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Rundgang durch Wiener Ausstellungen

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Aus den köstlichen Schätzen ihrer graphischen Sammlungen zeigt die „Albe r-t i n a“ in einer von Direktor Dr. B e n e s c h und Dr. Fleischmann vorzüglich zusammengestellten Schau „H auptwerke der Graphik vom Spielkartenmeister bis Rembrand t“, die aus der Zeit von 1430 bis 1660 stammen. Eröffnet wird die geschmackvolle Auslese mit zwei charakteristischen Spielkartenstichen des erwähnten „Spielkartenmeisters“, der etwa Um 1430 die ersten Kupferstiche schuf. Blätter von Schongauer und Lucas van L e y d e n, dessen wundervolle „Kreuz-tragung“ besondere Erwähnung verdient, sind neben den Meisterleistungen von Albrecht Dürer und Rembrandt zu sehen. Einen Leckerbissen für Feinschmecker bilden der nur in einem Probedruck vorhandene Stich Dürers „Adam und Eva“, ferner die prächtigen Blätter „Ritter, Tod und Teufel“ und „Hieronymus in der Zelle“, das köstliche „Hundertguldenblatt“ Rem-brandts, dessen späte Stiche, „Die drei Kreuze“ und „Ecce homo“, unvergleichliche Leistungen des reifen Künstlers, die zu den Gipfelleistungen europäischer Graphik gehören.

In den Räumen der „G esell Schaft zur Pflege der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion“ im Koburgpalais zeigen derzeit zwei führende Graphiker Rußlands eine Auswahl aus ihrem künstlerischen Schaffen. S. J u d o w i n, ein Meister des Holzschnittes, bringt eine Anzahl guter Blätter aus dem jüdischen Kleinstadtleben der zaristischen Zeit, die mit großer Anschaulichkeit das Leben und Treiben der alten Zeit darstellen, sowie von außerorden-lich lebendigen Proben aus seinem Zyklen, in denen die erste Revolutionszeit geschildert wird. G. S. W e r e s k i j nimmt unter den Leningrader Künstlern einen besonderen Rang ein. Ursprünglich Maler, wendete er sich später der Graphik zu und brachte es vor allem auf dem Gebiete der Radierung zu vollendeter Beherrschung der Technik und beachtenswerter künstlerischer Versenkung in das Gegenständliche. Seine besten Leistungen liegen wohl in seiner Porträtgraphik, aber auch die Motive aus der russischen Landschaft sowie Szenen aus dem städtischen Leben sind mit erlesenem Geschmack und technischer Vollendung gestaltet.

Die „N e u e Galerie“ in der Grünangergasse bringt auch in diesem Jahre eine Kollektivausstellung des 1906 verstorbenen Wiener Künstlers Richard G e r s 11, der vor mehr als vierzig Jahren einen künstlerischen Weg beschritten hat, der uns heute als ganz modern anmutet. Diesmal kamen einige noch nicht gezeigte Bilder hinzu, während andere ausgeschaltet wurden. Immer wieder steht man verblüfft vor der malerischen Kraft dieses tragischen Menschen und Künstlers, der seinen Zeitgenossen fast unbekannt geblieben ist, immer wieder wird man erschüttert durch seine Selbstbildnisse, in denen das ganze Leid dieses seltsamen Künstler! zum Ausdruck kommt.

Dieser malerischen Schau ist eine P. A 11 e n-berg-Ausstellung angegliedert, die einen tiefen Einblick in das Wesen dieses eigenartigen Wiener Dichters gibt und über den Rahmen einer skurrilen Persönlichkeit hinaus den tiefempfindenden Menschen zeigt. Es ist ein Handschriftennachlaß, vermehrt um Bilder und Graphiken, der den Kennern P. Altenbergs manch Neues zu bringen vermag.

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