(Oper Graz; „Lohengrin" von Ri- chard Wagner) Die Ära Gerhard Brunner-Gundula Janowitz begann mit einer Herausforderung, näm- lich mit Ruth Berghaus' radikaler Demontage landläufiger Wagner- Mythen: ein sehr hermetischer „Lo- hengrin", von dem erwartungsge- mäß Denkanstöße sonder Zahl mit Kombinations- und Interpreta- tionsvorschlägen ausgehen und der ein spannendes Rätselraten um die Bedeutung praller Symbole auslöst.Es geht um die totale Entzaube- rung dieses Opernkomplexes aus Historie, Märchen und Tiefenpsy- chologie, die zwar hart, aber nicht immer konsequent eine gewohnte
(Opernhaus Graz; „Otello" von Giuseppe Verdi) Zum zweiten Mal gelang es, Hunderte von Gymnasiasten in Stadt und Land zu aktiver Vorbereitung auf eine Verdi-Oper zu mobilisieren. Fächerübergreifend machten sich ganze Klassen mit Bühnenbildfragen, Textproblemen, Vergleichen von Shakespeare mit Verdi, von Verdi mit Rossini vertraut.Giancarlo del Monaco, Sohn des legendären Otellos der Nachkriegszeit, leistete solide Regiearbeit, konnte aber keine Wunder wirken: vier Akte in nächtlichem Dunkel oder in fahler Dämmerung, mit ein paar Fackeln oder einem Streifen Mondlicht,
(Schauspielhaus Graz, steiri-scher herbst; „Grüße aus There-sienstadt“ von Ulrike Migdal) Bei der außergewöhnlichen Er-öffnung des Festivals in den Gefängniskasematten des Grazer Schloßbergs wurde nochmals das Generalthema des Mahnjahres aufgerufen. Wider die „Blockade der Erinnerung“ erklang das „Dachaulied“, mit dem Herbert Zipper einen Text seines Mithäftlings Jura Soyfer einst vertont hatte.Ulrike Migdal hatte über die von ihr herausgegebenen Couplets, Lieder und Satiren aus der „Freizeitgestaltung“ der Häftlinge des Vorzeigeghettos There-sienstadt Sketches,
(steirischer herbst, Schauspielhaus-Probebühne, Graz; „Happy Baby“ von Max Gad) Dem Vernehmen nach soll sich der Autor (ein unerkannt bleiben wollender Grazer Kulturjournalist) von der Interpretation seines Stückes distanziert haben. In der Tat wirkt die Uraufführung (Inszenierung Eduard Miler) wie die einbahnige Digestfassung des Buches. Während der Autor das Problem der Entfremdung in einer denaturierten Zivilisation viel genereller faßt und die Einengung auf das Gastarbeiterthema vermeidet, reduziert der Regisseur seine — allerdings spannende — Version auf die linear
Gast im samstäglichen Mittagsjournal (10. 8., öl und 03) war Landwirtschaftsminister Günther Haiden. Vom „Weinskandal” war dabei oft die Rede, aber nur auf Seiten der Interviewer. Haiden vermied das skandalöse Wort geflissentlich und sprach lieber von „Umständen, wie sie jetzt vorliegen”. Den eigentlichen Skandal machte er bei den deutschen Medien aus.Das passende Ministervokabular lieferten stattdessen vietnamesische Flüchtlingskinder („boat people”) in .Zickzack” (9. 8., 03). Das Jugendmagazin berichtete über ihren Österreich-Aufenthalt und ihre Sprachschwierigkeiten.
Person statt Programm! Unter dieser Devise werden die Wiener Rathaussozialisten mit großer Wahrscheinlichkeit bereits im kommenden Frühjahr in Wien wählen lassen.Der neue Bürgermeister Helmut Zilk konnte die Partei relativ rasch davon überzeugen, daß er ein von der Bevölkerung gewählter Bürgermeister sein möchte. Die Partei hat dem indirekt bereits zugestimmt. Der neue SPÖ-Zentralsekretär Peter Schieder meinte, man könne Zilk einen derartigen Wunsch kaum verwehren.Zilk ist für die Sozialisten — aber nicht nur für sie — ein Phänomen. Für Zilk gilt zwar auch das
Die Postenvergabe nach dem Parteibüchel findet Wiens neuer Bürgermeister ,jzum Kotzen". Und vor dem Gemeinderat sagte Helmut Zilk wörtlich: ,Jch werde gegen Unkorrektheit, mangelndes Engagement und gegen die Einstellung, daß man nichts machen kann, an-kämpfen."Der Mann, der solch hehre Worte spricht, sagte aber auch, man dürfe bei der Bestellung des Wiener Festwochenintendanten seiner Favoritin nicht das „Aus-schreibungs-Kasperlthea-ter" zumuten.Was heißt das? Zilk ist für mehr Demokratie dort, wo sie ihm nutzt, Zilk beurteilt demokratische Normen nach seinen persönlichen Vorteilen.
(„steirischer herbst", Haus der Jugend, Graz; „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt" von Luna Alca-lay) Als halbes Kind noch (sie starb mit 18 Jahren im Lager Mi-chailowka) hatte das jüdische Mädchen Selma Meerbaum zarte, von Liebes- und Lebenssehnsucht erfüllte Gedichte verfaßt, die erhalten blieben. Die in Wien lebende Luna Alcalay hat sie in Musik, Dieter Kaufmann und sein K & K Experimentalstudio haben sie in Szene gesetzt.In akustischer und optischer Brechung durch Schattenriß, Monitor, Tonbandeinspielung, „live"-Stimmen als Gesang und Rezitation werden die berührenden Verse
Die sozialistischen Gewerkschafter fürchten sich vor der Arbeiterkammerwahl am 8./9. April. Die Devise lautet: je geringer die Wahlbeteiligung, desto günstiger für die SPÖ. Das dürfte auch der Grund dafür sein, daß der Wiener SPÖ-Ob-mann, Bürgermeister Leopold Gratz, sich weigert, das „Dreieckständerverbot" für den AK-Wahlkampf aufzuheben. Rechtlich ist Gratz gedeckt. Die seinerzeitige Volksbefragung gegen diese Plakatständer in der Bundeshauptstadt sieht eine Ausnahme nur für allgemeine Wahlen vor, nicht jedoch für AK-Wahlen.Die Begründung, mit der Gratz das
(steirischer herbst, Palais At- tems, Graz; „Krapp’s Last Tape“ und „Das letzte Band“. Malersaal Graz; „Katastrophe“ und „Was Wo“ von Samuel Beckett) Bek- kett hat dem „steirischen herbst“ ein Stück zur Uraufführung überlassen: ein Grund, mit „Krapp“ vorher einen kurzen Blick zurück zu tun auf die Avantgarde der späten fünfziger Jahre. Der Vergleich des Originals (Regie E. Breisach) mit der deutschen Fassung (Regie H. Hartwig) zeigt, daß der vom Autor minutiös fixierte Vorgang doch noch Spielraum läßt: geringfügige Varianten bedeuten auch schon eine andere
(Schauspielhaus Graz, Probebühne, „Endlich Ruhe" von Reinhard P. Gruber; Gastspiel des Volkstheater Wien — Uraufführung.) Eine deutlich an Genets „Zofen" orientierte Figurenkonstellation als thematischer Ansatz zeigt, daß aus den drei Akten des Grazer Autors Reinhard P. Gruber allerlei hätte werden können.Daß diese verbal recht kräftigen Szenen aus einer Alten-Wohngemeinschaft von vier lesbischen oder bisexuellen Eman-zen, die sich eine masochistische, aber profitorientierte „Bonne" halten, doch nur zu einem flauen, unbefriedigendem Theaterabend reichten, ist zum
„Wir wollen nicht bloß einen Höflichkeitsbesuch beim Geldgeber, dem Steuerzahler, machen. Wir wollen ihm unsere beste Leistung präsentieren“: Einer der Stars der Burg-Tournee durch Österreich, Muliar, formulierte, worauf es bei dieser ersten Reise eines Bundestheaters durch die Bundesländer ankommt, auf die viel geforderte Öffnung der Bundestheater für weite Kreise, die sonst nie Gelegenheit haben, Theater zu sehen, aber auch auf die Uberwindung der „Schwellenangst“ bei manchen Bevölkerungsschichten. Insgesamt 24 Orte, nur wenige davon haben Theater oder gar eine
Der Lärm, der von konservativer und progressiver Seite um den „steirischen herbst“ geschlagen wurde und die diversen Aktionen gegen, sowie die personellen Geschehnisse um das Steiri-sche Festival der Moderne haben zumindest ein Gutes gehabt: der Betrachter wird nicht mehr „geleitlos“ mit eventuellem Schock konfrontiert. Vor- und Informationsprogramm sollen sanft propädeutisch zum Eigentlichen hinführen. So wird etwa das Scapi-no-Ballett, Amsterdam, das das Modern Dance Festival eröffnet, schon eine gute Woche vorher eine Demonstrationsgruppe in Schulen und Jugendzentren entsenden
In den Räumen der österreichischen Gesellschaft für Musik (Hanuschgasse 3) wird am 3. Februar um 20 Uhr in Zusammenarbeit mit der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft ein Abend zur Erinnerung an den großen rumänischen Komponisten George Enescu veranstaltet, in dessen Rahmen Ricardo Od-noposoff aus seinen persönlichen Erinnerungen an den Komponisten erzählen und zusammen mit Eduard Mrazek eine Violinsonate zum Vortrag bringen wird.Das weitere Februarprograw.m sieht am 5. Februar eine Begegnung mit neuer türkischer Musik vor, die von dem Direktor für westliche Musik von Radio
An welchem Oktobersonntag die rund 300.000 Tiroler Wahlberechtigten über die Neuzusammensetzung des Tiroler Landtages entscheiden werden — das wissen allein Tirols Landeshauptmann Wallnöfer und ein paar seiner engsten Vertrauten. Die Tiroler Sozialisten wissen es jedenfalls nicht, und darum sind sie und ihre Parteifreunde in Wien mißgelaunt.
Nach der ersten Woche der Budgetdebatte im österreichischen Nationalrat, der letzten großen parlamentarischen Konfrontation der Parteien vor den Nationalratswahlen, läßt sich erkennen, daß die sozialistische Taktik neu ist. Die ÖVP ließ sich von der „sanft“ gewordenen SPÖ freilich nicht einschläfern; gab sie sich auch nicht so forsch, wie dies manche wollten, so gelang es dem ÖVP-Klub doch, Leben in die Debatte zu bringen.Den Anlaß und das Material zu offensivem Vorgehen lieferte die SPÖ selbst: den Konflikt Kreisky— Pittermann, der überdeutlich in der Debatte des ersten und
Unermüdlich sind die Grazer „Spielvögel” in ihrem Keller: immer wieder bringen sie neue und meist auch sehenswerte kleinere Produktionen zeitgenössischer Autoren. Diesmal ging es um Cocteau und Hildesheimer. Ein kurzes annamiti- sches Drama •— „Die zu Unrecht verdächtigte Gattin” — wurde in der Nachdichtung Jean Cocteaus und durch die hervorragende Regie Herbert Platzers zu einem eindrucksvollen Erlebnis für den Zuschauer, der durch die rituelle monotone Starre von Diktion und Bewegung hindurch den tragischen Gefühlwert des Gedichts um so stärker spürte. — „Das Opfer
Ob Surrealismus und Pop-Art legitime Nachfahren des Dadaismus sind oder sich wesentlich voneinander unterscheiden — das ist die Frage, die durch eine Ausstellung, „dada — bis heute“ in der Grazer Neuen Galerie, aufgeworfen wird. Dada war aggressiv, ein einziger Protest. Diese polemische Tendenz aber fehlt den Surrealisten, die von Freud herkommen, ebenso, wie dem weit verbindlicheren und gemütlicheren Pop-Artisten. Walter Kasten, der Leiter der Neuen Galerie Linz, der die Ausstellung zusammenstellte, ist da anderer Ansicht: er möchte zeigen, daß Dada seit fünfzig Jahren weiterlebt
Slovenj Gradec, das alte Windischgraz, ist dem Musikfreund als Geburtsort Hugo Wolfs bekannt. Nur wenige Fachleute aber werden gewußt haben, daß Windischgraz auch die Heimat zweier bedeutender Barockmaler ist. Die offizielle Kunstgeschichte hatte sich kaum mit den beiden Künstlern, Franz Michael Strauss (1674 bis 1740) und seinem Sohn Johann Andreas Strauss (1721 bis 1783), beschäftigt. Die genaue Erforschung der Tätigkeit dieser unter-steirischen Maler verdankt man slowenischen Kunsthistorikern, die die Resultate ihrer Arbeit voriges Jahr in einer Ausstellung in Windischgraz vorführten.
Das Spezialistentum hat vor der Musikwissenschaft nicht Halt gemacht. Der Name eines Gelehrten ist auch auf diesem weitverzweigten Gebiet in den meisten Fällen mit einem bestimmten, von ihm behandelten Objekt quasi identisch geworden: So etwa Pohl mit Haydn, Köchel und später Einstein mit Mozart. Für jeden, der Schubert liebt und kennt, sind die Buchstaben OED ein Begriff von ähnlicher Bedeutung, die Initialen von Otto Erich Deutsch, der am 5. September seinen 80. Geburtstag begeht.Der seit 1952 wieder in Wien ansässige , Privatgelehrte hat, wie so viele der besten Köpfe Österreichs,
So nennt sich eine sehenswerte Ausstellung zeitgenössischer christlicher Kiast in. der--Steiermark; m pnätaltet vom Steiermärkischen 1-i Kuüst- reffr’Wet’kbbnd (imisG rMJr .-.Kj&ghf 1 e r h a u s). Der Titel dieser Schau ist aul den ersten Blick attraktiv, gibt aber zt Fehldeutungen Anlaß. Was hier gezeigt wird, hat weder mit Avantgarde viel zu tun noch will es einen erschöpfenden Einblick in all die vielfältigen künstlerischen Äußerungen zum christlichen Thema in dieser unserer Zeit geben. Was die Ausstellung aber in Wirklichkeit dem Beschauer bietet, das ist ein
Seit mehr als zehn Jahren zieren die Glasfenster des Wahlösterreichers Albert B irkle die gotische Architektur der Grazer Stadtpfarrkirche. Sind diese älteren Arbeiten — zu denen in Steiermark auch die Fenster in KnitteJfeld gehören — noch in der traditionellen, aus dem Mittelalter stammenden Technik mit verbleiten Glasscheiben ausgeführt, 60 soll die neue Kirche in Graz-Wetzelsdorf bereits das neue Verfahren zeigen, dem Birkle sich seit einigen Jahren ergeben hat. Es ist dies die Schwerglastechnik, die sich gerade für moderne Kirchenbauten besonders gut eignet: an die Stelle der
Abseits vom Getriebe der Europäischen Theaterausstellung und der bevorstehenden Eröffnung von Burg und Oper begibt sich auch in Graz ein allerdings bedeutend bescheideneres lokales Ereignis: die Sonderausstellung des Stadtmuseums „Oesterreichisches Theater in Vergangenheit und Gegenwart“. In sieben Räumen des Schlosses Eggenberg stellt der Kunsthistoriker Dr. Andorfer mit zahlreichen Leihgaben hiesiger und Wiener Sammlungen die Entwicklung des österreichischen Theaters in Andeutungen dar. Der Ueberblick über das Barocktheater ist nicht sehr reichhaltig, bietet aber als interessanten