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Salon Comparaison

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Die Ausstellung des „Salon Comparaison“ in der Wiener Akademie der bildenden Künste, der Initiative von lohann Muschik zu verdanken, gibt einen der möglichen Querschnitte durch das lebendige Kunstschaffen von Paris, ohne dabei irgendwelche Tendenzen besonders herauszustellen. Dies ist nur einer der Vorzüge dieser Ausstellung, deren andere darin liegen, daß sie uns mit dem soliden Generalbaß der in Paris entstehenden Malerei bekannt macht und damit Unterschiede gegenüber unserer heimatlichen Situation sinnfällig werden läßt. Gewiß, es sind hier keine großen Meisterwerke zu finden, und die wenigen bekannten und berühmten Namen: — van Dongen, de Waroquier, Goerg, Poliakoff, Vasarely, Villon — sind nicht mit den besten Werken repräsentiert. Aber der allgemeine Eindruck ist der einer Malerei, die scheinbar selbstverständlich von viel reicheren Voraussetzungen ausgeht als bei uns. Der Ausweg in das Dekorative wird mit mehr Geschmack und Brio vollzogen, die Scherze des „trompe 1' oeil“ mit mehr Esprit, nicht so tierischem Emst und größerem Können als in der „Wiener Schule“. Damit entspricht diese Malerei einer größeren Beweglichkeit der Seele, stärkerer Sensibilität und Empfindsamkeit, wärmerer sinnlicher Beziehung zum Metier und zur Welt. Selbst der Kitsch kann da noch charmant und süß sein, und nicht sauer wie bei uns. Langsam wird es unmöglich, sich auf unsere vielgerähmte „Tiefe“ zu berufen. Was dort ein natürlicher Vorgang scheint und immer war, trug und trägt bei uns meist den Stempel des Widernatürlichen, des Bemühten. In dem gesunden Mittelmaß fallen eintge Namen besonders auf: Baron-Renouard, Yan-k e 1, Mme. Bordeaux Le Pecq, Cadion, Malice, Yvel, Lauzero, Btayer und L e 1 o n g. Hier wird kein Neuland erobert aber Erworbenes wohnlich eingerichtet.

Die Herbstausstellung der Sezession ist so recht geeignet, den Abstand zu der französischen Ausstellung zu verdeutlichen. Die Kollektion Karl Kreutzbergers zeigt einen sehr sensiblen,. ja übersensiblen Maler, der nur durch das Gewicht seiner Veranlagung gehindert wird, zu bedeutenden Leistungen vorzustoßen. Die Zersplitterung müßte lediglich übergreifenden Gedanken weichen, die faszinierte Beschwörung der geistigen Ordnung, einer engeren Beziehung zur Welt, um diese temperamentvolle und leidenschaftliche Begabung zum Tragen zu bringen. Ebenso bei den Radierungen des äußerst talentierten Bildhauers Alfred Hrdlicka. Seine Graphiken, die das leidvolle Erleben der „venus vulgivaga“ darstellen — nicht umsonst wählte er sich als „Heldin“ die amerikanische Heiratsannoncen-Mörderin Martha Beck —, bleiben bei aller sensiblen Schwarz-Weiß-Stufung durch die Corinth-Nachfolge so im Schweiß der Brunst, daß die Form und damit die geistige Ordnung verlorengeht. Trotzdem sind sie eindrucksvolle Illustrationen eines, allerdings begrenzten, Gesichtspunktes. Die Kollektion des Bildhauers Rudolf Schwaige zeigt ein nüchternes Streben nach Bauplastik. In der allgemeinen Sezessionsausstellung schneiden die Senioren D o b r o w-s k y, M a t u 11 a und dann noch Horen-tina P a k o s t a, Alfred Karger, M. Herbert h, Lieselott Beschorner und Friedrich A d u a t z am besten ab.

Gegen die herbstliche Dürre in der Sezession blüht in der Galerie Fuchs die Ausstellung der Gouachen der Präsidentin und Initiatorin des „Salon Comparaison“, der Mme. Bordeaux Le Pecq. Das ist erstaunlich sensible Malerei, weder original noch originell, aber mit unglaublichem Reichtum an Tonalität, Einfühlung in die Landschaft, Anverwand-lung des Motivs, Temperament und Können vollzogen. Damit grenzt sich das lateinische Temperament dieser Künstlerin von dem jungen Schweden Hans Felle n i u s ab, der in der „Kleinen Galerie“ seine Arbeiten zeigt. Bei Fellenius wird — aus nordischer Schwermut oder Schwerfälligkeit — die Landschaft nicht erlebt, sondern unterworfen. Griechenland und Italien gehorchen zu leicht denselben farbig-chromatischen, auf einer Grau-Blau-Ocker-Skala beruhenden Gesetzen wie der hohe Norden. Der Wille zur Struktur und zum Bildbau verbindet sich bei dem sehr jungen Maler noch nicht mit der Demut, das andere zu erleben; seine Bilder sind ein Wille, aber noch kein Weg.

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