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„Religio 61“ im Grazer Künstlerhaus

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So nennt sich eine sehenswerte Ausstellung zeitgenössischer christlicher Kiast in. der--Steiermark; m pnätaltet vom Steiermärkischen 1-i Kuüst- reffr’Wet’kbbnd (imisG rMJr .-.Kj&ghf 1 e r h a u s). Der Titel dieser Schau ist aul den ersten Blick attraktiv, gibt aber zt Fehldeutungen Anlaß. Was hier gezeigt wird, hat weder mit Avantgarde viel zu tun noch will es einen erschöpfenden Einblick in all die vielfältigen künstlerischen Äußerungen zum christlichen Thema in dieser unserer Zeit geben. Was die Ausstellung aber in Wirklichkeit dem Beschauer bietet, das ist ein geschlossenei und gründlicher Überblick über die Manifestationen künstlerischen Ringens und Gestaltens an Hand des religiösen Vorwurfs, wie sie in der Steiermark heute in stattlicher Zahl und beachtenswertei Qualität vorliegen.

Die gut und übersichtlich gestaltet Ausstellung zeigt, daß das Gros der im Werkbund vereinigten Künstler sich ebenso vom eintägigen Experiment wi vom gedankenlos übernommenen, faden Klischee fernzuhalten versteht. Sie zeigt ferner, daß manche Künstler in psychologisch taktvoller Weise dem konservativen Empfinden der Landbevölkerung entgegenzukommen trachten, ohne daß sie dabei einen billigen Pakt mit blassem Devotionalienkitsch schließen. Die äußerste Grenze des künstlerisch noch Vertretbaren bezeichnen hier die auf allzu große Lieblichkeit und Herzigkeit abgestimmten Plastiken Alfred Schlossers. Sieht man von diesem Extremfall ab (der natürlich auch eine Geschmacksfrage darstellt), so ist das, was sich sonst um den Meister Szyszkowitz in mannigfaltigen Farben, Klängen und Formen gruppiert, ein Beweis für die Vielfalt und den Ernst künstlerischer Auseinandersetzung mit dem christlichen Glaubensgut, Es ist nicht möglich, auch nur annähernd allen ausgestellten Werken gerecht zu werden. So sollen einige besonders eindrucksvolle Arbeiten wenigstens erwähnt werden: Der Bildhauer Silveri ist mit den Modellen zu den Eisentoren der neuen Andritzer Kirche und Fragmenten des nicht ausgeführten Donawitzer Altars repräsentativ vertreten, Szyszkowitz selbst bietet einen gut gewählten Überblick an Hand von Gemälden (besonders schön die „Kluge Jungfrau“), Glasfenstern und Holzschnitten. Die Reihe der Glasmalereien (meisterhafte Entwürfe von Wickenburg und Felfer) wird durch ein kleines, inniges Werk Margret B i 1- g e r s schön ergänzt. Der Bogen reicht von dem einzigen abstrakten Bild Pipo P e t e 1 n s und Rogiers surrealistischen Apokalypsepferden über Augustiners farbenloderndes „Paulusleben“, die ikonenhaften Bilder Zagorodni- k o w s und zwei Gemälde von Hans F r o n i u s bis zu den großlinigen, handfesten Arbeiten Osterriders, den zartgeritzten figuralen Chiffren MayerBecks und den Hinterglas-Kreuzweg- bildern von Franz Weiß. Von besonderer foiDjaler -Kraft .ist ein prächtige Gpjbeliiv „BrotVermehrung", von Edith Mayer. —,, An der ..Spitze der Bildhauerarbeiten .steht. Walter Ritters „Schmerzensmann“, eine kleine Bronzeplastik von ergreifender und erschütternder Intensität. Daneben noch Ulf Mayers mädchenhafte Immakulata und ein schönes Messingkruzifix, ferner eine wohlgeformte, etwas glatte Holzplastik, „Mater ecclesia“, von Erich Unterweger und mehrere eindringliche Holzreliefs von Alexander Wahl.

Edith F e 1 i c e zeigt eine etwas gewollt wirkende, in zarten Farben und mehreren Schichten gehaltene, weitgehend abstrahierte Keramikmadonna, die für die Aufstellung im Freien bestimmt ist: als Ersatz für die Lourdesmadonna gedacht, mag sie in der Naturkulisse eines Gartens zweifellos stärker wirken, als hier im geschlossenen Raum. Sehr gute Photos von Details neuer Kirchenbauten in der Steiermark ergänzen aufs beste die gelungene Schau, der man nur das Interesse weiter katholischer Kreise wünschen möchte.

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