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Das Gespenst Inflation

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Im Libanon hat sich zum Terror der Waffen ein neues Schreckgespenst gesellt: die Inflation.

Gemessen am letzten Stand kostet ein US-Dollar 202 libanesische Pfund. Bis Mitte 1983 war man im Land der Meinung, die tiefe Rezession überwinden zu können. Das war ein Trugschluß.

Der Durchschnittsverdienst liegt derzeit bei 3.200 Pfund im Monat. Viele Frauen können aufgrund der Streßsituation ihre Babys nicht mehr stillen. Ein Kilo Babymilchpulver kostet aber 850 Pfund.

Eine Sekretärin, die bei der Caritas arbeitet und das genannte Gehalt bekommt, muß monatlich 1.000 Pfund Fahrgeld aufwenden. Viele Familien können sich nur noch eine Mahlzeit am Tag leisten. Kinder gehen oft ohne Frühstück zur Schule. Da jede Sozialversicherung fehlt, sind Medikamente oder ein Krankenhausaufenthalt unerschwinglich; das Pfund aber fällt weiter.

Die Welt hilft zwar, aber die Art der Verteilung schafft Probleme. Der Gruppenegoismus dominiert. Jede Gruppe ist sich selbst die Nächste; und dann gibt es noch geheimnisvolle Kanäle, in die so viel verschwindet.

Ein allgemeiner Wunsch aus dem Volk: ein Komitee aus einem neutralen Land müßte die Verteilung der Hilfsgüter übernehmen. Österreich würde man so eine Aufgabe zutrauen.

Der Bürgerkrieg gewinnt an Tücke, Neid, Gier, perfider Verleumdung und Erpressung. In den Kirchen und in den Moscheen rufen die Gläubigen den Höchsten an und bitten um Frieden. Ein frommer, aber begreiflicher Wunsch.

Auf eine gemeinsame Zukunft können die Bewohner des Landes nur hoffen, wenn sich die Christen mit den Moslems arrangieren.

Doch zur Zeit bietet der Libanon nur ein Panorama totaler Zerstörung. Der Krieg hat sich selbständig gemacht.

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