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Erd- und zeitverbundene Bilder

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Dalmatien ist das Thema dreier Maler, die in der Staatsdruckerei in der Wollzeile ausstellen. Franz Molt, Max N e u b ö c k und Hans S t au- ff ach er waren im vergangenen Winter Gäste eines österreichisch-jugoslawischen Mäzens so etwas gibt es also noch. Die Früchte dieses Winters sind nun dem Publikum zugänglich gemacht worden. Zu früh, wie es scheint; denn das meiste ist noch nicht ganz ausgereift. Alle drei, so hat man den Eindruck, malen zuwenig aus der Erinnerung und sind zu stark der Oberfläche des Augenblicks verhaftet. So entsteht zwar in den meisten Fällen ein lebendiges Dalmatien und das läßt sich durchaus sehen, keineswegs aber Kunst. Mit einer Ausnahme freilich: Hans Stau- dacher erreicht in seinen Tuschzbichnungen etwa: „Marktleben in Dubrovnik" oder „Sonnenaufgang in Orebic", besonders aber in „Verregneter Markt, Dubrovnik" und „Weingärten und Oelbäume, Orebic" eine starke und sehr persönliche Aussage, die nicht nur die Oberfläche, sondern auch das Erlebnis des Augenblicks vermitteln kann. Di anderen Techniken Kaltnadelradierung und Monotypie liegen Staudacher nicht ganz so. Nur in seinen Oelbildern erreicht er noch die Ausdrucks- fähigkeit seiner Tuscharbeiten. Die drei Dubrovnik Bilder, aus deren winterlichem Himmel eine blinzelnde Altdorfer-Sonne bricht, haben farblich sehr viel zu geben. Hier leuchtet, lebt und funkelt alles, und man fühlt sich mit einbezogen in einen kalten, klaren Tag des Südens. Schon allein in den Farben haben Molt und Neuböck lange nicht so viel zu bieten. Molts Aquarelle führen zu der Erkenntnis, daß gerade das Meer sich einer Wieder“ gäbe in Wasserfarben entzieht, und auch Neu- böcks Oelbilder halten den Vergleich mit der Natur und auch mit Stauffachers Arbeiten nicht aus.

In der Neuen Galerie in Wien I, Grünangergasse 1, ist eine Ausstellung des malerischen Oeuvres von Josef Schari zu sehen. Schari, 1896 in München geboren, lebt seit 1939 ständig in Amerika. Seine Bilder zeigen eine eigenartige Mischung bäuerlicher Erdverbundenheit mit intellektueller Gestaltungsgabe. Das eine oder andere seiner Gemälde, so „Sonnige Landschaft" und „Dämmerung", erinnern an die Gedichte des Spaniers Federico Garcia Lorca, die neben erd- haften auch mythische und surreale Elemente enthalten. In diesem „spanischen" Sinne könnte man Schari als Romantiker bezeichnen, der sich der zeitgemäßen Stilmittel des Kubismus und Expressionismus bedient, die er sich in sehr persönlicher Art zurechtbiegt. So entstehen seine eigenwilligen Bilder, Porträts, die Albert Einstein, einen „Wasserspeier" oder den „Toten Soldaten" zeigen und Landschaften, die er in kleine Felder, Gevierte und Ellipsen gliedert. Es überrascht, daß ‘ sich Schari in seinen Farben viel weiter vom Gegenstand zu lösen vermag als in den Formen, ‘ . die er nur zuweilen zu harter, unmittelbarer Aus-sage zusammenzieht und verdichtet. Schari, tief in bäuerlicher Tradition verwurzelt, scheint sich in i jedem seiner Werke aufs neue gegen die über- i mächtigen Einflüsse zeitgemäßer Stilmittel, die sich i jedem aufnahmefähigen Künstler anbieten, zu t wehren und ihnen dann, nach intensivem Ringen, , doch zu erliegen, ohne — wie dies etwa Lorca , „im Schlaf" gelang — immer eine endgültige Synthese zu finden. Ein interessanter Absorbations- prozeß zeichnet sich hier ab, der die Ausstellung 1 ungemein sehenswert macht.

Oskar M a t u 11 a und Stephan P r a s c h 1 zeigen 1 ihre Arbeiten im Souterrain der Wiener Sezession. Praschl ist durch einige treffliche Monotypien zu c nennen sind: „Rote Papageien" und „Giraffe" und einige schwächere Oelbilder vertreten. Oskar f Matulla fällt durch die Vorexerzierung einer Reihe selten geübter Techniken auf: Siebdruck, 1 Schablonendruck, Farblithographie. Deutlich wird l auf seinen Bildern „Katalonien", „Sachsengang", 5 „Echsen", „Antilope" die Beschränkung auf i wenige wesentliche Farben und Formen, di : schließen läßt, daß hier sehr viel Arbeit dahinter-steckt.

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