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Kunterbunt

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Die Sezession hat dem Nachwuchs und den vermutlich Begabten die Chance gegeben, ihre Bilder ohne Belästigung durch allzu strenge Juroren auszustellen. Der Erfolg? In der Sezession schaut's jetzt kunterbunt aus. Gute und schlechte Bilder, alte und neue Stilvariationen hängen und stehen wirr durch-und nebeneinander; das reißt zwar nicht gerade zu Begeisterungsausbrüchen hin, wirkt aber auch nicht so gravitätisch und humorlos wie die meisten anderen der Wiener Ausstellungen.

Die Sezession hat sich um neue Mitglieder umgesehen, und sie hat einige gefunden. Siegfried Fischer beispielsweise, der vom Künstlerhaus auf den Getreidemarkt hinübergewechselt ist, verdient von ihr mit Ehren empfangen zu werden: sein Praterbild, eine malerisch sehr feine und formal genau die schwierige Mitte zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion haltende Komposition, gehört nämlich zum Besten, was in dieser Exposition zu sehen ist. Der zweite ehemalige Künstlerhausmann, Paul Meißner, hat einen Halbakt gemalt, der gleichfalls eine Menge anderer Dinge und Bilder hinter sich läßt. Begabt dürfte auch der junge Kärntner Hans Staudacher sein, mag er auch noch nicht recht wissen, Was er eigentlich will. Sergius P a u s e r zeigt eine zauberhafte Reminiszenz an den Allerseelentag, Wilhelm B u rg e r hübsche Landschaften. Kaufmann, Dobrowsky, Pippal, Eisner und andere Anerkannte halten ihr gewohntes Niveau.

Unter den Graphikern sticht das Kleeblatt Walter Eckert, Otto Beckmann, Karl Kreutzberger und Grete Y p p e n sehr entschieden hervor. Insbesondere Eckert hat im Laufe des letzten Jahres Fortschritte gemacht, die fast ans Wunderbare grenzen; seinen Expressionismus hat er endgültig abgelegt, ohne seine Arbeiten ihrer starken inneren Spannung zu berauben. Und Grete Yppen? Blätter wie jenes mit dem „Fischstilleben“ sind in der österreichischen Graphik der Gegenwart eine Besonderheit. Otto Beckmann, dieser noch immer unterschätzte Outsider unter den Wiener Künstlern, frappiert mit einigen vermutlich ironisch gemeinten Steinbaukastenwerkzeichnungen. Hermann W a -1 e n t a betreibt in Kitzbühel moderne Kunst und wird sich demnächst entscheiden müssen, ob er ein Sonderling oder ein Besonderer sein will. Das Zeug hat er zu beidem.

Alexander Wahl stellt nach längerer Pause einige von seinen vorzüglichen Tierfiguren aus; die subtile Material- und Oberflächenbehandlung etwa der „Stier'-Skulptur ist über jedes Lob erhaben.

Im ganzen: eine problematische, aber lebendige Ausstellung.

Die „Gemeinschaft bildender Künstler“ stellt in der Zedlitzgasse aus und beweist, daß sie sich bemüht, nicht im Durchschnittlichen steckenzubleiben. Der Abstand zwischen dieser und den ersten Nachkriegsausstellungen dieses Künstlerbundes ist erstaunlich: von Mal zu Mal wurde der Anteil des Kitsches geringer und der Part de« Brauchbaren größer. Heute hält die „Gemeinschaft* ein durchaus annehmbares und gleichmäßiges Niveau; sie reißt zwar nicht gerade Bäume aus, aber sie malt sie doch recht hübsch (Leopold S c h ö 1 m, Valerie A n d r i k, Franz Lex, Erich Schimon, Vinzenz Szloboda). Wer zu Weihnachten Bilder schenken will und sich nicht ans rücksichtslos Moderne wagt, der möge getrost in die Kunsthalle gehen.

Josef Zinner, ein Südtiroler, zeigt in der Buchhandlung Artaria am Kohlmarkt Landschaften seiner Heimat. Sein Bestreben ist, die Natur detailgetreu abzubilden, und das gelingt ihm ohne Zweifel; Photographien müßten neben seinen Zeichnungen geradezu verschwommen wirken.

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