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Das neue Museum der Stadt Wien

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Viereinhalb Jahre Bauzeit, 39 Millionen Schilling investierter Steüergelder und unermüdliche Debatten, die über die Wahl des Platzes die Geister schieden: das ist die nicht mehr ganz neue Historie des neuen „Historischen Museums der Stadt Wien”. Nun steht es, nach den Plänen von Prof. Oswald Haerdtl fertigges|ellt, vom .Herrn Bundespräsidenten, dem Bürgermeister und dem zuständigen Stadt;rat Mandl der Oeffentlichkeit übergeben, nächst der Karlskirche und schlichter, graubrauner Marmorkasten in der Art, wie man bei uns seit Jahr und Tag reichlich retrospektiv Handelskammern, Paradeschulen und Direktionsgebäude baut. In die von Barock und Gründerprunk gezeichnete Umgebung fügt er sich ebenso bedingt ein wie in die Bauweise des zwanzigsten Jahrhunderts.

Das Innere ist sehr geschmackvoll eingerichtet. Die lokalen Reliquien, die in einer größeren Sammlung liebevoll gehegter Viennensia zweifellos sehr kostbar wären, sind für eine Metropole von welthistorischer Bedeutung eher bescheiden, und wirken vor allem als — Dekoration; sind Objekt und Schauschmuck ‘ eines gediegenen Konzepts moderner Raumgestaltung. Man gewinnt den Eindruck einer kostspieligen Ausstellung, die zu irgendeinem festlichen Anlaß zusammengestellt worden ist, um die Geschichte Wiens zu erläutern.

Den zum Schauen und Verweilen einladenden Weg von der Vorgeschichte bis in die jüngste Vergangenheit säumen Schwert- und Lanzenspitzen aus der Zeit der Kelten, eine Kollektion von Hausrat, Grabsteinen ‘ und Werkzeug, wie sie die Römische Periode in ganz Mitteleuropa hinterließ, des weiteren Schilder, Harnische, Karten, Standarten und andere Heroika aus dem in jedem kleinen Museum unzutreffenden Mittelalter. Lokalbedingt ein paar Beutestücke aus der Zeit der abgewehrten Türkenstürme. Schließlich Stiche und Gemälde des Barocks und der josefinischen Epoche, zuletzt eine attraktive Auswahl aus der bildnerischen Jüngstvergangenheit und Gegenwart von Klimt und Schiele über Kokoschka und Boeckl bis zu Hausner und Lehmden.

Von wahrhaft historischer Bedeutung ist eine Anzahl ehrwürdiger, gotischer Sandsteinfiguren und Fassadenbruchstücke des Stephansdoms, die nahezu ein Jahrhundert lang uneingesehen in Magazinen lagerten. Als Originalität kann die naturgetreue Nachbildung eines Zimmers aus der Wohnung von Adolf Loos betrachtet werden.

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