Die sozialistischen Gewerkschafter fürchten sich vor der Arbeiterkammerwahl am 8./9. April. Die Devise lautet: je geringer die Wahlbeteiligung, desto günstiger für die SPÖ. Das dürfte auch der Grund dafür sein, daß der Wiener SPÖ-Ob-mann, Bürgermeister Leopold Gratz, sich weigert, das „Dreieckständerverbot" für den AK-Wahlkampf aufzuheben. Rechtlich ist Gratz gedeckt. Die seinerzeitige Volksbefragung gegen diese Plakatständer in der Bundeshauptstadt sieht eine Ausnahme nur für allgemeine Wahlen vor, nicht jedoch für AK-Wahlen.
Die Begründung, mit der Gratz das Nichtaufstellen-lassen der Dreieckständer verteidigt, spricht nicht von ausgeprägtem Demokratieverständnis. Gratz meinte, Wahlkämpfe für ^\rbeiter-kammerwahlen sollen in erster Linie in den Betrieben geführt werden. Da verwechselt der Wiener SPÖ-Obmann Betriebswahlen mit den überregionalen Arbeiterkammerwahlen.