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Dada — bis heute

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Ob Surrealismus und Pop-Art legitime Nachfahren des Dadaismus sind oder sich wesentlich voneinander unterscheiden — das ist die Frage, die durch eine Ausstellung, „dada — bis heute“ in der Grazer Neuen Galerie, aufgeworfen wird. Dada war aggressiv, ein einziger Protest. Diese polemische Tendenz aber fehlt den Surrealisten, die von Freud herkommen, ebenso, wie dem weit verbindlicheren und gemütlicheren Pop-Artisten. Walter Kasten, der Leiter der Neuen Galerie Linz, der die Ausstellung zusammenstellte, ist da anderer Ansicht: er möchte zeigen, daß Dada seit fünfzig Jahren weiterlebt und nur die Formen sich ein wenig geändert haben.

Wie dem auch sei, die Grazer Ausstellung, die vorher bereits in Alpbach und Linz gezeigt worden war, ist jedenfalls eine höchst instruktive Dokumentation und bietet einen didaktisch wohlaufgebauten Überblick über ein halbes Jahrhundert Außenseiterkunst. Mit Kurt Schwit-ters, der vor 47 Jahren die Parole ausgegeben hatte: „Nun beginne man die Materialien miteinander zu vermählen!“, beginnt die Darstellung der Ur-Dadaisten mit ihrer — besonders in der deutschen Linie — deutlich politisch-anarchistischen Tendenz (Grosz, Hausmann, Dix, Max Ernst). Verbindungslinien zu Paul Klee, zu Miro und Dali werden gezeigt, und Marcel Duchamp kommt als Zerstörer von scheinbar unbedingt Zusammengehörigem gut „zu Wort“. Der Bogen der Ausstellung ist ebenso wie der des ganz ausgezeichnet redigierten Katalogs weit gespannt. Er reicht bis zu den Assoziationsspielen des Wieners Curt Stenvert, der mit vielen Beispielen vertreten ist, und bis zu den jüngsten Versuchen der Op-Art und der Kinetik. Im ganzen handelt es sich bei dieser Schau um einen guten Einblick in das Vielerlei der Richtungen und der Tendenzen nicht abstrakter Kunst unserer Zeit: ein didaktisches Unternehmen, das dem Informationsbedürfnis des Publikums sehr entgegenkommt

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