6944451-1983_39_11.jpg
Digital In Arbeit

Poesie im Raum

Werbung
Werbung
Werbung

(steirischer herbst, Palais At- tems, Graz; „Krapp’s Last Tape“ und „Das letzte Band“. Malersaal Graz; „Katastrophe“ und „Was Wo“ von Samuel Beckett) Bek- kett hat dem „steirischen herbst“ ein Stück zur Uraufführung überlassen: ein Grund, mit „Krapp“ vorher einen kurzen Blick zurück zu tun auf die Avantgarde der späten fünfziger Jahre. Der Vergleich des Originals (Regie E. Breisach) mit der deutschen Fassung (Regie H. Hartwig) zeigt, daß der vom Autor minutiös fixierte Vorgang doch noch Spielraum läßt: geringfügige Varianten bedeuten auch schon eine andere Sicht der Interpretation. Die englische Aufführung gibt sich mehr als elegisches Melodram, die danach gespielte deutschsprachige will nicht auf angedeutete Clownerie und stärkere Akzente verzichten.

„Katastrophe“, ein äußerst dichtes Kurzstück von hohen poetischen und humanen Valeurs, läßt an den Menschenstrunk in Becketts Roman „L’Innommable“ (Der Namenlose) denken. Die Beziehung zur (grausamen) politischen Wirklichkeit wird deutlich durch die Widmung des Werkes „Für Vaclav Havel“. Diesem, als österreichische Erstaufführung gezeigten Text liegt, wie dem danach ur- aufgeführten „Was Wo“ die Situation einer Stückprobe zugrunde. Auch ohne „erklärwütig“ zu sein, kann man den mitgemeinten Bezug zur Vergewaltigung des Menschen, dort in einem Schau- Prozeß, hier in einem streng symmetrisch, strophenförmig mit Refrain gebauten Jahrlauf der Folterung, nicht übersehen. Kurt J. Schildknechts Inszenierung war um präzis gezieltes Gebärdenspiel bemüht.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung