, die es sich zur Aufgabe gestellt hat, Österreichs Theaterfreunde mit Raritäten der französischen Theaterliteratür in der Originalsprache
Mehr als ein Dutzend Ausstellungen, hunderte von Bildern, zwei Repräsentativkollektionen aus dem Ausland: die Herbstsaison läuft auf vollen Tourenl Das gesellschaftlich bedeutendste, Ereignis ist zweifellos die Ausstellung „8 0 Maler der Ecole de Paris 1900 bis 1959" im Künstlerhaus. Die vom Institut zur Förderung der Künste in Oesterreich in Zusammenarbeit mit der Neuen Galerie der Stadt Linz organisierte Großausstellung zeigt nicht weniger als 156 Werke, die in ihrer überwiegenden Mehrzahl den verzweifelt-zweifelhaften Weg der jüngsten, der ungegenständlichen Kunst verfolgen: den
Die eigentümlichen Wechselbeziehungen von Eros und Film, geheimnisvoll genährt von Zeit und Umwelt, allgemeinen und spezifischen Impulsen, und unablässig angekurbelt von absatzlüsternen Industrien, haben in unserer Zeit zu einer erotischen Hochspannung geführt wie noch kaum zuvor, auch nicht in den bekannt lebens- und nächholgierigen Nachkriegszeiten. Zwar scheint der Höhepunkt der Produktion bereits überschritten — Sexbomben entschärfen ihre Zünder, kleiden sich züchtig und überraschen durch aarstelierisch’en Ehrgeidij und ober lundstlfleeJSriiet Filmleuten und Publikum,
Es ist wirklich eine Festvorstellung, eine würdige Feier des zweihundertsten Geburtstages Friedrich Schillers und in Erinnerung des siebzigjährigen Bestandes des Volkstheaters: „D i e Räuber“, inszeniert von Gustav M a n k e r, der auch für das Bühnenbild zeichnet. Wenn da, zur Eröffnung des Schauspiels, der junge Schiller vor die Bühne tritt, und, verhaltenes, kühles Feuer, sich zur Schaubühne als moralische Anstalt bekennt, wird das Klima dieser Aufführung bereits eindrucksvoll beschworen. Nichts von „weicher“, sentimentalischer Art, von jener etwas kleinbürgerlichen
Zur Wiener Festwocheneröffnung fand im Burgtheater die Premiere von Giraudoux’ „Der trojanische Krieg findet nicht statt” statt. Woher kommt es, daß dieses Stück trotz seiner Aktualität hier so wenig bühnenwirksam erscheint? Einige Gründe sind bei Giraudoux zu suchen: seine Satire dringt nicht in die dichterische Dimension seines Urbildes, Shakespeares „Troilus und Cresida”, vor. Das elementare Wesen des Politischen einerseits, des Krieges anderseits ist seiner sensiblen Natur fern. Die Wucht des zweiten Weltkrieges, die Drohung eines dritten zermalmt zudem viele seiner Worte.
Schauplatz der an manchen gezählten Stellen notdürftig unterhaltenden Begebenheiten ist eine Madrider Wohnung, in der eine für Lustspielzwecke hinlänglich präparierte Diebsbande Zuflucht gefunden hat. Der kürzlich in Burgos geraubte Schmuck wird in einem Blumentopf versteckt — daher der Titel: „Der Engel mit dem Blumentopf.“ — AmSchluß des Stückes befindet sich die Beute zwar noch immer in dem besagten Blumentopf, nur der Besitzer hat gewechselt: die Eigentümerin ist jetzt eine ahnungslose Nonne. Die Räuber gehen leer aus. Zwischendurch gab es neben pausenlosen Erklärungen
Frantisek Lagers „Gefangene 9 1”, übersetzt von Peter Lotar, bearbeitet von Ungenannt, inszeniert von Helmuth Schwarz, hat sich im A k a- demie theater einen Publikumserfolg errungen. Vom ersten Moment der Aufführung ist deutlich spürbar: wie froh sind einige unserer Burgschauspieler, einmal nicht auf hohem Kothurn, in der Maske des idealischen Helden und des hochtönenden Wortes der „klassischen” Tragödie auftreten zu müssen, sondern als „Weaner”, als kleine Leute aus dem „Volk”, so aber, wie sie Artmann sieht und mit schwarzer Tinte gemalt hat. Das Ereignis des Abends
Viereinhalb Jahre Bauzeit, 39 Millionen Schilling investierter Steüergelder und unermüdliche Debatten, die über die Wahl des Platzes die Geister schieden: das ist die nicht mehr ganz neue Historie des neuen „Historischen Museums der Stadt Wien”. Nun steht es, nach den Plänen von Prof. Oswald Haerdtl fertigges|ellt, vom .Herrn Bundespräsidenten, dem Bürgermeister und dem zuständigen Stadt;rat Mandl der Oeffentlichkeit übergeben, nächst der Karlskirche und schlichter, graubrauner Marmorkasten in der Art, wie man bei uns seit Jahr und Tag reichlich retrospektiv Handelskammern,
Viele kleine desperate Mädchen sind in der Kunstgalerie Verkauf zu sehen: eine Kollektion höchst dekorativer halbwüchsig-weiblicher Tristesse. Sie könnte aus einem Roman der Franęoise Sagan stammen, für die Lotte P r o f o h s eine sehr geeignete Illustratorin wäre. Ihre mit dicken, gewandten Pinselstrichen erzeugten Blätter muten wie extravagante Modezeichnungen weiblicher AteliSr- falter an, die nichts oder nur wenig oder zumindest nichts Bestimmtes anhaben. Da wird vornehmlich gehockt und träumerisch in eine lockende Gegenwart geblickt, von der nicht mehr viel Neues zu erwarten
Vor dreieinhalb Jahren starb Fernand Leger, der Nestor der modernen Graphik. Er iVar einer jener Formgestalter großen Stils, die die Malerei des zwanzigsten Jahrhunderts repräsentieren. Seine rustikale, bäuerlich vitale, in der Schule der kubistischen Analyse geprägte, wenn auch durchaüs eigenständig auf die Reduzierung und „Säuberung“ von aller zufälligen Formvariation abzielende Handschrift zeichnete sich unauslöschlich in die Kunstgeschichte ein: In die „Grande histoire" der Tektonik und Objektivierung. Die Albertina zeigt eine überaus verdienstvolle Ausstellung seines
Hin und wieder dringen aus den — auch künstlerisch recht, „flachen” — Ländern jenseits des Eisernen Vorhanges Zeugnisse hervorragender (und was”, uns Westler dann immer mit so viel Ueber- raschung erfüllt: von höchst persönlicher, individueller, freizügiger) Gestaltungskraft. Ueberdies lehrt die Erfahrung, daß vor allem das aus Polen Kommende der schöpferischen Auseinandersetzung mit dem ungeschminkten, unpathetischen, von einem „PflichtsoU”-Minimum an kulturpolitischem Konformismus gefärbten Zeitbild unserer Tage gewidmet ist und somit unserer Gegenwartskunst am
Sein Name war Alfred Wolfgang Schulze. Das war in Berlin, als er noch Geige spielen lernte. Als er noch Sohn eines hohen Staatsbeamten war: bevor er „aus der Art schlug”. Bevor er den Staub der Welt unter die Füße nahm und jenen inneren Abbau Deutschlands, der 1933 begann und entgegen anderslautenden Beteuerungen noch heute anhält, mit der Emigration beantwortete.Sein Leben verbrachte er in Spanien, in Frankreich, in Schlupfwinkeln, im Internierungslager, auf der Flucht: ein Nomade, der seine Zelte immer nur für kurze Zeit aufschlug. Dort, wo noch ein Rest Freiheit und Menschlichkeit
Was durch Generationen sorgsam gehüteter Schatz japanischer Privatsammlungen war, unentdeckt von der Kunstgeschichte und nur einer kleinen Gemeinde von Sachverständigen und Liebhabern bekannt, findet zur Zeit im Oesterreichischen Museum für a n g e w andte Kunst — zum erstenmal in Europa — einen selten eindrucksvollen Weg. ins Bewußtsein-der Oeffentlichkeit: Die Malerei des Zen-Buddhismus in Japan. Graphik mag man es nennen, das Wort Karikatur drängt sich einem auf, Ausdrucksbilder würden wir sagen, Sinnbilder, gemalte Aphorismen, mit spontanem Pinselstrich unmittelbar in unser
Die Galerie Würthle widmet ihre Schauräume der Kollektivschau eines der bedeutendsten, eindrucksvollsten Malers der jungen Generation: Anton Le h m d e n. Er zeigt an die sechzig Graphiken, Aquarelle und Oelbilder aller Formate: von der kleinen skurrilen Miniatur bis zum großen, impulsiven Repräsentationsbild. Hauptthema ist die Natur, von der der Mensch Besitz ergriffen hat, der er das Wahrzeichen seiner Grausamkeit und Bosheit aufzwingt, so lange bis sie ihn verschluckt — um ihn dann irgendwo, zwischen Geröll und Moos, Steinhalden und wucherndem Gestrüpp verborgen, wieder
Mit dem bürgerlichen Namen heißt er Gustav P e i c h 1, wenn er mit seiner spitzen Feder die Leute an die Wand des Lächelns spießt, nennt er sich I r o n i s m u s. Und das mit gutem Grund. Eine Auswahl seiner mit feinen, wie beiläufig gezogenen Linien zu Papier gebrachter Bosheiten und Sticheleien hing kürzlich (leider nur) zwei Tage in der Galerie St. Stephan. Und zwar wiederum mit gutem Grund, denn das Thema der ausgestellten, kleinen Spott- und. Meisterwerkchen galt eben jenen Meistern, deren Werke sonst .am selben Ort heimisch sind: Den Zeichnern und den Malern der Ultra-modernen,
Die Gesellschaft der bildenden Künstler Wiens zeigt in den neuadaptierten Sälen im 1. Stock des Künstlerhauses die Winter- (und Verkaufs-) Ausstellung 1958: So viele Bilder, so viele Stile, nebst einer Reihe recht bedeutender Stillosigkeiten. Italien ist das Hauptsujet, Ansichten von Torbole, über Chioggia und Sirmione bis Taor-mina in Skizzen, Feder, Spachtel, in Oel und Mischtechnik und Aquarell: auch eine attraktive und ausgedehnte Nordlandreise (Fritz Itzinger) bietet sich neben Stilleben, Blumen und Heimatfluren an, selbst die blaue Nordsee ist samt Schiff in Tempera zu haben. Ein
Vor 400 Jahren starb Kaiser Karl V.: Beherrscher des „Reiches, in dem die Sonne niemals unterging“, und historisches Beispiel eines Monarchen von echtem, tieferfühltem, verantwortungsbewußtem, mit sich ringendem Gottesgnadentum. Die Ausstellung des Kunsthistorischen Museums in.: der. Hofburg gilt einer Persönlichkeit von überragender ethischer Weltschau. Weltschau dehn auch in des Wortes wahrster Bedeutung: weniger künstlerische Dokumente der musealen Malkunst, als die kleinen, die intimen, die persönlichen Spuren und Gegenstände des Gebrauchs, historische Reliquien (die oft
Strukturelle Malerei in der Galerie Sankt Stephan: Der Kärntner Hans Bischofshausen ist auf der Suche nach dem Urzustand einer kristallinischen Aesthetik. Nach außenhin sind seine Werke — weder mit „dem Bild“ noch mit bildnerischen Experimenten vergleichbar — Konstruktionen aus Leinen, Kitt und Farbe, verwegene Stukkaturen aus Leim, Zeitungspapier und Gips, in da sich gelegentlich auch eine Konservenbüchse verirrt haben mag, die drohend ihre Zähne fletscht — oder es sind plastische Ansammlungen von Flächen, oder schlichte, nervös gelagerte Reliefe von zartem Grün, Beige und
Das Oesterreichische Museum für angewandte Kunst zeigt 145 aus eigenen Beständen stammende Holzschnitte von Ando Hiroshige (1797 bis 1858). Welch fremde, eigenartige, geheimnisvolle Welt — und doch zum Greifen nahe! Hiroshige, neben Hokusai Japans bedeutendster Graphiker, führt uns mit leichter Hand in den Zauber eines fernen Alltags, versetzt uns mit seltsamer Vertraulichkeit in die Atmosphäre der ostasiatischen Landschaft. Es sind freundliche, anmutige Blätter, mit zarten, warmen und doch sehr ausdrucksvollen Farben, von anheimelnder Stirn-, mung, ,von still bewegtem , Leben, von
Abstrakte Kunst in der Galerie W o 1 f r u m : am Anfang stehen Leitsätze. Sehr literarische, sehr streitbare, sehr eigenwillige. „Das Abbild starb bei der Geburt des Bildes“, steht da geschrieben, oder „Die Mimik flieht vor dem Gesicht“, oder „Die Konservateure der Kultur sind ihre Totengräber“. Das klingt eindrucksvoll. Dann kommen die Bilder von Walter Kraus. Nicht minder eindrucksvoll. Aeußerst feinfühlige, dann wieder gewalttätige Gebilde, die aus dem Nichts erschaffen, in ein vehementes Dasein der unbegrenzten Möglichkeit hinüberführen, in der jede Form an sich
In der Galerie St. Stephan begegnen wir Bildern zweier deutscher Maler. Lothar Quinte aus Reutlingen bevorzugt Blau. Es tastet sich von Blaugrüngrau über Graublaugrün zu Grüngraublau mit vielen Zwischentönen. Quinte verschmäht aber auch ein leuchtendes Rot und ein sattes, schönes Gelb nicht. Soviel vom Hintergrund. Das Hauptthema indes sind schwarze, nervöse Arabesken, erregende, geheimnisvolle Schriftzeichen, verschlungene, gelegentlich ins Nebelschwadige übergehende Knäuel einer seelischen Zeichensprache. Am besten wirkt es ohne Rahmen, weil es dann unbegrenzt ist und man das